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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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in Kopfhörer mit Mikrofon brabbeln und Computertastaturen leise klicken. Das Brummen der Leuchtstoffröhren an der Decke war das lauteste Geräusch im Raum. Es war still wie in einem dämlichen Versicherungsbüro und sah auch genauso aus.
    Ein paar Gesichter würde er noch kennen. John Walters, Mark Baker, Stuart Angert und Lydia Ames, die jetzt das Lokalressort leitete. Die meisten Männer, die in den Fünfzigerund Sechzigerjahren eingestellt worden waren, hatten in den letzten Monaten die Möglichkeit genutzt, mit einer Abfindung in Rente zu gehen, da sie nicht mehr mit ansehen konnten, wie sich das Blatt infolge der neuesten Modernisierung von Winston Wrigley III. veränderte. Wir verloren auch eine Menge Kollegen, die erst seit zehn oder zwanzig Jahren dabei waren.
    Die Auflage war gefallen, und Wrigley griff zu verzweifelten Maßnahmen. In den vergangenen Monaten hatten auf der ersten Seite jeder Rubrik Bilder mehr Raum eingenommen als Text. »Wovor haben wir eigentlich Angst - vor Lesern?«, hatte ein Redaktionsveteran zu mir gesagt, ehe er ging. »Wenn es
so weitergeht, verteilen wir bald Buntstifte an neue Abonnenten.«
    Ein weiterer Plan beinhaltete, die Artikel auf ein Format von zwei Spalten zu begrenzen. Na gut, das ist jetzt übertrieben, aber wie einer meiner Kollegen sagte: »Früher hatten wir Koteletten, die länger waren als diese Artikel.«
    Der Zeitung wäre es noch schlechter gegangen, wenn Wrigleys Vater nicht vorhergesehen hätte, dass sein Nachfolger seiner Position nicht gewachsen sein würde. Obwohl er seinen Sohn selbst in hohem Maße verwöhnt hatte, war er gegen Ende seines Lebens nicht mehr ohne weiteres bereit, die Schwächen seines einzigen Kindes zu entschuldigen, und verlor die Geduld gegenüber dem mangelnden Urteilsvermögen seines Sohnes. Er brachte es zwar nicht übers Herz, ihm die Position zu versagen, die seit zwei Generationen von Männern namens Winston Wrigley eingenommen wurde, doch er sorgte dafür, dass Wrigley III. nicht so viele Anteile erbte, dass es für eine Kontrollmehrheit im Verlag reichte, und richtete einen verlegerischen Aufsichtsrat ein, vor dem sein Sohn sich verantworten musste.
    Wrigley war nicht gerade subtil von diesem Aufsichtsrat genötigt worden, mich an Bord zu behalten, und John Walters stärkte mir den Rücken - eine Loyalität, die ich mir weiterhin täglich zu verdienen versuchte.
    Um die Kosten zu drosseln, bestand Wrigley darauf, dass John die alten Kämpen, die die Zeitung verließen, durch frisch von der Journalistenschule kommende Jungreporter ersetzte. Ich hatte nichts dagegen, mit diesen Neulingen zu arbeiten, aber ich erwartete nicht mehr, sie näher kennen zu lernen, weil uns die meisten nach ein paar Monaten verließen, um bei größeren Blättern einzusteigen. Wir wurden immer mehr zu einem »Zeitungskindergarten« - einem Ausbildungsprogramm für Leute, die dann bei anderen Blättern den Pulitzerpreis holen würden. Das war ein weiterer wunder Punkt bei den älteren
Kollegen. Sie hatten langsam keine Lust mehr, Zeit und Mühe dafür zu investieren, Leuten das Handwerk beizubringen, die in nicht mal einem Jahr verschwunden sein würden.
    Meine Toleranz - und meine Freundschaft zu Lydia, die die Reporter für allgemeine Aufgaben unter sich hatte - hatte mir die Aufsicht über zwei dieser Grünschnäbel eingebracht: Hailey Freed und Ethan Shire. Man hatte ihnen Schreibtische in der Nähe von mir zugewiesen. Als ich mich an diesem Morgen in meinen Computer einloggte, wurde ich schon müde, wenn ich nur an sie dachte.
    Sie hatten im selben Jahr an der Fakultät für Journalismus der Las Piernas University ihren Abschluss gemacht, besaßen eine Menge Selbstvertrauen und konkurrierten miteinander auf Teufel komm raus, aber sonst waren sie so verschieden wie Tag und Nacht.
    Manchmal hätte ich mir gewünscht, sie wären nicht ganz so selbstsicher gewesen. Hailey war praktisch fest davon überzeugt, dass zwei Jahre bei der Studentenzeitung und ein Praktikum im Sommer ihr bereits alles vermittelt hatten, was man wissen musste, und man sie in Ruhe lassen solle, damit sie Fossilien wie mir den Journalismus aus den Krallen reißen, unsere antiquierten Methoden hinter sich lassen und die Zeitung fit fürs einundzwanzigste Jahrhundert machen konnte. Sie sagte mir immer wieder gern, wie sehr ihr mein Journalismus der alten Schule missfiel. Klare Sprache, ausgewogene Berichterstattung, Recherchieren von Fakten - wie langweilig. Wenn sie mit ihrer

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