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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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und gab ein Zeichen. Die Beamten gingen mit gezogenen Waffen auf den Hauseingang zu, Malbek und Lüthje dicht hinter ihnen.
    Der Hausflur war durch indirekte Beleuchtung in warmes Licht getaucht, getrocknete Blumen waren in schlichten weißen Bodenvasen drapiert. Herbstliche Blattgestecke standen vor Wandspiegeln und korrespondierten mit den rötlich schimmernden Marmorkacheln des Fußbodens. Es duftete betäubend stark nach Thymian und Rosmarin.
    Auf der rechten Seite des Flurs stand eine Tür offen. Helles Licht fiel aus der Türöffnung. Lüthje stieß sie einmal sanft an. Sie ächzte leise, wie es sich für eine Kellertür gehörte.
    Eine sanfte Böe wischte durch die offene Haustür und ließ die getrockneten Blumen knistern. Blattgestecke fielen zu Boden. Lüthje und Malbek nickten sich zu und sahen die Kellertreppe hinunter.
    Zwei Körper. Ein Rumpf, aus Stoff, ohne Glieder und Kopf, auf eine Stange gespießt. Es sah aus wie eine uralte Schaufensterpuppe. Daneben ein Mann mit unnatürlich verdrehtem Kopf und Gliedern und weit aufgerissenen Augen, die nichts mehr sahen.
    »Sehen Sie?« Der herbeigerufene Notarzt zeigte nach kurzer Untersuchung mit dem linken Zeigefinger von oben auf das Genick des Mannes und bewegte den Kopf, der ohne Halt am Körper zu hängen schien.
    »Genickbruch. Er war sofort tot.«

13.
     
    Lüthje ließ den Tatort von den Kollegen aus Westerland sichern. Die Spurensicherung würde am nächsten Morgen aus Flensburg kommen.
    Während sie zu Axel Molsen fuhren, rief Lüthje Hilly an, um ihr bedauernd mitzuteilen, dass es länger dauern würde. Ihr schien es nichts auszumachen, weil Rita sie schon eingeladen hatte, bei ihr zu übernachten. Lüthje bemühte sich vergeblich, es ihr auszureden, indem er ihr empfahl, stattdessen ein Hotel oder eine Pension zu suchen.
    »Dann wäre Rita beleidigt«, antwortete Hilly. »Sie lässt dich übrigens grüßen. Wir kriegen das Zimmer unter dem Dach, in dem du schon mal allein übernachtet hast. Du kannst ja dann später nachkommen. Wir versuchen gerade, uns vom Trubel hier zurückzuziehen. Und glaub ja nicht, dass wir keinen anderen Gesprächsstoff als dich haben!«
    Aber genau das war Lüthjes Sorge. Rita würde Hilly gute Ratschläge geben, wie man mit ihm umgehen müsse. Und Rita war Vegetarierin.
    Noch schlimmer: Da seine Schwester seit über zwanzig Jahren auf der Insel wohnte, würde sie Hilly vieles über angebliche Zusammenhänge zwischen dem Handeln verschiedener, bei der Ausstellungseröffnung anwesender Personen erzählen, was er sich dann die nächste Zeit bei jeder Gelegenheit anhören müsste. Klatsch, verpackt als beruflicher Tipp. Rita hatte eine ganz eigene Sicht der Dinge, die mehr mit schöpferischer Phantasie als der Wirklichkeit zu tun hatte. Eben wie jemand, der immer nur auf Sylt war und malte.
    »Was macht Jette?«, rief Malbek in Richtung Lüthjes Handy.
    Lüthje gab Malbeks Frage weiter und drückte die Freisprechtaste, damit Malbek die Antwort mithören konnte.
    »Sie ist schon weg«, sagte Hilly. »Sie hatte genug Stoff für eine richtige Story. Sie wollte sich von einer Kollegin aus Niebüll abholen lassen, um ihren Bericht für die nächste Ausgabe abliefern zu können. Die Headline hat sie schon fertig: ›Eklat auf Sylt. Dramatisches Ende einer Ausstellung in Sylter Kunstgalerie‹ oder so ähnlich. Das mit dem ›Ende‹ stimmt nicht ganz, weil der Vorfall von den Gästen noch stundenlang diskutiert wurde, und die Stimmung ist besser als vorher. Und deshalb verlasse ich jetzt mit deiner Schwester das Lokal.«
    »Hat Rita das Bild ›Warten‹ verkauft?«
    »Ich frag sie nachher, Gerson, wir wollen jetzt weg hier. Die Leute werden uns zu laut.«
    »Bis später, Hilly, tschüss!«
    Das Navi kündigte freudig das Erreichen der einprogrammierten Adresse an. »Sie haben Ihr Ziel erreicht!«
    Der Zweitwohnsitz des Reeders Molsen in Keitum lag wie ein gut getarnter Bunker inmitten eines Kreises aus künstlichen Dünen und war an einigen geschickt gewählten Positionen so ausgeleuchtet, dass man auch in der Dunkelheit die Weitläufigkeit des Anwesens gut erkennen konnte. Sie hielten vor dem geschmiedeten Tor mit den verschnörkelten Initialen CM, von dessen Pfosten sie Überwachungskameras anstarrten.
    »Du gestattest doch, dass ich mein mit Herrn Axel Molsen in Holtenau begonnenes Gespräch fortsetze? So kannst du dich ausgiebig der armen Witwe widmen«, schlug Malbek vor.
    »Okay«, sagte Lüthje.
    Malbek streckte den

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