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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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wegen bei der Obduktion zugegen sein. Auch zwei Beamte der Spurensicherung Miesbach waren dabei sowie Höhn, Wallner und Lukas. Wallner, weil er die Leiche gefunden hatte und an dem Fall mitarbeiten würde, und Lukas, der offenbar eine persönliche Verantwortung fühlte, weil Beck kurz zuvor bei ihm gewesen war und Polizeischutz verlangt hatte.
    Zwar war es nicht Wallners erste Leichenschau, große Erfahrung hatte er auf dem Gebiet allerdings noch nicht gesammelt. Und so bereitete es ihm ein leicht flaues Gefühl im Magen, als die elektrische Säge angeworfen wurde, um den Brustkasten aufzuschneiden.
    Uwe Beck gehörte nicht zu den schauerlich zugerichteten Leichen, wie man sie zwischen S-Bahn-Gleisen aufsammelte oder aus abgebrannten Häusern holte. Bleich war er schon im Leben gewesen. Viel Unterschied war daher nicht zu sehen, die Totenflecken ausgenommen. Am Hinterkopf war eine Platzwunde. Davon abgesehen zeigte sein Körper keine äußeren Verletzungen. Die nähere Untersuchung ergab, dass sich Beck das Genick gebrochen hatte.
    »Möglicherweise ist er einfach gestolpert«, meinte der Gerichtsmediziner.
    »Kann man mit gebrochenem Genick noch in eine Tiefkühltruhe steigen?«, fragte Lukas.
    »Nur mit fremder Hilfe«, gab der Obduzent zu.
    Der Mageninhalt – während dieses Teils der Leichenschau widmete sich Wallner seinen Notizen, um nicht hinsehen zu müssen – bestand aus einer stinkenden Masse, vermutlich Teig, vermengt mit Teilen, die der erfahrene Obduzent als Salami und Peperoni identifizierte. Das stimmte mit der Verpackung der Tiefkühlpizza überein, die man in Becks Küche gefunden hatte.
    Bei der Untersuchung des Kopfes fiel Lukas ein dunkles Haar auf, dass sich in den blonden Schopf der Leiche verirrt hatte. Lukas war selbst gelernter Spurensicherer, und den erfahrenen Blick hatte er nach all den Jahren Büroarbeit noch nicht verloren. Das Haar wurde in ein Plastiktütchen gesteckt, um es beim LKA mittels der seit einiger Zeit verfügbaren DNA-Analyse untersuchen zu lassen.
    »Und? Haben wir es mit dem Opfer eines Gewaltdeliktes zu tun?«, fragte Lukas den Gerichtsmediziner, als man den Leichnam wieder zunähte.
    »Kann sein, dass er von jemandem gestoßen wurde und sich beim Sturz das Genick gebrochen hat. Dafür spricht, dass jemand die Leiche in die Kühltruhe gesteckt hat. Vermutlich der Täter.«
    »Und ich denke, Becks Tod hat etwas mit dem Mord an Frieda Jonas zu tun«, sagte Wallner.
    »Weil?«
    »Erst vor ein paar Tagen war ich in Dürnbach und habe nach der toten Frieda Jonas gefragt. Am nächsten Tag war ich mit der Staatsanwältin bei Uwe Beck. Und als wir von seinem Haus wegfuhren, standen da die drei Herren, die mir am Abend vorher nichts zu der Toten sagen wollten.« Er hielt kurz inne. »Oder konnten. Ist ja nur ein Bauchgefühl von mir. Die drei waren der ehemalige Bürgermeister Ruppert.«
    »Ruperti.«
    »Ruperti. Genau. Dann Sebastian Haltmayer. Und ein Herr Kieling. Die drei haben uns beobachtet, wie wir bei Beck waren. Tags drauf kommt er zu Ihnen und sagt, es will ihn wer umbringen. Und jetzt ist er tot. Und es fehlt der Ordner aus dem Jahr 1945. Sieht doch so aus, als habe der Täter den Ordner mitgenommen, um Beweise zu beseitigen.«
    »Beweise für den Mord an Frieda Jonas im Mai 1945?«, fragte Lukas mehr rhetorisch.
    »Wir sollten uns nicht zu schnell festlegen, sonst ermitteln wir unter Umständen in die falsche Richtung«, sagte Höhn. »Wir müssen die Aufzeichnungen der Überwachungskameras und die Videos auswerten, die wir bei Beck im Haus gefunden haben. Der Bursche hat ja anscheinend jeden einzelnen Dürnbacher ausspioniert. Vielleicht hat er was ganz anderes rausbekommen. Vielleicht hat er sogar jemanden erpresst.«
    »Das ist unglaublich viel Material.«
    »Richtig. Allein aus dem Grund brauchen wir eine Soko.«
    »Hab ich schon veranlasst. Was dagegen, wenn der junge Kollege die Auswertung koordiniert?« Lukas deutete auf Wallner.
    »Überhaupts net. Wer weiß, ob die G’schicht aufgeklärt is, bevor ich in Rente geh. Nein, nein, das macht der Herr Wallner. Da kann er sich gleich mal die Hörner abstoßen.«
    »Gut«, sagte Lukas. »Dann sehen wir uns morgen früh. Um neun ist Soko-Besprechung. Ich hoffe, dass die Kollegen aus Rosenheim und München dann schon dabei sind.«

29
    L ukas begrüßte am nächsten Morgen pünktlich um neun die vollständige Sonderkommission. Da die Kripo Miesbach selbst nur aus siebzehn Beamten bestand, waren Kollegen aus

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