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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Zischen und ein Aufschrei. Der Mann torkelte nach hinten und hielt sich sein versengtes Auge.
    Nur schemenhaft war die wankende Gestalt für Claudia zu erkennen. Sie machte kurz ihr Feuerzeug an, sah den Rücken des Mannes, seinen Hinterkopf. Dann wurde es wieder dunkel. Unmittelbar darauf ein dumpfer Schlag, kurze Stille, das Geräusch des auf dem Holzboden zusammensackenden Mannes. Claudia hatte mit dem Muranoaschenbecher den Hinterkopf getroffen.
    Sie machte Licht. Der Mann lag reglos auf dem Boden. Sein Gesicht war erstaunlich weich, fast kindlich. Aber vielleicht lag das daran, dass er bewusstlos war.
    Ein Stöhnen kam von dem Körper auf dem Boden. Claudia überlegte, ob sie noch einmal zuschlagen sollte, hatte aber Angst, dem Mann den Schädel zu zertrümmern. Sie zog hastig ihre Pumps an, fand ihren Mantel in der Garderobe, pflückte den Autoschlüssel vom Schlüsselbrett und wollte das Haus verlassen. Doch die Tür war abgeschlossen.
    Sie ging zurück ins Wohnzimmer, durchsuchte die Jacke des Mannes, die nur ein Bündel Geldscheine enthielt, kniete sich dann auf den Boden und erforschte die Jeanstaschen. In der linken Vordertasche spürte sie den Schlüssel. Doch auf ebendieser Seite lag der Mann. Sie rollte den schweren, schlaffen Körper vorsichtig in eine Position, in der sie in die Tasche greifen konnte. Langsam ließ Claudia ihre Finger hineingleiten, bis sie das Metall eines Schlüsselrings spürte. Sie nahm den Schlüsselring zwischen zwei Finger und zog ihn sachte heraus. In diesem Moment klingelte ein Handy.
    Der Mann gab ein undefinierbares Geräusch von sich und bewegte seinen Arm, zunächst scheinbar orientierungslos, dann griff er Claudias Hand, die dabei war, den Schlüssel aus seiner Hose zu ziehen. Claudia hielt den Atem an. Das Handy klingelte wieder. Es lag auf dem Boden, knapp außerhalb von Claudias Reichweite. Der Mann versuchte benommen, etwas zu sagen, und tastete mit seiner freien Hand nach dem Handy. Mit äußerster Mühe gelang es Claudia, ihm zuvorzukommen und es auszuschalten.
    Der Mann hielt immer noch mit brutaler Kraft ihre Hand umklammert. Jetzt richtete er sich ein wenig auf und öffnete die Augen. Langsam begann er, die Situation zu erfassen. Er schüttelte seine Benommenheit ab und sah Claudia wütend an. In diesem Moment traf ihn der Aschenbecher erneut, diesmal an der Schläfe. Er sackte ohnmächtig auf den Boden zurück.
    Vor der Hütte schneite es dicke, nasse Flocken, und es war fast vollkommen finster. Mit Mühe konnte Claudia ein dunkles Tor in der Hauswand erkennen. Es war das Garagentor. Neben dem Autoschlüssel befand sich an dem Schlüsselbund noch ein weiterer Schlüssel. Er passte in das Garagenschloss.
    In der Garage stand ein roter Volvo 240 Kombi, der nach zwei Anläufen ansprang. Als Claudia aus der Garage fuhr, sah sie, dass im Haus das Licht wieder angegangen war, das sie beim Hinausgehen ausgemacht hatte.
    Die Straße, die den Berg hinunterführte, war einen Viertelmeter hoch mit Schnee bedeckt. Claudia konnte den Schalter für das Licht nicht finden und musste im Dunkeln fahren. Anhalten kam nicht in Frage, denn sie fürchtete, der Mann könnte ihr zu Fuß hinterherlaufen.
    Als eine unerwartete Kurve vor ihr auftauchte, musste Claudia bremsen, der Wagen brach aus, und wie auf Schmierseife rutschte sie dem Abhang entgegen. Nur wenige Zentimeter vor dem Abgrund brachte sie das Auto zum Stehen. Mit zitternden Knien stieg sie aus und sah die Bergstraße, die sie gekommen war, nach oben. Alles war dunkelgrau. Ein etwas hellerer Streifen deutete an, wo die Straße durch den Wald führte.
    Sie war sich nicht schlüssig, was sie dort sah. Aber es bewegte sich. Nach ein paar Sekunden hatte sie keinen Zweifel mehr. Es war ein rennender Mensch. Sie stieg hastig in den Wagen zurück und fuhr ohne Licht weiter. Einen halben Kilometer ging es gut. Als sie aus einem Waldstück kam, konnte sie unten im Tal Lichter erkennen. Claudia schöpfte Hoffnung.
    In diesem Augenblick huschte etwas von der Seite auf die Straße. Es war ein Reh. Claudia schlug das Lenkrad ein, der Wagen stellte sich quer, sie steuerte dagegen, es blieb ohne Wirkung, der Wagen rutschte weiter und weiter auf den Straßenrand zu. Mit geringer Geschwindigkeit, aber unaufhaltsam driftete der Volvo in Richtung Abhang – bis er seitlich abkippte und sich mehrfach überschlug.

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    W allner telefonierte über Polizeifunk mit Lukas, der noch im Büro war und die Auswertung der Beckschen Unterlagen

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