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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Scheiß ist ganz und gar nicht richtig.«
    April räusperte sich und sprach dann mit der Stimme einer geborenen Vermittlerin. »Das ist zwar wirklich furchtbar, aber wir schweifen vom Thema ab. Es gibt da immer noch eine Sache, die ich nicht verstehe. Was ist mit dem Mann, der wegen der Vergiftungen verhaftet wurde? Er war Ihr Angestellter, Christophe. Er soll alles gestanden und gesagt haben, er habe allein gehandelt. Darum wollte die Polizei Justin gestern nicht einmal zuhören, denn der Fall war ja bereits abgeschlossen. Und ich kann nicht glauben, dass das ganze Department in der Sache mit drinsteckt.«
    Granvier sah kleiner und trauriger aus als jemals zuvor. »Dorcilus Fonterelle? Oh, er hat es getan. Er hat genau das getan, was er auch gestanden hat. Ich habe ihn in der Nacht gesehen, in der er verhaftet wurde, und ich glaube auch, dass er das alles selbst getan hat. Aber er hatte nicht die Kontrolle darüber. Über gar nichts. Er war … nicht derselbe Mann. Das hätte ich jedoch nicht den Behörden melden können, die hätten mich nur für verrückt gehalten. Vielleicht glauben Sie mir, vielleicht aber auch nicht. Aber ich habe ihn gesehen, und ich weiß es. Dorcilus Fonterelle war nicht länger er selbst. Er unterstand der Kontrolle eines anderen Menschen. Er war im wahrsten Sinne des Wortes … ein Zombie.«
    »Ein Untoter …?«, sagte Justin leise. Die Bilder aus B-Movies flackerten vor seinen Augen auf, Darsteller mit offen stehenden Mündern und blauem Make-up, die herumschlurften und nach dem Fleisch der Lebenden gierten. Irgendwie hätte man Fonterelle das doch ansehen müssen.
    »Tot … ja, nein. Tot in dem Sinne, dass sein altes Leben vorüber war und ihm nichts als ein schreckliches neues Dasein blieb.«
    »Glauben Sie es, es gibt in der Realität zahlreiche Beispiele dafür«, meinte Moreno, der sich wieder erholt hatte. »In Haiti gibt es seit Jahrzehnten Fälle, in denen jemand für tot erklärt wird und keine Lebenszeichen mehr von sich gibt – zumindest keine, die mit ihrer einfachen Technik zu erkennen wären – und der dann begraben wird. Jahre später taucht er irgendwo lebendig wieder auf, und sein Verstand hat sich schon lange verabschiedet. Das sind dokumentierte Fälle, keine Streiche und keine Enten.
    Das meiste davon konnte wissenschaftlich ergründet werden. Ein Mann namens Wade Davis – ein Ethnobotaniker von Harvard – wurde von einer amerikanischen Pharmafirma angeheuert, dort hinunterzureisen und das zu untersuchen, ich meine, das war so 1982. Sie dachten, sie könnten so vielleicht eine neue Wunderdroge für die Anästhesie finden. Es stellte sich heraus, dass die Hexenmeister ein verschnittenes Gift verwendeten, ein Pulver. Darin waren allerlei Dinge, natürliche Zutaten, von denen einige eine ziemliche Potenz besaßen. Stücke von menschlichen Knochen, Kugelfischen, einer Giftkröte, halluzinogenen Pflanzen. Man berührt es nur oder geht mit nackten Füßen darüber … und das war’s. Es macht einen scheintot. Man wird begraben, und drei Tage später lassen die Auswirkungen nach … gerade rechtzeitig, damit man von demjenigen, der einen vergiftet hat, wieder ausgegraben werden kann. Manchmal wird das Gehirn dabei geschädigt, und wenn man diese Erfahrung, lebendig begraben zu werden, und den Aberglauben, mit dem viele dieser Menschen aufwachsen, hinzunimmt … dann hat man Menschen, die zurück in diese Welt kommen und glauben, dass sie tot seien. Ob sie darüber hinaus von einem anderen Geist kontrolliert werden, das weiß ich beim besten Willen nicht. Ich würde mich nicht darauf verlassen. Ich habe einige Zeit in Haiti und Jamaika gelebt … und ich habe einige Dinge gesehen, die ich nicht erklären kann.«
    »Wer käme denn hier bei uns für so etwas in Frage?«, wollte April wissen.
    »Es gab da einen Mann – kurz nachdem die Gerüchte über den Verkauf der Sklaven aufkamen –, der aus New Orleans nach Haiti kam und zu einem der Tonton Macoute wurde«, sagte Granvier. »Angeblich hatte er auch mit den anderen Machenschaften zu tun. Er hat sich zwei oder drei Jahre da aufgehalten. Ich habe ihn nie gesehen, aber ich habe von ihm gehört. Einige nannten ihn Djab Blanc, weißer Teufel. Ich nehme an, dass er hierher zurückgekommen ist, als er Haiti verließ.«
    Justin sah hinüber zu Moreno. »Das war keiner von Ihren Männern, oder?«
    Moreno sah ihn irritiert an. »Nein, das war keiner von uns.«
    »Nun, für wen auch immer Sie gearbeitet haben, so können Sie

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