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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Intimität eines Bourbon-Street-Veteranen, der einer besonders begabten Tänzerin ein Trinkgeld gibt, in Finchs Hosentasche.
    »Freut mich, dass Sie zufrieden sind.« So. Finchs Stimme schwankte gar nicht so sehr, wie er befürchtet hatte.
    »Das bin ich.« Das blutige Gesicht hatte nichts von seiner Gelassenheit verloren. Er sah aus wie ein Arzt, der gerade im OP eine stark blutende Wunde geflickt hatte. »Wer für mich arbeitet, lernt sehr schnell, dass ich Kompetenz auch belohne. Und Loyalität. Fragen Sie einfach ihn.« Ein kurzes Nicken, dass er sich umdrehen solle.
    Finch tat es und erblickte Emile Duchamp, der im Türrahmen des Belisaire’s stand. Er sah ausgesprochen finster aus und erinnerte kaum noch an den jovialen Führer, der sich über Finchs unzureichende Angelkünste amüsiert hatte.
    »Wir kommen in drei Tagen wegen des Haitianers zurück«, rief Aal Duchamp zu. »Sorgen Sie dafür, dass diesem Grab nichts passiert. Und dass das Luftrohr nicht verstopft.«
    Duchamp nickte. »Keine Sorge, das ist sicher.«
    Aal sah Finch an und warf dann einen Blick zu dem Paar hinüber, das den Deckel über Dorcilus zuhämmerte. »Ich habe noch einen Job für Sie, falls Sie Interesse haben. Warum kommen Sie nicht mit mir?« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Das ist nicht für ihre Ohren bestimmt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Finch sagte, sicher. Sollte er sich weigern? Nicht bei diesem Mann. Undenkbar. Er begleitete Aal, einen respektvollen Halbschritt hinter ihm, und sie gingen auf die Docks zu.
    »Sie hatten hier schon früher zu tun, nehme ich an«, sagte Finch. Er wollte dem Mann zeigen, dass er mitdenken konnte.
    Aal nickte, als sie den ausgetretenen Pfad betraten. »Seit Jahren. Wir sind die Wirtschaft, die diese Leute mit Geld versorgt, sodass sie sorgenfrei leben können. Sie wissen das zu schätzen. Und wir verlangen nicht allzu viel von ihnen.«
    »Die Stadt gehört zum Unternehmen, was?«
    »Gewissermaßen.«
    Sie erreichten die Docks, und die Bretter knarrten unter ihren Füßen. Einige Balken sahen ziemlich nachgiebig aus. Vor ihnen lag das urzeitliche Panorama des Sumpflands – dunkles Wasser und düstere Bäume, umgeben von verschwommenem, nebligem Zwielicht. Land, das die Zeit vergessen hatte. Dinosaurier hätten am Horizont trompetend auftauchen können und man wäre nicht einmal überrascht gewesen.
    Trotz der schweren Luft konnte Finch nun leichter atmen. Er war ziemlich zittrig gewesen, als Dorcilus fertiggemacht wurde, aber jetzt war er wieder in der Spur. Noch mehr Arbeit; er musste den schaurigen Kerl ja wirklich beeindruckt haben.
    Finch drehte sich zu Aal um und war bereit für die Einzelheiten.
    Stattdessen starrte er in die Mündung einer kleinen Pistole.
    »Hey …«, Finch konnte nicht glauben, dass er mit einem so saublöden Gesichtsausdruck sterben würde. Der Verlust seines Stolzes war viel schlimmer als das Gefühl, verraten worden zu sein. Und all das, nachdem er so hart gearbeitet hatte, ein aufrechter Kerl zu werden.
    Aal feuerte einmal, der Schuss war eher wie ein leises Knacken, und die Kugel erwischte Finch in der Kehle. Er schluckte und taumelte hin und her, während seine Sinne schwanden. Schocktrauma. So eine kleine Kugel, diese Ironie kam ihm nun wahrlich so was von ungelegen. Das war so wie damals, als er sich das eigene Knie weggeschossen hatte.
    Aal trat mit der rauchenden Pistole in einer Hand nach vorn und zog das Geldscheinbündel aus Finchs Tasche. Das Futter der Tasche ließ er heraushängen. Dann schlug er Finch mit der offenen Hand ins Gesicht und schubste ihn, sodass er rückwärts ins Wasser fiel. Durch den Aufprall wurden einige Quadratmeter des Docks durchnässt, aber Aal trat bis an den Rand, um zuzusehen, wie Finch ineffektiv herumplanschte. Seine Augen waren schreckhaft geweitet, und er umklammerte seine perforierte Kehle mit einer Hand. Aus dem Loch gluckerte es leicht.
    Überleben stand außer Frage; die einzige Frage war, wie lange er durchhalten konnte. Der Entschluss kam schneller als erwartet, als Aal eine längliche, sich täuschend ruhig bewegende Gestalt zwischen einigen Ruderbooten hervorgleiten sah. Olivgrüne Farbe, viele Beulen. Viele Zähne.
    Finch war noch am Leben, als der Alligator zupackte und ihn hinunterzog. Zahlreiche rote Luftblasen ließen vermuten, was unter Wasser vor sich ging. Erneut wirbelte das Wasser auf, ein Fuß kam kurz an die Oberfläche. Dann eine Hand. Dann …
    Ruhe.
    Sie tauchten einige Meter weiter

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