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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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Arztberichten. Im April 2002 wurden bei ihr Chlamydien diagnostiziert. Zu spät für sie, die Arme. Sie hat dadurch ihre Eileiter verloren.«

21
    W o waren Sie, als es zu dem Blackout kam?«
    »In meinem Büro.«
    »Waren Sie bewusstlos?«
    »Nicht wirklich. Mein Herz fing an zu rasen und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich konnte weder richtig atmen noch mich bewegen, über eine halbe Stunde lang.«
    »Dann haben Sie mich angerufen?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Ich habe ein paar Tabletten genommen und weitergearbeitet.«
    »Was für Tabletten?«
    Jenny schwieg. Kurz dachte sie daran, ihm eine Lüge aufzutischen, aber sie hatte keine Energie für das unweigerlich folgende Kreuzverhör. »Xanax.«
    Dr. Allens Gesicht verriet keinerlei Überraschung, er machte sich lediglich eine Notiz. »Zusätzlich zu Ihren anderen Medikamenten?«
    »Nein. Die nehme ich seit ein paar Tagen nicht mehr.«
    »Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
    Jenny zögerte. »Ich dachte, ich könnte dann vielleicht besser arbeiten. Mit mehr Energie.«
    Er nickte, ohne ihr Geständnis zu kommentieren. »Hat es funktioniert?«
    »Alles wurde irgendwie ein bisschen intensiver.«
    »Hatten Sie Stimmungsschwankungen?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Irgendwelches Fehlverhalten?«
    Sie dachte an die letzten Tage zurück. »Ich habe mich schwungvoller gefühlt. Weniger gehemmt … aber auch ängstlich, nervös.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Er sah sie an, als täte es ihm leid, dass er nicht da gewesen war, um einzugreifen.
    Wäre ich an seiner Stelle, würde ich wütend sein , dachte Jenny. Ich würde sicher nicht den ganzen Weg von Cardiff nach Chepstow fahren, nur weil eine verantwortungslose Patientin ihre Medikamente eigenmächtig abgesetzt hat. Aber genau das hatte er getan, und zwar nicht zum ersten Mal. Sie schämte sich. Dass er so wohlwollend und ruhig reagierte, machte ihre Dummheit in ihren Augen noch unverzeihlicher.
    »Erzählen Sie mir, was unmittelbar vor dem Anfall passiert ist«, bat Dr. Allen.
    Jenny zuckte zusammen. »Ich habe mich mit meiner Assistentin gestritten. Sie hat Informationen an jemanden herausgegeben, die sie nie hätte herausgeben dürfen … Dann habe ich ihr vorgeworfen …« Ihre Stimme versagte.
    »Was?«
    Jenny versuchte, die Spucke herunterzuschlucken, die sich in ihrem Mund angesammelt hatte.
    Dr. Allen lächelte beruhigend. »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Sie hat ein Problem mit ihrer Tochter … Das beschäftigt sie sehr. Ich war sauer, dass es sich auf ihre Arbeit auswirkt, aber es hat sich herausgestellt, dass ich die ganze Sache missverstanden hatte. Ich habe die vollkommen falschen Schlüsse gezogen … und sie damit sehr verletzt.«
    »Möchten Sie mir erzählen, worum es ging?«
    »Nicht wirklich.«
    »Vielleicht sollten Sie es trotzdem tun, Jenny. Es könnte Ihnen helfen.«
    Sie bewegte ihren Kopf hin und her, um die Spannung im Nacken zu lösen.
    »Versuchen Sie es«, bat er sanft.
    »Das Problem hat nichts mit ihrer Tochter zu tun, sondern damit, dass ich so falschliegen konnte. Ich war mir so sicher … Deshalb habe ich auch die Tabletten abgesetzt. Ich wollte sie wiedergewinnen, die Energie … Mit den Tabletten hatte ich das Gefühl, ein Opfer von Täuschungen zu werden.«
    Er notierte ihre Antwort. »Erzählen Sie es mir nun oder nicht?«
    Ärgerlich stöhnte Jenny auf. »Ihre Tochter ist lesbisch. Meine Assistentin hat zusammen mit einem Mann in der Kirche gebetet, dass sie geheilt werden möge. Dieser Mann ist ein Polizist, dem ich nicht traue. Ich habe gesagt, dass er sie nur benutzt und manipuliert. Dann hat sich herausgestellt, dass die Tochter mit einer Frau zusammenlebt, weil sie als Teenager vergewaltigt wurde. Auch der Polizist hat in seinem Leben schon mehr als genug Schicksalsschläge erlebt.« Sie bohrte ihre Fingernägel in die Armlehne. »Gott, jetzt geht es mir gleich besser.«
    Dr. Allen ignorierte Jennys Sarkasmus, blickte von seinen Notizen auf und betrachtete sie nachdenklich. »Sie haben sie verletzt, und, was noch schlimmer ist, Sie haben sich als Opfer einer Täuschung gefühlt. War es so?«
    »Das war nur ein Ausrutscher. Vielleicht hatte es auch mit den Tabletten zu tun. Es ist ja nicht so, dass Sie mich nicht gewarnt hätten.«
    »Sie reden um den heißen Brei herum.«
    »Ich rede um nichts herum. Ich bin sofort zu Ihnen gekommen.«
    »Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, müssen Sie es auch zulassen.« Zum ersten Mal hörte sie einen leichten Vorwurf aus seinen

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