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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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meinen Exkollegen, aber ich bin loyal.«
    »Ich wollte Ihnen nichts unterstellen …«
    »Ich weiß, dass Sie eine Menge auf McAvoy geben, aber wäre ich Sie, würde ich vorsichtig sein.«
    »Ich habe Ihnen noch gar nicht alles gesagt. Die Beweiskette führt …«
    »Bevor Sie weiterreden, sollte ich Ihnen vielleicht etwas über McAvoy erzählen.«
    »Aha?« Alles in Jenny sträubte sich, aber sie widerstand dem Bedürfnis, im selben Tonfall zu antworten. Vor der Gerichtsversammlung sollte sie Alison besser nichts über die Maitland-Verbindung erzählen. Das Letzte, was sie sich wünschte, war, dass der Inhalt der Zeugenaussagen frühzeitig bis zu der Polizei und den Geheimdiensten durchsickerte.
    »Nur damit Sie wissen, was er für ein Typ ist«, sagte Alison. »Er gehörte zu dem Team, das Marek Stich verteidigt hat – den Tschechen, der letztes Jahr im Oktober den jungen Polizisten erschossen hat. Ich weiß nicht, ob Sie gestern die Nachrichten gehört haben?«
    »Nein, ich versuche, es zu vermeiden.«
    »Stich kam davon, was nicht weiter verwunderlich ist. Alles, was man gegen ihn in der Hand hatte, waren zwei Zeugen, die gesehen haben, wie er ein Stück vom Tatort entfernt mit dem Auto davongefahren ist. Hinter Stichs Wagen hatte allerdings ein anderes Auto gestanden. Einem weiteren Zeugen zufolge muss dessen Fahrerin alles gesehen haben. Die Kripo hat sie nie ausfindig machen können, aber gestern Nacht ist ein anonymer Anruf eingegangen. Eine aufgewühlte weibliche Stimme sagte, dass Stich abgedrückt habe. Sie habe es gesehen. Sie habe eine Aussage machen wollen, aber noch am selben Nachmittag habe sie ein Mann mit einem schottischen Akzent vor dem Tor zur Schule ihres Sohnes abgepasst. Er habe ihr gedroht: Wenn sie auch nur einen Mucks sage, werde sie ihren Sohn verlieren. Der Junge war dabei, das müssen Sie sich mal vorstellen! Ein achtjähriges Kind.«
    Noch eine dubiose Geschichte, mit der das Versagen der Kriminalpolizei erklärt werden sollte, war Jennys erster Gedanke. Wie es diese Leute ärgern musste, dass der unbequeme Rechtsanwalt, den man für immer los zu sein geglaubt hatte, zurückgekommen war und sie gedemütigt hatte.
    »Ich bin mir sicher, dass man der Sache auf den Grund gehen wird«, sagte Jenny. Sie wollte jede weitere Konfrontation vermeiden.
    »Aber genau davon hatte ich Ihnen doch schon erzählt, Mrs. Cooper. Er manipuliert Zeugen, redet mit ihnen oder macht sie mundtot. Das ist alles, was er kann.«
    Jenny wollte sich nicht auf eine Diskussion einlassen und wechselte das Thema. »Wo wir schon von Zeugen reden: Ist für morgen alles vorbereitet?«
    Alison schob ihr eine Liste mit Namen über den Schreibtisch: Kriminalmeister Angus Watkins, der Polizist, der Nazims und Rafis Zimmer auf Spuren gewaltsamen Zutritts hin untersucht hatte; Kriminalinspektor Pironi; David Skene, einer der MI5-Agenten, die an den ursprünglichen Ermittlungen beteiligt gewesen waren; Robert Donovan; Madog; Tathum; Sarah Levin; Professor Brightman; McAvoy und David Powell, der Besitzer der Autovermietung in Hereford. Dann folgte ein Name, der ihr nichts sagte – Elizabeth Murray.
    »Das ist die alte Dame, die denkt, dass sie einen Toyota gesehen hat. Sie hatten mich doch gebeten, mich zu erkundigen, ob sie noch lebt. Gestern Abend auf dem Heimweg habe ich ihre Aussage aufgenommen. Sie ist sechsundachtzig, aber immer noch fit.«
    Sie reichte Jenny einen Zettel, auf dem in wenigen kurzen Sätzen stand, dass Mrs. Murray vor ihrem Haus einen schwarzen Wagen mit zwei Männern darin habe parken sehen. Während Jenny las, versuchte sie sich daran zu erinnern, dass sie Alison gebeten hatte, die Zeugin ausfindig zu machen. Erfolglos. Was mochte sie sonst noch alles vergessenhaben? Schon wieder hatte McAvoy ihre gesamte Aufmerksamkeit absorbiert, und es war ihr noch nicht einmal bewusst gewesen. Alison dagegen verstand. An ihrer besorgten Miene war deutlich zu erkennen, dass ihr die Gedächtnislücke ihrer Chefin nicht entgangen war. Ihr Polizisteninstinkt wusste, dass Jennys Verstand auf Abwege geraten war und den offensichtlichen Wahrheiten irgendwelche unlogischen Verrücktheiten vorzog. Und das nur, weil sie in den Bann eines korrupten Mannes geraten war.
    »Ich verstehe Sie, Mrs. Cooper«, sagte Alison. »Ich weiß, was es bedeutet, von jemandem beeindruckt zu sein. Schauen Sie mich und Harry Marshall an … Der ideale Mann ist immer der, den man nicht bekommen kann, das ist das ganze Geheimnis. Es ist nichts als

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