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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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zukommen sah.
    »Ich kümmere mich um die Frau, Officer!«, rief Pironi dem Polizisten zu und wedelte mit seinem Dienstausweis.
    Widerwillig trat der Mann einen Schritt zurück.
    »Sie halten sich für großartiger als den Rest der Welt«,explodierte Pironi. »Da läuft einer mit einer schmutzigen Bombe herum, und Sie wollen es uns Ermittlern unbedingt zeigen, ja?«
    »Es ist mein gesetzlich verbürgtes Recht, mit Anna Rose zu sprechen.«
    »Sie haben ein Recht zu schweigen, Mrs. Cooper. Informationen zu unterschlagen …«
    »Ich habe den Amerikaner gesehen«, unterbrach ihn Jenny. »Er stand genau dort.« Sie zeigte auf den einen Anhänger. »Er hat auf die Männer geschossen, die Anna Rose mitgenommen haben.«
    Pironi verstummte für einen Moment. »Wo ist er hin?«
    »Er ist sofort nach ihnen weggefahren. Ich denke, er wurde getroffen.«
    »Bleiben Sie hier.«
    Pironi ging zu dem Anhänger.
    »Was ist sein Problem?«, wollte Jenny von Alison wissen.
    »Er hat den Auftrag, Sie einzulochen.«
    »Von wem?«
    »Das fragen Sie noch?«
    »Was soll das alles bedeuten?«
    »Das weiß er auch nicht. Es wird einfach von oben angeordnet.«
    »Und was machen Sie hier? Moralische Unterstützung?«
    »Ich dachte, er wollte reden.«
    Pironi kam zurück. Er schaute Alison an, dann Jenny. Er wirkte ängstlich und unentschlossen. »Konnten Sie sein Gesicht erkennen?«
    »Ich habe ihn vor zehn Tagen in der Leichenhalle gesehen. Er hat sich als Geschäftsmann ausgegeben, der seine vermisste Stieftochter sucht.«
    Pironi betrachtete den dreckigen Schnee. »Sie waren nie hier. Verschwinden Sie.«
    »Was ist mit meinem Auto?«, fragte Jenny.
    »Geben Sie mir den Schlüssel und warten Sie dort drüben.«
    Sie gehorchte seiner Aufforderung. »Verraten Sie mir, wer der Mann ist?«
    »Wir haben keine verdammte Ahnung.«
    Die Szene an der Raststätte spulte sich unentwegt in einer Endlosschleife vor ihrem geistigen Auge ab, wie ein verstörendes, immer wiederkehrendes Nachrichtenfragment. Nach all ihren Bemühungen war man ihr doch zuvorgekommen. Und mit derselben Zuverlässigkeit, mit der man Anna Rose ihrem Zugriff entzogen hatte, hatte man wahrscheinlich auch Sarah Levin mittlerweile zum Schweigen gebracht. So wie die frustrierende Reise in ihr Inneres war nun auch ihre Untersuchung an einer unbezwingbaren Hürde gescheitert.
    Eine dünne Schneeschicht bedeckte den Boden um Melin Bach herum. Der Sturm hatte sich verzogen, die Luft war totenstill. Die Nacht war so ruhig, wie Jenny sie noch nie erlebt hatte. Selbst das Holz, das sonst unentwegt arbeitete, hatte aufgehört zu knarren. Nur ihr Atem und ihre Schritte auf den Steinplatten waren zu hören. In Nachthemd und Strickjacke ging sie rastlos zwischen Wohn- und Arbeitszimmer hin und her und suchte nach Argumenten, die es ihr ermöglichen würden, ihre Untersuchung weiterzuführen. Sie bewegte sich auf einem Terrain, das von den Paragrafen in ihren Gesetzbüchern nicht abgedeckt wurde. In erhabenen Worten wurde dort von der Macht des Coroners gesprochen, an höhere Gerichte zu appellieren, um Dokumente einsehen oder Zeugen berufen zu können, aber dem lag immer ein Rechtssystem zugrunde, das sich politischem Druck nicht beugte. Die Richter müssten unparteiisch sein und alle staatlichen Instanzen gleich behandeln, und es dürfte keinenRaum für Manipulationen, Absprachen, sanktionierte Leugnungen und vorsätzliche Missverständnisse geben.
    Es war vier Uhr morgens, als sie erschöpft aufgab. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und versuchte sich auszuruhen. Du kannst jetzt nichts mehr tun , sagte sie sich. Du hast alles versucht. Du hast mehr getan, als jeder andere Coroner getan hätte . Langsam entspannten sich ihre Muskeln und wurden schwer. Manche Dinge liegen einfach jenseits deiner Möglichkeiten. Lass es sein, Jenny.
    Ihre Augenlider fielen zu. Sie beugte sich vor, wollte sich in ihr Bett schleppen, doch stattdessen döste sie ein und sank in einen tiefen, erschöpften Schlaf.
    Ihrem Gefühl nach waren nur wenige Minuten vergangen, als sie vom Telefon unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt wurde. Orientierungslos tastete sie nach dem Hörer und murmelte ein heiseres Hallo.
    »Jenny? Hier ist Alec.« McAvoys Stimme war leise und nüchtern.
    »Mein Gott.« Jenny schaute auf die Uhr. Es war fast halb fünf. »Wo zum Teufel sind Sie abgeblieben?«
    »Ich dachte nicht, dass Sie mich gestern noch brauchen würden … Ich hatte ein paar Dinge zu erledigen.«
    Ihre Gedanken

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