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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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hatte? Lit erklärte ihm, es handele sich um einen historischen Ort wie Lincolns Hütte oder Hitlers Bunker, und in nicht allzu ferner Zukunft würden Scharen von Touristen nach Vieng Xai pilgern, um die Gründungsstätte der stolzen, ruhmreichen Republik in Augenschein zu nehmen.
    Diese Antwort genügte Siri, obwohl er sich Busreisen nach Vieng Xai nur schwer vorstellen konnte. Sie tranken ihr Bier aus Teetassen, bis Lit schließlich in den Nebel davonfuhr, der mit dem Einbruch der Dunkelheit gekommen war.

    Jetzt saß Siri mit einer Tasse starkem Kaffee auf der Veranda. Ihm fehlte der Klang der klui , die ihre immer gleiche Melodie spielte. Der Wachposten im ersten Stock war verschwunden, ebenso die Sperrholzwand, und die Zimmer standen leer. Keiner der Angestellten schien zu wissen oder preisgeben zu wollen, wohin man die königliche Familie gebracht hatte, und Siri glaubte nicht, dass er sie jemals wiedersehen würde. Das Küchenpersonal war zu Bett gegangen und hatte Siri gebeten, die Tasse über Nacht mit auf sein Zimmer zu nehmen. Die Tassen waren, wie Teller und Besteck, nummeriert und wurden zu jedem Monatsletzten einer gründlichen Inventur unterzogen.
    Nach den zwei arbeitsreichen Tagen im Krankenhaus genoss er die nächtliche Ruhe von Vieng Xai. Obwohl es sich um eine mittlere Großstadt handelte, waren die Einwohner Landmenschen, die früh schlafen gingen und mit der Sonne aufstanden. Er genoss die Kälte und die feuchten Wolken, die so tief hingen, dass er nur auf einen Stuhl zu klettern brauchte, um hineinzugreifen. Er genoss das ferne Krähen eines nicht ganz stimmsicheren Hahns und das Bellen der Lemuren hoch oben in den Karsten. Und dann, als wollte der Gott des Elends persönlich ihm die Laune verderben, plärrte auf einmal die verfluchte Diskothek los. Es war kein Plattenspieler und kein Radio. Der Bass ließ den Boden unter seinen Füßen erzittern. Er hörte junge Leute einen Refrain mitgrölen, dessen Text sie nicht verstanden.
    Da er seit seiner Rückkehr noch nicht auf seinem Zimmer gewesen war, lag seine Tasche mit der Lampe neben ihm auf dem Stuhl. Irgendetwas drängte ihn, der Sache auf den Grund zu gehen und dem Beat zu folgen. Das Echo in einem Tal voller Felsnadeln kann bisweilen täuschen,
doch der Lärm schien aus dem Höhlenkomplex der Armee zu kommen. Der lag knapp einen Kilometer entfernt, hinter dem Fußballplatz. Er trank seinen Kaffee aus und steckte die Tasse in seine Tasche. Ohne seine Taschenlampe hätte er sich mit Sicherheit verlaufen. Am Himmel standen weder Mond noch Sterne, und da das Personal des Gästehauses bereits im Bett lag, brannte auch kein Licht, das ihm den Weg hätte weisen können. Orientierung boten ihm allein das Pochen unter seinen Füßen und die immer lauter werdende Musik. Doch als er sich dem Krach auf leisen Sohlen näherte, geschah etwas Unerhörtes. Plötzlich packte ihn der Rhythmus.
    In ihrer Zeit an der Pariser Universität hatten Siri und Boua gelegentlich in kleinen Studentencafés miteinander getanzt. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat hatten sie sich den rauschhaften lumwong- Kreistänzen hingegeben, einer Art Zeitlupen-Mückenklatschen zu Musikbegleitung. Doch weder das eine noch das andere erforderte besonderes Rhythmusgefühl, was Siri sehr entgegenkam, denn er verfügte über nichts dergleichen. Kopfnicken und Fingerschnippen waren ihm fremd, trotzdem bewegte er sich zu seinem Erstaunen im Takt der Musik. Er schwang sogar die Hüften. Der Mittelfinger seiner rechten Hand schnipste immer wieder gegen den Daumenballen und erzeugte dabei ein Geräusch wie ein Streichholz auf einer nassen Reibfläche. Es war eine bizarre, aber keineswegs unangenehme Empfindung. Er fühlte sich eins mit der Musik, eine unerklärliche Symbiose, die er noch bis vor Kurzem für unmöglich gehalten hätte.
    Er überquerte das holprige Fußballfeld und nahm den unbefestigten Weg, der am Haus des Generals vorbei zu den Armeehöhlen führte. Er war bereits ein paar Mal dort
gewesen. Oben lagen die in den Berg gehauenen Wohnungen der Militärführung. Darunter erstreckte sich eine riesige natürliche Höhle, die man zum Konzertsaal ausgebaut hatte. Am einen Ende befand sich eine betonierte Bühne mit einem tiefen Orchestergraben. Die Sitzreihen stiegen zum schmalen Höhleneingang hin sanft an, durch den tagsüber ein wenig Licht und nachts kühle Luft hereinströmte. Der Saal verfügte über eine Quelle, an der die Konzertbesucher ihren Durst löschen konnten, und

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