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Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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auf dem Weg ins Büro, als ihr Telefon klingelte. Sie stellte sich vor das Schaufenster der Buchhandlung und schaute sich vorsichtig um, ob sie jemand hören konnte. Aber das Geschnatter alter Damen, die im »Caffè Tergesteo« den Digestif nahmen, hallte so sehr in den Gängen, daß Tatjana selbst Mühe hatte, ihren Bruder zu verstehen. Sie hielt das Mobiltelefon mit beiden Händen dicht an Ohr und Mund.
    »Das reicht nicht. Wie zuverlässig ist diese Information?« Viktor Drakič starrte auf das offene Meer hinaus, der aufkommende Sturm jagte weiß aufgepeitschte Wellen gegen den Anleger.
    »Hundertprozentig. Eines unserer Mädchen arbeitet auf der Station.«
    »Zvonko und der andere Idiot kommen zurück und holen das Gewehr. Wenn es jemand vor ihnen findet, bekomme ich ein Problem mit den Amerikanern.«
    »Wo ist es?« fragte Tatjana.
    »Zu verworren, wie Zvonko den Platz beschrieb. Kümmere du dich um Laurenti, das ist wichtiger. Ich muß zurück zu meinen Gästen, wir haben den Auftrag für die Autobahn.«
    *
    Im Polyklinikum Cattinara drängten sich die Personenschützer. Sie saßen im siebten Stock des linken der beiden Krankenhaustürme, wo sich die Neurochirurgie befand, vor zwei Türen. Der Polizist, der das Zimmer von Alba Guerra bewachte, langweilte sich. Noch immer kannte niemand ihre Identität, niemand wollte sie besuchen. Anders verhielt es sich mit Jožica Babič. Ihre Kinder hielten sich an die Vorschriften der Ärzte und wechselten sich ab, obgleich sie noch immer nicht ansprechbar war. Zwar hatte sich ihr Zustand leicht verbessert, aber die Lebensgefahr war nicht abgewendet.
    Im fünfzehnten Stock war der hintere Teil des Flurs der Chirurgie von einer Polizistin in Zivil und ihrem männlichen uniformierten Kollegen hermetisch abgeriegelt. Hier kam niemand vorbei, ohne vorher eingehend kontrolliert zu werden. Nur ausgewählte Personen aus der Ärzteschaft und vom Pflegepersonal hatten Zugang. Und obwohl die Personenschützer die Gesichter inzwischen kannten, hielten sie sich penibel an die Vorschriften und tasteten jeden sorgfältig ab. Eine allen bestens bekannte Krankenschwester, die ihren Dienstausweis nicht fand, wurde trotz ihres Protestes zurückgewiesen und mußte eine Kollegin bitten, ihre Aufgabe zu übernehmen.
    Galvano regte sich furchtbar über diese Sicherheitsmaßnahmen auf, und auch im Krankenhaus selbst jagte ein Gerücht das andere. Keiner wußte, wer oder was so umfänglich beschützt werden mußte. Der alte Gerichtsmediziner war sofort nach Cattinara gefahren, als er von dem Attentat erfahren hatte. Doch weder das Empfangspersonal noch die Leute von der Notaufnahme fanden einen Laurenti in der Patientendatei und schickten Galvano freundlich von Abteilung zu Abteilung.
    Schimpfend lief der alte Mann Stockwerk für Stockwerk ab, um seinen Freund zu finden. Keiner konnte ihm helfen. Laurenti tot – er konnte die Nachricht, die er im Radio gehört hatte, einfach nicht fassen. Schließlich traf er auf die beiden Beamten, die im letzten Stock der Chirurgie Wache schoben, und hoffte, an der richtigen Adresse gelandet zu sein. Aber sie antworteten nicht einmal auf seine Frage. Kein Wort brachte er aus ihnen heraus! Kein Laurenti. Galvano ging sogar so weit, es mit einem weißen Mantel zu versuchen, den er in einem Personalzimmer gestohlenen hatte. Doch auch dieses Mal: Granit. Empört und müde machte er sich auf den Rückzug. Vielleicht gelänge es ihm, in der Questura mehr zu erfahren.
    In Laurentis Büro fand er Marietta und die Inspektorin, die versuchten die Arbeit ohne den Chef zu bewältigen. »Pina, warum braucht ein Toter Personenschutz?« rief Galvano aufgeregt, als er, wie es seine Art war, unangemeldet hereinplatzte.
    »Wen meinen Sie, Dottore?« Pina schaute ihn mißtrauisch an.
    »Wen wohl? Was ist mit ihm? Ist er am Leben?«
    »Eine Vorsichtsmaßnahme, Dottore. Die Ärzte forschen noch nach der Todesursache«, antwortete Pina mit der größtmöglichen Sachlichkeit.
    »Was? In einem Krankenzimmer? Nicht einmal im Operationssaal? Und warum nicht in der Gerichtsmedizin, wo die Fachleute sind? Da stimmt doch was nicht. Raus mit der Sprache!«
    Pina schaute ihn ungerührt an. »Das sind Spezialisten. Nichts zu machen, Galvano. Nachrichtensperre. Bis genaue Resultate vorliegen.«
    »Aber ich gehöre doch auch dazu, und außerdem ist Laurenti mein bester Freund. Warum werde ich nicht informiert?« Seine Stimme bebte. Marietta hat ihn noch nie so erlebt. Für sie war Galvano

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