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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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oben. Ich bin erleichtert, denn das heißt, dass mir niemand unter den Rock gucken kann. Und irgendwie hab ich das Gefühl, dass einige dieser Hauswalter das versuchen würden.
    Ungefähr zwei Minuten vergehen, bis sich uns einer von Vaughns Kollegen nähert, mit zwei kichernden Brünetten am Arm, die Neonbrillen tragen. Sie sehen aus, als wären sie nur wenig älter als Cecily. Beide stecken in aufeinander abgestimmten fuchsienfarbenen Kleidern,
die wirken, als wäre Plastikfolie um ihre mageren Körper gewickelt worden. Er stellt die beiden als seine Ehefrauen vor – Zwillinge und alle beide schwanger –, und als er meine Hand küsst, starren beide Frauen mich verächtlich an.
    »Sie sind neidisch auf deine Schönheit«, flüstert Linden mir ins Ohr, nachdem sie weitergegangen sind. »Du siehst übrigens atemberaubend aus. Bleib an meiner Seite, damit dich niemand wegschnappt.«
    Genau. Einmal weggeschnappt zu werden, reicht fürs ganze Leben.
    Ich bleibe tatsächlich in seiner Nähe, weil ich keinem dieser Männer hier traue und weil die meisten anderen Frauen in meinem Alter schon betrunken zu sein scheinen. Dies ist eine nachträgliche Neujahrsparty, und Linden erklärt mir, dass man um Mitternacht den Countdown fürs neue Jahr nachspielen wird. Als ich ihn frage, warum, sagt er: »Wer weiß. Da wir in unserem Leben nicht mehr allzu viele Neujahrsabende vor uns haben, schadet es wohl niemandem, ein paar hinzuzufügen.«
    »Einleuchtend«, sage ich und er zieht mich auf die Tanzfläche.
    Mit den langsamen Tänzen, die nicht viele Bewegungen erfordern, komme ich am besten zurecht. Aber ein Blick auf die zuckenden Stroboskoplichter verrät mir, dass es heute Abend keine langsame Musik geben wird. Ich versuche mich Linden anzupassen, der mich geduldig führt, aber ich muss immerzu an Jenna denken. Wie sie Cecily und mir an dem Nachmittag, bevor der erste Hurrikan kam, ihre Tanzschritte gezeigt hat. Sie wäre begeistert von dieser Party, auch wenn sie nicht viel für Linden
übrig hatte. Sie hätte Herzen gebrochen und sie unter den Absätzen zertreten, während sie über die Tanzfläche gewirbelt wäre. Ich muss ihr unbedingt von der Party erzählen, wenn ich nach Hause komme. Doch dann fällt mir ein, dass sie nicht mehr da ist.
    Linden lehnt mich über seinen Arm hintenüber. Er ist bester Laune, wenn man bedenkt, wie wenig er getrunken hat. Als ich wieder auf die Füße komme, drückt er mir schnell einen Kuss auf die Lippen.
    »Darf ich?«, fragt ein Mann. Und vielleicht ist »Mann« nicht ganz das richtige Wort. Er kann kaum älter sein als ich, ist klein und dicklich und sein karottenfarbenes Haar reflektiert die Regenbogenbeleuchtung. Dabei ist er so blass und schwabbelig, dass ich kaum Gesichtszüge ausmachen kann. An seinem Arm hängt eine große Blonde in einem knallroten Kleid, das zu ihren Lippen passt. Sie wirkt nüchtern und sie mustert Linden von Kopf bis Fuß.
    Linden zögert und sieht mich an.
    »Komm schon!«, sagt der Mann. »Nur für einen Tanz. Wir tauschen die Frauen.«
    »Also gut«, sagt Linden, nimmt Rotkleidchens Hand und reicht mich dem Karottenkopf. »Aber ich habe meine Rhine ziemlich gern. Schließen Sie sie also nicht zu sehr ins Herz.«
    Mir wird schlecht. Der Mann riecht wie eine unglückliche Zusammenstellung sämtlicher Wurstsorten vom Büfett und er hat zu viel getrunken. Mehr als einmal tritt er mir auf meine schwarzen Schuhe und ruiniert sie mit dreckigen Fußabdrücken. Er ist so klein, dass ich über seinen Kopf hinwegsehen kann, und ich beobachte, wie Linden mit der Frau dieses Mannes tanzt, die das in vollen
Zügen zu genießen scheint. Möglicherweise ist sie erleichtert, mit einem Ehemann zu tanzen, der weiß, was er tut. Aber das ist nicht ihr Ehemann! Das ist meiner.
    Bei diesem Gedanken bleibe ich wie angewurzelt stehen. Der dickliche Karottenkopf rempelt gegen meine Brust und lacht. »Du bist ziemlich ungeschickt, Baby«, sagt er. Aber ich höre ihn kaum. Meiner? Nein. Linden gehört mir nicht, das ist alles nur Theater. Diese Partys, die Schlüsselkarte, diese Erste-Ehefrau-Sache … nichts dahinter. In ein paar Tagen laufen Gabriel und ich weg und dieses ganze Leben wird nichts als eine entfernte Erinnerung sein. Was habe ich mir nur gedacht?
    Ich zwinge mich dazu, den Blick von Linden und der Blonden abzuwenden, die es offensichtlich genießt, mit einem Mann ihrer Größe zu tanzen. Und als der Tanz endet, verschwinde ich an das Dessertbüfett und packe ein

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