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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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zum …«, begann er.
    Broms Schnurrbarthaare zuckten. Er gähnte vollmundig, reckte und streckte sich und richtete sich auf.
    »So ein Nickerchen zwischendurch ist doch belebend«, bemerkte er zufrieden. Vorsichtig ließ er den tapicanischen Teufelsgiftfrosch wieder zurück auf seine Hand hüpfen. »Na, komm her, du kleiner Knilch. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht allzu übel, dass ich ihn hab mitgehen lassen«, wandte er sich an Brim. »Ich hab mir gedacht, bei der Nachfrage könnte man auf dem Giftmarkt von Verderbnis ein ganz gutes Geschäft mit ihm machen.«
    Brim starrte ihn sprachlos an.
    »Wieso … wieso …«, brachte er heiser hervor.
    »… sind meine Lungen nicht explodiert, willst du jetzt wissen?« Brom lachte leise. »Boff! Da muss ich ganz weit ausholen bis zu der Zeit, als eine hinterhältige Ratte mich und meinen Kumpel in einem tapicanischen Tempel dem sicheren Tod ausgeliefert hatte. Ja, was Uldi anging, war die erwähnte Ratte überaus erfolgreich.« Broms Gesichtszüge verhärteten sich. »Und von mir war auch nicht mehr allzu viel übrig, nachdem ich wer weiß wie viele Tage und Nächte in der Dunkelheit gekauert hatte, neben mir die verwesende Leiche meines besten Freundes. Ich hatte selbst keinen anderen Wunsch mehr, als endlich zu sterben, aber die Götter hatten anscheinend anderes mit mir vor. Jedenfalls nehm ich das an, weil sie mir im letzten Augenblick diese Eingeborenen vorbeigeschickt haben. Zu dem Zeitpunkt war ich schon viel zu hinüber, um überhaupt zu kapieren, was los war. Ich dachte, ich halluziniere, als sich plötzlich die Wand hebt und diese nackten Typen mit ihren Speeren und Federhauben vor mir stehen und mich grimmig von oben herab ansehen. Zwei von denen haben mich gepackt und auf die Schultern geladen, und dann ist die ganze Bande mit mir durch den Dschungel gezogen. Auf dem Weg hab ich dann doch angefangen, mir so meine Gedanken zu machen. Was werden die schon mit dir vorhaben, Brom, alter Junge, hab ich mir gesagt. Auffressen doch wohl. Zwergenkrieger am Spieß, eine exotische Spezialität in diesen Breitengraden. Vorher foltern sie dich bestimmt noch ein bisschen, damit die Kinder auch was zum Lachen haben. Eingeborene und ihre barbarischen Sitten, kennt man ja. Aber von wegen. Sie haben mich in ihr Dorf gebracht, mir meine eigene Basthütte gebaut und mich liebevoll aufgepäppelt. Schließlich haben sie mich sogar in ihren Stamm aufgenommen. Keine Ahnung, wieso. Muss wohl was mit hopucanischer Gastfreundschaft zu tun haben. Einen hopucanischen Namen haben sie mir auch gegeben: Quek-Na-Nok. Keine Ahnung, was das heißt, aber ich nehme an, ungefähr so was wie: »Der Kleine Untersetzte Mit Den Kurzen Beinen Und Den Haaren Im Gesicht.«
    Bei der Aufnahme in den Stamm hat der Medizinmann, so ein alter verhutzelter Typ mit einer Geistermaske, einen Riesenbohei veranstaltet, hat mächtig stinkende Kräuter verbrannt und mir in einem Holzbecher ein Gebräu zu trinken gegeben, das mich dermaßen abgeschossen hat, dass ich absolut keinen Plan hab, was die nächsten drei Tage und Nächte passiert ist. Ich glaub aber, ich hab wie ein Wahnsinniger getanzt, bin über Lagerfeuer gesprungen und hab mich zeitweise für einen Sumpf-Mochlurk gehalten. Solche Sachen. Jedenfalls, um zur Pointe zu kommen, hat sich herausgestellt, dass eine der Nebenwirkungen dieses Medizinmann-Gebräus darin bestand – abgesehen von dem wirklich übelsten Kater meines Lebens – einen dauerhaft gegen alle möglichen Gifte immun zu machen, die auf Tapica vorkommen. Unter anderem auch gegen das des Teufelsgiftfrosches.«
    Unbekümmert streichelte Brom mit dem Zeigefinger über die feuchte, mit einem Giftfilm bedeckte Haut des Frosches in seiner Hand.
    »Dolle Geschichte, oder?«
    Brim stand regungslos vor ihm und knirschte mit den Zähnen.
    Plötzlich griff er nach einer kleinen Handarmbrust, die an seinem Gürtel hing. Doch im selben Augenblick war ihm Brom bereits mit einem präzisen Streitaxtwurf zuvorgekommen.
    Mit einem trockenen Zack! bohrte sich das diamantene Axtblatt in das Holz der Tür einige Meter hinter Brim.
    Einen Moment lang stand der Giftmischer mit einem erstaunten Gesichtsausdruck wie eine Bildsäule, dann neigte sich sein Kopf langsam zur Seite und fiel mit einem schaurig-dumpfen Poltern auf den Boden.
    »Zu langsam«, knurrte der Zwergenkrieger und erhob sich, während die Knie seines Gegners einknickten und der kopflose Körper in sich zusammensackte.
    Zum zweiten Mal

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