Totenverse (German Edition)
ausgehen, dass Mabus damit einverstanden war.«
»Dann ist er aber ganz schön risikofreudig«, warf Majdi ein. »Ganz ehrlich, wenn ich auf so einem Gebiet forschen würde wie er, würde ich das in diesem Land so heimlich wie möglich tun. Auf jeden Fall würde ich es nicht noch auf Filmen in die Welt hinausposaunen.«
»Er muss Leila vertraut haben«, sagte Katya. Die Männer sahen sie an. »Sie wissen doch, dass ich blonde Haare an ihrem Kopftuch gefunden habe?«
Osama betrachtete sie interessiert: »Denken Sie, die könnten von Mabus stammen?«
»Wäre möglich«, sagte sie. »Jetzt haben wir schon zwei Amerikaner, die irgendwie mit dem Fall zu tun haben – Apollo Mabus und Eric Walker.«
»Meinen Sie, die beiden Männer kennen einander?«, fragte er.
»Sie haben beide Kontakt zu Nabih«, sagte sie. »Eric Walker hat eine Wohnung von ihm gemietet, und Mabus war im Besitz von Dokumenten, von denen wir annehmen, dass sie Nabih gehören. Ich würde sagen, es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass Walker und Mabus einander kennen.«
»Tja, wir müssen diesen Mabus finden«, sagte Osama. »Majdi.«
»Schon dabei.« Majdi wandte sich seinem Computer zu.
»Was halten Sie von der ganzen Sache?«, fragte Osama Katya.
Sie verbarg ihre Verblüffung hinter einer nachdenklichen Pose. »Ich denke, Leila war ein Mensch, der Kontroversen auslösen wollte. Sie war mit dem Prostituiertenprojekt zugange, aber dann ist sie Mabus begegnet, und das fand sie noch spannender. Also hat sie das Projekt mit den Frauen abgebrochen und sich ausschließlich hierauf konzentriert.« Sie deutete auf die DVD. »Das gesamte Material mit Mabus wurde in dem Monat vor ihrer Ermordung gedreht. Sie war offensichtlich mit ihm draußen in der Wüste. Und es sieht so aus, als wäre sie auch in seiner Wohnung in Dschidda gewesen. Wahrscheinlich hat sie viel Zeit mit ihm verbracht.« Sie hielt inne, aber Osama unterbrach sie nicht. »Ich vermute«, fuhr sie fort, »dass irgendwer dahintergekommen ist, was Leila machte, und darüber entsetzt war.«
»Wer zum Beispiel?«, fragte er nach.
»Ihr Bruder?«, spekulierte Katya. »Hört sich so an, als wäre er ziemlich fromm. Aber eigentlich hätte es jeder sein können, für den die Heiligkeit des Korans eine Herzensangelegenheit ist.«
Osama stieß sich vom Tisch ab und begann, im Zimmer auf und ab zu schreiten. »Die Frage ist letztlich, wer kann von dem Filmprojekt gewusst haben? Vielleicht hat Mabus irgendwem davon erzählt. Oder Leila selbst. Konzentrieren wir uns erst mal auf Leila.« Er blieb stehen und sah Katya an. »Ihr Exmann kommt nicht infrage, mit dem hatte sie schon seit Monaten keinen Kontakt. Ich hab das zwar noch nicht überprüft, aber selbst wenn doch, glaube ich nicht, dass sie ihm anvertraut hätte, woran sie gerade arbeitete. Dann wäre da ihr Bruder. Aber ihm hätte sie es nie und nimmer erzählt. Er hätte sich darüber nur aufgeregt und ihr Schwierigkeiten gemacht. Damit bleibt ihr Cousin Ra’id. Dem hätte sie es wohl erzählt, weil sie ihm vertraute. Er war wahrscheinlich einer der wenigen Menschen, mit denen sie darüber reden konnte. Aber ich schätze, er hätte ihr Geheimnis bewahrt.«
»Was ist mit ihren Freundinnen?«, überlegte Katya. »Faruha hat nichts davon erwähnt. Es könnte sein, dass sie Leila schützen wollte. Vielleicht sagt sie mehr, wenn wir sie mit den Informationen konfrontieren. Wir sollten noch einmal zu ihr und …«
»Ja, das ist eine gute Idee. Aber Sie müssen nicht extra noch mal hin. Rufen Sie sie einfach an.«
»Mach ich«, sagte Katya und musste ihre Freude darüber zügeln, wie ein Mitglied des Teams behandelt zu werden.
»Ich denke nicht, dass wir die Familie ganz außer Acht lassen sollten«, sagte Osama. »Abdulrahmans Alibi wurde überprüft. Er war tatsächlich wie jede Woche auf dem Souk einkaufen. Ra’ids Alibi ist nicht so wasserdicht. Er war an dem Morgen von Leilas Verschwinden im Geschäft. Abdulrahman hatte ihn mitgenommen und dort abgesetzt. Der Einzige, der Ra’ids Alibi bestätigen kann, ist Abdulrahmans Assistent Fuad. Der ist an dem Morgen später ins Geschäft gekommen, und Ra’id war da. Aber damit bleiben noch immer zwei bis drei Stunden, für die er keinen Zeugen hat.«
»Was ist denn mit den anderen Mitarbeitern?«
»Die nützen uns nichts«, sagte Osama. »Die einen erinnern sich, die anderen nicht.«
»Und die Überwachungskameras im Geschäft?«, fragte Katya.
»Wir haben die Bänder gleich einkassiert,
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