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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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echten arabischen Mann verwandelt. Er ist ständig mit seinen Freunden unterwegs. Macht Ausflüge in die Wüste, segelt, taucht, raucht Wasserpfeife im Männersalon. Ich meine, sogar in unserer Wohnung haben wir jetzt die Geschlechtertrennung. Natürlich ist er auch immer noch Amerikaner, aber wenn er mich irgendwohin mitnimmt, ist es jedes Mal eigenartig. Er ist meistens mit Arabern zusammen, aber auch die amerikanischen Männer verhalten sich ähnlich, wenn sie hier sind.« Sie biss erneut in den Hähnchenschenkel. »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte sie mit vollem Mund, »in Amerika hat er sich auch mit seinen Freunden getroffen, aber wir haben auch viel zusammen unternommen. Wir sind zum Beispiel wandern gegangen. Oder ins Kino. Oder haben uns mit Freunden zum Essen verabredet. Das machen wir hier alles nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    Sie sah ihn an, als hätte er soeben das Hähnchen wieder zum Leben erweckt. »Mal überlegen, vielleicht weil er und ich immer, wenn wir unsere Nachbarn besuchen, in verschiedene Räume geführt werden? Wissen Sie denn nicht, dass es in den meisten Teilen der Welt ziemlich ungewöhnlich ist, die Ehefrau in einem anderen Zimmer abzuladen?«
    »Sie könnten doch noch immer zusammen wandern gehen«, sagte er ziemlich lahm.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte sie. »Sind Sie verheiratet?«
    Sein Magen sackte ab. »Nein.«
    »Oh.« Sie wirkte verblüfft. »Aber Sie haben eine Freundin?«
    Ihre Dreistigkeit machte ihn fassungslos, aber wahrscheinlich, so sagte er sich, hatte er das verdient, da er ja bereits so viel über sie wusste. »Nein«, sagte er erneut.
    »Ach, kommen Sie«, sagte sie. »Die Frau, mit der Sie bei mir waren? Sie mögen sie, das hab ich doch gemerkt.«
    Nayir spürte, dass er rot anlief.
    »Wie heißt sie?«, fragte Miriam.
    »Katya.«
    Ein zartes Schmunzeln umspielte ihren Mund. »Also ich finde, Katya ist sehr schön. Und lieb, wie sie auf einmal meine Hand genommen hat …«
    Der Appetit war ihm vergangen, und er wischte sich nervös die fettigen Finger mit einer halb zerfetzten Serviette ab.
    »Aber ich dachte, in diesem Land finden zwischen Männern und Frauen keine Verabredungen statt.«
    Endlich sah er sie an. »Es ist unschicklich, ja. Aber manche tun es trotzdem.«
    »Nur Sie nicht.«
    »Es ist unschicklich.« Allmählich kam er sich blöd vor. Wie sollte er ihr das erklären?
    »Und wann können Sie sie sehen?«, fragte sie.
    »Wir arbeiten zusammen, manchmal.«
    »Das ist alles? Bloß wenn Sie sie fahren …« Miriam klappte der Unterkiefer runter. Sie schluckte. »Dann war dieser Besuch bei mir für Sie beide so was wie ein Rendezvous?« In diesem Moment sah er mit großer Klarheit, wie irrsinnig eingeschränkt und rückständig und sogar jämmerlich sein Leben ihr erscheinen musste.
    »Ist sie verheiratet?«, fragte Miriam.
    »Nein, natürlich nicht.«
    Sie nickte, als hätte sie eine Schlussfolgerung gezogen.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Ach nichts.« Er runzelte die Stirn, und sie sagte: »Also gut. Ich finde es einfach schade, dass Sie nicht wenigstens ab und an mal mit ihr essen gehen können. So wie hier!« Sie breitete die Arme aus. »Oder mal gemeinsam die Mittagspause verbringen, irgendwas.«
    »Wir haben schon zusammen zu Mittag gegessen«, entgegnete er trotzig.
    »Wie oft denn – einmal?«
    Er antwortete nicht.
    »Ich meine, Sie essen jetzt mit mir zu Mittag, und ich bin doch praktisch eine Fremde für Sie.« Irgendwas daran schien sie wieder an Eric zu erinnern. »Ach, eigentlich sollte ich mich nicht wundern. Sie bekommen Katya nie zu Gesicht, und ich bekomme Eric nie zu Gesicht. Irgendwas an diesem Land ist einfach gründlich verkehrt.«
    Nayir nahm einen Bissen von seinem Hähnchen, um nicht antworten zu müssen.
    »Sie denken, er ist meiner überdrüssig geworden oder so.«
    »Nein«, sagte er.
    »Wissen Sie«, fuhr sie fort, »seit wir hier sind, hat er sich immer weiter von mir entfernt. Ich weiß nicht genau, warum. Ich hab mir schon selbst die Schuld gegeben. Aber ich glaube, ich bin nicht der eigentliche Grund.« Sie sagte das trotzig und mit einem Hauch von Verzweiflung. »Im Grunde bin ich ziemlich sicher, dass da noch was anderes lief.«
    »Was?«
    Sie holte tief Luft und wischte sich die Hände mit der Serviette ab. »Gestern Abend«, sagte sie, »bin ich plötzlich unruhig geworden, so allein in meiner Wohnung, deshalb hab ich die Nacht bei meinen Nachbarn verbracht. Als ich heute Morgen zurück in die Wohnung kam, war

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