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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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Geschäft«, wechselte Osama abrupt das Thema. Für einen Moment sah Fuad betroffen aus, halb entsetzt und halb verblüfft. »Vor allem interessiert mich die Frage, ob es jemanden gibt, der einen Groll gegen Herrn Nawar hegt.«
    Fuads Augenbrauen hoben sich leicht. »Und das soll irgendwas mit Leila zu tun haben?«
    Die forsche, geschäftsmäßige Arroganz des Mannes war Katya von Anfang an auf die Nerven gegangen, aber jetzt kam er ihr regelrecht überheblich vor. Wenn ein Inspektor der Kriminalpolizei eine Frage stellte, antwortete man ja wohl zumindest mit Ja oder Nein, ehe man sich irgendwelche Gegenfragen erlaubte.
    »Wir haben eine ganze Reihe von Konkurrenten«, sagte Abdulrahman. Seine kräftige Stimme erschreckte alle. »Aber wir respektieren uns gegenseitig.«
    »Herr Nawar«, sagte Katya. »Sie haben ein Überwachungssystem hier im Geschäft, nicht?« Wieder musterte er sie mit einem vernichtenden Blick, aber sie ließ sich nicht einschüchtern.
    »Unsere Kameras sind kaputt«, sagte er barsch.
    »Äußerst praktisch«, sagte Katya, »wenn man bedenkt, dass wir nur so das Alibi Ihres Neffen überprüfen können. Wenn sie mehrere haben, wieso sind die denn alle gleichzeitig kaputt?«
    »Wir haben Dutzende Kameras«, warf Fuad ein, »aber die hängen alle an demselben Netzwerk. Und dieses Netzwerk ist durch irgendeinen Computervirus lahmgelegt worden.«
    »Funktionieren die Kameras jetzt wieder?«, wollte Katya wissen.
    »Nein«, sagte Fuad. »Das Unternehmen, das wir mit der Reparatur beauftragt haben, ist unzuverlässig, deshalb müssen wir uns anderweitig umhören. Sieht so aus, als müsste das ganze System ausgetauscht werden.«
    Katya sah wieder Abdulrahman an. »Ich finde es sehr eigenartig, dass kurz vor dem Verschwinden Ihrer Schwester das Überwachungssystem hier kaputtgeht.«
    »Jetzt reicht’s.« Abdulrahman stand auf, und plötzlich brach sich seine ganze angestaute Anspannung Bahn. Er baute sich vor Osama auf und hob einen drohenden Finger dicht vor sein Gesicht. »Denken Sie etwa, sie wurde hier gekidnappt?«, zischte er. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht weiß, was mit ihr passiert ist. Haben Sie mir nicht zugehört? Ich war es, der sie als vermisst gemeldet hat. Ich habe die Polizei ständig angerufen und gefragt, ob sie irgendwas Neues herausgefunden hätten, und diese Versager wussten nicht mal, wovon ich rede.« Osama lehnte sich wieder zurück. Fuad hielt sein Handy fest umklammert und blickte entsetzt. »Schon allein die Tatsache, dass Sie hier rumschnüffeln und all diese dämlichen Fragen stellen, verrät mir, dass Sie keinen blassen Schimmer haben, wer meine Schwester ermordet hat! Sie wissen nicht weiter? Sie brauchen Antworten? Dann machen Sie, dass Sie hier wegkommen, weil Sie die hier nämlich nicht finden werden!«
    Er wirbelte herum und stürmte aus dem Büro. Fuad zögerte, sah aus, als wollte er sich entschuldigen, und hastete dann seinem Chef hinterher. Osama stand auf und winkte Katya nach draußen. Sie bemerkte, dass seine Hände zitterten.
    Erst als sie wieder im Auto saßen, sagte Osama etwas.
    »Er hat ja recht. Wir stochern nur rum. Aber das war ausgezeichnete Arbeit. Sie waren sehr gut.«
    Katya nickte, unschlüssig, was sie sagen sollte. Abdulrahmans Ausbruch war ein Schock gewesen.
    Sie brauchten ewig für die Rückfahrt; der Verkehr kam nur stockend voran, weil zwei Unfälle für Staus sorgten. Obendrein war es so heiß, dass Katya am liebsten im klimatisierten Auto geblieben wäre.
    Im Präsidium angekommen, strebte Osama gleich in sein Büro. Katya merkte, wie hungrig sie war. Es war Mittagszeit, und sie hatte nicht gefrühstückt und sich auch nichts von zu Hause mitgebracht. Sie würde also wieder raus in die Hitze müssen, um sich was zu essen zu besorgen. Vor Erschöpfung blieb sie in der Eingangshalle stehen und starrte einfach nach draußen auf die Straße.
    So fand Osama sie. »Noch immer keine Spur von Mrs Walker«, sagte er. »Wir haben zwei Leute vor ihrer Wohnung postiert. Sie ist nicht zu Hause. Sie muss heute am frühen Morgen aus dem Haus gegangen sein und ist noch nicht zurückgekommen.«
    »Haben Sie –«
    »Wir haben bei den Nachbarn nachgefragt«, sagte er schnell. »Fehlanzeige.«
    Erst jetzt kam ihr der Gedanke, dass er einen bestimmten Grund haben musste, ihr das zu erzählen.
    »Majdi hat gerade die Liste ihrer letzten Telefonate überprüft«, fuhr er fort. »Sie hat heute Morgen eine Nummer gewählt. Es ist nicht die Nummer eines

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