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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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bei Nayir am Morgen informiert war.
    Nayir wusste nicht, was schlimmer war, sein Schuldgefühl oder das Gefühl, hintergangen worden zu sein. »Du hast ihnen von ihr erzählt?«
    Katya sah ihm ins Gesicht. »Ich hatte keine andere Wahl. Nach dem, was ich von Faruha erfahren hatte, bestand ganz offensichtlich eine Verbindung zu den Walkers, und das musste ich Osama sagen.«
    Als Nayir hörte, wie sie Osamas Namen aussprach, hatte er das Gefühl, sein Herz würde durch den Fleischwolf gedreht. Er trank einen Schluck Kaffee, fand ihn zu schwach und stellte ihn mit einer Grimasse wieder hin. »Was haben die jetzt vor?«, fragte er.
    »Die Polizei will mit ihr sprechen«, antwortete sie ruhig. »Sie wissen, dass sie nichts mit dem Mord zu tun hat, weil sie zum Tatzeitpunkt außer Landes war. Das hat die Nachfrage bei der Einwanderungsbehörde eindeutig ergeben. Aber ihr Mann steckt offensichtlich irgendwie in der Sache mit drin.«
    Nayir versuchte, rational zu bleiben. Tief in seinem Innern wusste auch er, dass Eric irgendwas mit Leilas Tod zu tun hatte.
    »Du fragst dich bestimmt, was mit ihr passieren wird, und ehrlich gesagt, ich weiß es nicht«, sagte Katya, die Augen unverwandt nach unten gerichtet. »Wahrscheinlich werden sie sie festhalten wollen, bis sie ihren Mann gefunden haben.«
    Er zeigte auf den Misyar, den Katya immer noch in der Hand hielt. »Das bedeutet nicht, dass Eric und Leila miteinander geschlafen haben.«
    »Nein«, sagte sie bedächtig, »aber es beweist, dass sie sich kannten und offensichtlich irgendeine Art von Beziehung hatten.«
     
    »Trotzdem ergibt einiges keinen Sinn«, wandte er ein.
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Nur mal angenommen, Eric hat Leila getötet. Wieso hätte er dann seine Frau zurück ins Land kommen lassen sollen? Sie war in Amerika, als es passierte. Er hätte sie doch genauso gut da lassen können.«
    Katya schien sich ein wenig zu entspannen. »Vielleicht wollte er, dass alles möglichst normal wirkt«, schlug sie vor.
    »Und dann verschwindet er, sobald sie hier eintrifft?«, sagte Nayir. »Das ist doch nun wirklich widersinnig.«
    »Es sei denn, er hat im letzten Moment irgendwas erfahren, wodurch ihm klar wurde, dass er untertauchen musste, und es war schon zu spät, seine Frau in die Staaten zurückzuschicken – das heißt, falls er überhaupt darüber nachgedacht hat. Könnte auch sein, dass ihm egal war, was aus Miriam wird.«
    »Ja«, pflichtete er ihr widerstrebend bei, »das wäre möglich. Aber was könnte er denn im letzten Moment erfahren haben? Sagen wir, als Miriam schon im Flugzeug saß, welche neue Information soll Eric da erhalten haben?«
    »Dass die Polizei zwischen ihm und Leila einen Zusammenhang hergestellt hat«, sagte Katya.
    »Hat sie das denn?«, fragte er. »Haben die Ermittler tatsächlich einen Zusammenhang gesehen? Es klingt doch eher so, als hättet ihr den gestern erst entdeckt.«
    Sie nickte widerwillig. »Richtig, aber dann hat vielleicht jemand anderes eins und eins zusammengezählt. Ein Bekannter von ihm? Ein Kollege? Irgendwer ist dahintergekommen, dass Leila tot ist, und hat Eric verdächtigt und gedroht, zur Polizei zu gehen. Also musste er untertauchen.«
    »Aber wenn er ein kaltblütiger Killer ist, hätte er diesen Bekannten oder Kollegen doch einfach umbringen können«, gab Nayir zu bedenken.
    »Vielleicht hat er das ja getan, und wir wissen es bloß noch nicht. Oder vielleicht war es einfacher, unterzutauchen.«
    »Und seine Frau allein der Polizei zu überlassen, in einem Land, dessen Sprache sie nicht beherrscht?«
     
    »Falls er ein Mörder ist«, sagte Katya, »hält sich sein schlechtes Gewissen vielleicht in Grenzen.«
    »Falls er tatsächlich untergetaucht ist, um nicht gefasst zu werden«, sagte Nayir, »warum hat er dann diesen Trauschein in seiner Aktenmappe gelassen, wo seine Frau ihn finden konnte?«
    Katya hatte ihren Kaffee noch immer nicht gekostet. Sie stellte ihn auf den Tisch, als wäre ihr gerade erst eingefallen, dass er da war, aber Nayir sah ihr an, wie sie sich in ihre Gedanken zurückzog, und ihn beschlich das ungute Gefühl, dass sie ihn daraus ausschließen würde.
    »Es wäre ebenso gut möglich«, sagte er, »dass ein anderer Leila ermordet hat und Eric dahintergekommen ist. Vielleicht hat Leilas Mörder auch ihn getötet.«
    »So oder so«, sagte sie und blickte ihn eindringlich an, »müssen wir mit Miriam reden.«
    Vielleicht ging ihm das »wir« in dem Satz gegen den Strich – weil es

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