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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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genau … Ich –« Ihre Stimme versagte, und sie schob sich an ihnen vorbei. Die beiden Männer folgten ihr ins Wohnzimmer. An der Wand stand ein Schreibtisch, an dem sie die oberste Schublade aufriss und hektisch durchwühlte. Dann wandte sie sich unvermittelt einem Regal daneben zu, auf dem eine Reihe von Behältern stand. Sie nahm einen herunter, durchsuchte ihn und warf ihn beiseite, wobei sie die ganze Zeit vor sich hin plapperte: »Jacob hat ein GPS-Gerät, aber das hat er wahrscheinlich mit in die Wüste genommen. Da ist eine Hütte oder so was Ähnliches irgendwo in der Wüste, mehr weiß ich nicht. Die könnte überall sein! Er muss hier irgendwo eine Karte haben.« Sie zog einen dritten Behälter heraus und sah die Karte zuoberst liegen. Die entfaltete sie mit bebenden Fingern und legte sie auf den Schreibtisch. Alle drei beugten sich darüber, und die Männer spürten die fieberhafte Energie, die sie ausstrahlte.
    »Hier!« Sie zeigte auf eine Stelle, die mit einem Stift markiert worden war. Es gab keinen Ort, keine Straße, keinerlei Orientierungshilfe in der Nähe, bloß – dem Allmächtigen sei Dank – zwei Koordinaten. Nayir nahm einen Stift und ein Blatt Papier vom Schreibtisch und notierte sie sich.
    »Sind Sie sicher, dass er dorthin gefahren ist?«, fragte er.
    »Nein!«, sagte sie noch immer in diesem schrecklichen schrillen Tonfall, »aber da war er mit Mabus, als sie das letzte Mal zusammen rausgefahren sind. Die Hütte gehört Mabus. Vor ein paar Wochen waren sie noch da. Oh Gott, Jacob!«
    Nayir schielte zu Osama hinüber, der nickte. »Danke, Mrs Marx«, sagte er. »Glauben Sie mir, wir werden alles tun, was wir können, um Ihren Mann zu finden.«
    Sie schluckte, nickte und sah ihnen nach, als sie aus dem Haus gingen.
    Auf dem Weg zum Wagen drängte Osama Nayir zur Eile, und sie fuhren rasch los. »Sie wissen, dass das nicht Miriam war«, sagte er.
    Nayir nickte. »Wie haben Sie das hingekriegt, sich selbst anzurufen?«
    »Das war meine Frau.«
    »Ihre Frau?« Nayir konnte es nicht fassen. »Sie war die ganze Zeit am anderen Ende?«
    »Ja.« Osama blickte bekümmert. Nayir fragte sich kurz, was seine Frau wohl dazu gesagt hatte, aber wahrscheinlich war sie solche Methoden von ihrem Mann gewohnt.
    »Und was werden Sie jetzt tun?«, fragte Nayir, bemüht, nicht allzu neugierig zu wirken.
    »Ich muss zurück ins Präsidium und die nächstgelegene Polizeistation da draußen kontaktieren. Die müssen jemanden hinschicken.«
    Nayir nickte und kämpfte gegen seine wachsende Angst. »Dann glauben Sie tatsächlich, Miriam könnte da draußen sein?«, fragte er. Er hatte schon dieselbe Idee gehabt, dann aber doch nicht den Teufel an die Wand malen wollen.
    »Nein«, sagte Osama. »Aber ich möchte Jacob Marx finden, um festzustellen, ob es ihm gelungen ist, Eric Walker aufzuspüren. Das ist unser eigentliches Ziel.«
     

37
     
    Osama musste sich beherrschen, dass er nicht Blaulicht und Sirene einschaltete und durch den dichten Feierabend-Verkehr raste, um möglichst schnell wieder im Präsidium zu sein. Riad hatte schon zweimal angerufen und konnte es bestimmt kaum erwarten, ihn zusammenzustauchen, weil der Fall Nawar in der Zeitung gelandet war. Außerdem musste Osama sich mit der Polizei in Qaryat al-Faw in Verbindung setzen, aber dazu musste er zunächst mal herausfinden, wo zum Teufel das Kaff überhaupt lag und welche Polizeidienststelle zuständig war. Er hatte die bange Ahnung, dass es irgendwo im Leeren Viertel lag. Und während ihm all diese Probleme durch den Kopf gingen, konnte er auch das »Gespräch« mit Nuha nicht abschütteln.
    Das Telefonat war die reinste Folter gewesen. Er konnte natürlich nicht mit ihr reden, während er so tat, als wäre sie Miriam. Stattdessen war er gezwungen gewesen, ihr zuzuhören. Sie war gar nicht auf seine Schauspielerei eingegangen und hatte wahrscheinlich gedacht, er würde sie nur wieder ignorieren. Aber das war ihr egal, weil er ihr zuhörte. Und was sie ihm zu sagen hatte, war unerträglich. Es tat ihr leid, unendlich leid, dass sie ihn so lange angelogen hatte, aber es gab Dinge, die sie ihm schon immer hatte sagen wollen, ohne je den Mut dazu zu finden. Dass sie sich überfordert fühlte. Dass sie es einfach nicht schaffte, Mutter und Journalistin zu sein und Ehefrau und Geliebte und Tochter und Freundin, Cousine, Tante, Schwester und all die anderen Dinge, die sie Tag für Tag war, weil es einfach zu viel Kraft kostete. Sie war es satt,

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