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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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letzter Zeit neu eingestellten war, Katya, die ihm kürzlich positiv aufgefallen war, weil sie das Bluetooth im Neqab des Opfers entdeckt hatte. Er blieb einen Moment vor der Glasscheibe des Labors stehen, unwillig, sich jetzt mit einer Fremden auseinandersetzen zu müssen. Aber als sie ihn erblickte, klappte sie ihren Neqab nicht herunter, und er hätte es albern gefunden, noch länger so stehen zu bleiben.
    »Guten Morgen«, sagte Majdi und stand lustlos von seinem Stuhl auf. Offensichtlich hatte er keine neuen Erkenntnisse auf Lager. Osama begrüßte die beiden.
    »Glückwunsch zu dem Bluetooth-Fund«, sagte er zu Katya.
    »Vielen Dank.« Sie wirkte erfreut und ein wenig überrascht.
    »Ich wollte bloß mal kurz reinschauen«, sagte er zu Majdi. Er sah den beiden an, dass sie seine Anspannung spürten. »Gibt es irgendwas Neues zu den Handschriften, die wir in der Kommode des Opfers gefunden haben?«
    Majdi zeigte auf einen Computer in der Ecke. »Ich hab mich da für eine andere Taktik entschieden und beschlossen, sie auf Fingerabdrücke zu untersuchen.«
    »Was gefunden?«, fragte Katya.
    Osama hatte schon den Mund geöffnet, um dieselbe Frage zu stellen, und klappte ihn jetzt wieder zu.
    »Nur die Abdrücke des Opfers«, antwortete Majdi mürrisch. »Aber möglicherweise auch einen Teilabdruck, der nicht von ihr stammt. Den lass ich gerade durchlaufen.«
    Osama beobachtete ihren Wortwechsel, wusste, dass er etwas sagen sollte, konnte sich aber einfach nicht dazu aufraffen.
    Majdi setzte sich an den Computer, doch dann kam ihm offenbar ein Gedanke, und er drehte sich zu Osama um. »Katya hat was. Vielleicht.«
    Sie blickte verlegen. »Majdi hat mir die DVDs mit Leilas Filmmaterial gegeben. Ich hab mir alle angeschaut, und auf der letzten war ganz am Ende ein Clip mit einer Freundin von ihr. Zumindest glaube ich, dass es eine Freundin war.« Katya holte einen Zettel aus ihrer Tasche und reichte ihn Osama. »Das sind Name und Adresse der Frau.«
    Osama nahm den Zettel leicht betreten entgegen. »Ja«, sagte er. »Majdi hat mir davon erzählt. Tut mir leid, dass ich dem noch nicht nachgegangen bin.«
    »Jedenfalls, in dem Film war das Gesicht der jungen Frau zu sehen«, sagte Katya unbekümmert. »Und ich hab es mit dem Ausweisfoto verglichen, daher bin ich sicher, dass sie es ist.«
    Osama nickte und schob den Zettel in seine Brusttasche. »Gute Arbeit. Ich werde sie vernehmen.«
    Katya nickte.
    Majdi blickte über die Schulter. »Schon gehört, was mit Faiza passiert ist?«
    »Ja«, sagte Osama.
    Majdi runzelte in offensichtlicher Empörung die Stirn. »Die neue Frau, die sie letzten Monat eingestellt haben, arbeitet nur mittwochs und donnerstags. Ich glaube, Maddawi kommt später rein.« Osama kannte die Arbeitszeiten der Frauen größtenteils. Jedenfalls kannte er Faizas Arbeitszeiten. Er hatte das Gefühl, dass Majdi einen dezenten Hinweis geben wollte, aber nicht ihm, sondern Katya. Osama schielte zu ihr hinüber und sah, dass sie die Hände fest gefaltet hatte.
    »Ich hör mich um, wen ich mitnehmen kann«, sagte Osama und wandte sich zum Gehen, doch da platzte Katya heraus: »Falls Sie keine Kollegin finden, könnte ich ja mitkommen.«
    Osama blieb stehen. So wütend er auch wegen allem anderen war, er wollte wirklich nicht zu schroff klingen und ihr jede Motivation nehmen, daher sagte er vorsichtig: »Leider brauchen wir dafür eine Frau, die Erfahrung mit Zeugenvernehmungen hat.«
    Katya starrte nach unten auf den Tisch, und er sah eine leichte Röte in ihre Wangen steigen. Sofort bereute er seine Reaktion.
    »Ich habe Erfahrung«, sagte sie. Ihre Stimme klang ruhig und ausgeglichen. »Ich war vor einiger Zeit an der Aufklärung eines Mordfalles beteiligt.«
    Gut, dass sie weiter auf den Tisch blickte. Er wollte ihr Gesicht nicht sehen müssen, wenn er wieder Nein sagte. Aber als hätte sie seine Gedanken gelesen, sah sie plötzlich zu ihm hoch. »Ich weiß eine ganze Menge über den Fall. Ich hab mir die DVDs angesehen und bin sämtliche Beweise durchgegangen. Ich könnte Ihnen eine Hilfe sein.«
    Er verstand, was sie sagte: Vielleicht weiß ich sogar mehr über den Fall als Sie . Es hätte ihn ärgern sollen, doch stattdessen löste sich seine Wut schlagartig in nichts auf.
    »Und ich bin ziemlich sicher, dass Maddawi erst ab Mittag Dienst hat«, fügte sie hinzu.
    In ihm stieg eine rebellische Regung auf, die sich im Handumdrehen zu wilder Entschlossenheit wandelte. Wenn die da oben ihm Faiza nicht

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