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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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berauben. Und was ist am Ende dabei herausgekommen? Nichts als Zerstörung und bitteres Elend. Nein, Dr. Zohar, das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
    »Dann glauben Sie also, dass ich irregeleitet bin - in Trugbildern gefangen?«
    »Nein, ich halte Sie schlicht für einen Mörder.«
    »Ich würde Ihre Glaubwürdigkeit gerne einem kleinen Test unterziehen. Es heißt doch: ›Nur die erprobte Tugend darf diesen Namen wirklich tragen.‹«
    »Jetzt kommen Sie mir bloß nicht damit, dass Sie mir eine Position in Ihrem ›Unternehmen‹ anbieten.«
    »Für wie dumm halten Sie mich eigentlich? Sagen Sie: Wie steht es um Dr. McKays Gesundheit?«
    Nick erstarrte.
    »Das frage ich natürlich nur, weil ich weiß, wie ernst ihr Zustand ist. Aber dass Riley MacKay schon bald sterben muss, wissen Sie ja gewiss selbst.«
    Nick wollte schon aufspringen, konnte sich aber gerade noch zusammenreißen und die Fassung wahren. »Das ist eine Lüge«, sagte er.
    »Falls Sie es wünschen, kann ich Ihnen gerne die Warteliste der Universität Pittsburgh zeigen - eine Liste, auf der Dr. McKay seit über sechs Jahren vermerkt ist.«
    Nick überlegte kurz. Leo , schoss es ihm durch den Kopf.
    »Ach, dann war Ihnen das also noch gar nicht bekannt? Wie peinlich. Das überrascht mich umso mehr, als Ihre Beziehung zu Dr. McKay, soweit ich weiß, inzwischen doch einen … sehr persönlichen Charakter angenommen hat.«
    Plötzlich bemerkte Nick, dass er langsam den Kopf hin-und herbewegte. Er hörte sofort damit auf.
    »Eine terminale Niereninsuffizienz ist eine ganz traurige
Sache. Der Körper wird zusehends schwächer, die Nieren schaffen es nicht mehr, das Blut von Giftstoffen zu reinigen. Etwa die gleiche Situation, wie wir sie früher hier in Pittsburgh in den drei Flüssen hatten - ja, das ist ein sehr guter Vergleich. Und so geht das Leben unaufhaltsam zu Ende. Wenn man bedenkt, was für eine außergewöhnliche Frau Dr. McKay ist, eigentlich eine Tragödie. Aber das wissen Sie ja selbst am besten. Ich fürchte, ihre Lage ist so gut wie aussichtslos, weil es für sie kaum kompatible Spenderorgane gibt - zumindest nicht auf dem üblichen Weg.«
    »Und was wollen Sie von mir - etwa dass ich den Tod eines anderen Menschen billigend in Kauf nehme, um Rileys Leben zu retten?«
    »Ich erwarte gar nichts von Ihnen. Ich sage nur: Unterschätzen Sie nicht Ihren Einfluss. Unterschätzen Sie nicht die Macht der Liebe. Und denken Sie stets daran, welche Wirkung Riley McKays Tod auf Sie haben würde. Schließlich sind Sie gerade erst wieder aus Ihrem Kokon gekrochen. Ihre neuen Flügel sind noch nicht einmal ganz getrocknet. Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit haben Sie sich einem anderen Menschen geöffnet. Hab ich recht? Und nun wird diese Frau Ihnen wieder genommen. Und wer weiß schon, was dann aus Ihnen wird? Vielleicht ziehen Sie sich sofort wieder in Ihr Schneckenhaus zurück und kommen nie wieder daraus hervor. Und wer könnte Ihnen das schon verdenken?«
    Nick starrte Zohar direkt ins Gesicht, ohne ihn richtig wahrzunehmen. Seine Ohren waren von einem heftigen Dröhnen erfüllt.
    Zohar bedachte ihn mit einem spöttischen Lächeln. »Ja, das ist eine meiner Stärken - die Fähigkeit, andere Menschen sofort zu durchschauen. Wenn Sie in einem Krankenhaus in die Wartezone gehen; wenn Sie dort eine Familie
ansprechen, die den Verlust eines soeben verstorbenen Angehörigen betrauert; wenn Ihnen kaum eine Stunde bleibt, um diesen Leuten direkt ins Gesicht zu sagen: ›Ich möchte die Leber und die Bauchspeicheldrüse Ihres verstorbenen Mannes - auf der anderen Seite der Stadt wartet schon jemand auf die Organe‹, dann lernen Sie Gesichter und Körperhaltungen zu lesen und jede Nuance der Stimme zu deuten. Und wenn ich Sie jetzt so anschaue, Dr. Polchak, wissen Sie, was ich dann sehe? Ich sehe Angst .«
    »Komisch«, entgegnete Nick, »das Gleiche wollte ich gerade zu Ihnen sagen.«
    »Zu mir? Weshalb sollte ich Angst haben?«
    »Dazu haben Sie allen Grund. Mein Freund Leo - der Mann, dessen Tod Sie zu verantworten haben - hatte eine Gewohnheit: Er hat in seiner Wohnung nie die Fenster zugemacht. Als ich ihn dort tot auf dem Fußboden gefunden habe, sind mir sofort die vielen Mücken an den Wänden aufgefallen. Diese Mücken habe ich gefangen. Und gewiss findet sich in einigen von ihnen das Blut des Mannes, der meinen Freund umgebracht hat. Als Santangelo uns kürzlich abends in Tarentum heimsuchen wollte, habe ich seinen Wagen aufgebrochen und ihm seine

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