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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ein Elektronenmikroskop, einen PhosphorImager plus Röntgendiffraktometer, außerdem zwei hochmoderne PRISM ® 377 DNA-Sequenzer der Firma Applied Biosystems. Alles da - nur nicht Dr. Sanjay Patil.
    Nick ging auf dem menschenleeren Gang auf und ab. Seine Schritte hallten in der abendlichen Stille wider. Erneut musste er an Julian Zohars Worte denken. Ob der Mann die Wahrheit gesagt hatte? Ob Riley wirklich an einer terminalen Niereninsuffizienz litt? Ob Leo ihren Namen tatsächlich wissentlich von der Warteliste gelöscht und ihm - Nick - die Wahrheit verheimlicht hatte? Er dachte an Leo und war sich plötzlich sicher, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Ja, wahrscheinlich hatte Leo versucht, Riley zu schützen - und nicht nur Riley, sondern auch seinen Freund Nick. So war Leo nun einmal. Ständig um das Wohl anderer besorgt. Nur sich selbst hatte er vor lauter Vertrauensseligkeit nicht zu schützen gewusst.
    Riley . Ob sie ihm am Vorabend von ihrer Krankheit hatte erzählen wollen? Ob sie darauf angespielt hatte, als sie
zu ihm gesagt hatte: »Nick - ich habe dir bisher etwas verschwiegen.« Ob das der Grund war, weshalb sie sich ständig von ihm distanzierte, seinen Avancen mal halb erlag, um kurz darauf wieder auf Abstand zu gehen? Aber warum hatte sie ihm dann nicht längst davon erzählt? Warum hatte sie ihm das nicht anvertraut? Ob sie glaubte, dass er sich sofort von ihr abwenden, sich auf eine Beziehung mit einer sterbenskranken Frau gar nicht erst einlassen würde? Oder ob sie befürchtete, dass er sie unter diesen Umständen nur umso mehr lieben, sich aus Mitleid für sie aufopfern würde? Ihm ging der Ausspruch eines berühmten Philosophen durch den Kopf, ein Satz, den Leo gern zitiert hatte: »Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.« Zohar hatte völlig recht. Nick war in der Tat mit einer bemerkenswerten Kombinationsgabe gesegnet. Nur dass ihm diese Gabe unter den gegebenen Umständen auch nicht weiterhalf.
    Ob es stimmte, was Zohar gesagt hatte - ob Riley tatsächlich keine Chance hatte, jemals auf dem offiziellen Weg eine Niere zu erhalten? »Sie hat nicht mehr lange zu leben«, hatte er gesagt, »es sei denn, wir unternehmen etwas dagegen.« Nick stand der kalte Schweiß auf der Stirn. Was Zohar ihm da zwischen den Zeilen angeboten hatte - war das nicht ein Teufelspakt? »Ich erwarte gar nichts von Ihnen«, hatte der Mann zwar gesagt, aber ob er nicht genau das Gegenteil gemeint hatte? Der Teufel bittet nicht lange, dachte Nick. Er nistet sich in dein Denken ein, vergiftet dich mit Angst, mit Panik oder mit Verzweiflung, und ehe du dich’s versiehst, ist der Pakt schon geschlossen.
    In den vergangenen vier Stunden hatte Nick in sich eine dunkle Seite kennen gelernt, von deren Existenz er bisher keine Ahnung gehabt hatte. Konnte er denn einfach untätig daneben sitzen und zusehen, wie Riley starb, wie ihr
Blut sich immer mehr mit tödlichen Giften anreicherte? Sein eigenes Leben hatte Nick wohl schon hundertmal riskiert, doch das Leben eines anderen Menschen zu gefährden, eines Menschen, den er liebte , das war etwas völlig anderes. Ob er wirklich nichts unternehmen würde, um sie zu retten? War ihr Leben nicht mehr wert als das jämmerliche Dasein eines prügelnden Ehemanns oder eines hoffnungslosen Penners? War ihr Leben nicht mehr wert als … alles andere? »Ich würde Ihre Glaubwürdigkeit gerne einem kleinen Test unterziehen«, hatte Zohar gesagt. Nick erschauderte. Überall Schwefelgestank.
    Und was, wenn sie tatsächlich starb? Ja, was dann? Zohars Worte brannten Nick immer noch auf der Seele. »Und nun wird diese Frau Ihnen wieder genommen«, hatte Zohar gesagt. »Und wer weiß schon, was dann aus Ihnen wird? Vielleicht ziehen Sie sich sofort wieder in Ihr Schneckenhaus zurück und kommen nie wieder daraus hervor.« Ob Zohar wirklich wusste, was in seinem - Nicks - Herzen vor sich ging? War er inzwischen so leicht zu durchschauen? Oder hatte der Mann - ein verschlagener alter Fuchs - nur geblufft, um ihn zu verunsichern? Egal. Mit seinen Worten hatte er ins Schwarze getroffen.
    Nick schämte sich wie ein Kind, das etwas Verbotenes angestellt hat. Er fühlte sich innerlich verwüstet, tief verletzt. Aber dass er überhaupt etwas fühlte - das war ja gerade das Problem. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er sein Herz wieder einem anderen Menschen geöffnet, und wohin hatte ihn das gebracht? Er konnte nicht mehr konzentriert arbeiten, nicht mehr klar denken. Zohar war

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