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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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versucht gerade, sich oben auf die Kohlehalde zu retten, und Santangelo ist hinter ihr her. Kommen Sie, wir müssen die beiden unbedingt suchen.«
    »Glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen einfach so blindlings folge, Sarah? Und wohin? Vielleicht in einen Hinterhalt, wo Ihr Partner schon auf mich wartet?«
    »Nick, ganz Mencken ist eine Geisterstadt. Wenn ich Sie umbringen wollte, hätte ich das schon zehnmal tun können. Sie müssen mir vertrauen.«

    »Ihnen vertrauen ? So wie Leo, meinen Sie?«
    »Hören Sie, Sie können über mich denken, was Sie wollen, aber gerade versucht jemand, meine Schwester umzubringen.«
    »Ja, und ich weiß auch, wer: Sie .«
    »Reden Sie doch keinen Schwachsinn! Es bleibt jetzt keine Zeit, Ihnen alles zu erklären. Riley ist sterbenskrank , Nick. Vielleicht glauben Sie ja, dass ich lüge, aber wenn Sie meine Schwester nur halb so sehr lieben wie ich, dann müssen Sie sich auf das Risiko einlassen.«
    Nick zögerte nur einen Augenblick. »Also gehen wir«, sagte er dann.
    »Haben Sie eine Waffe?«
    »Nein, Sie etwa?«
    »Aber wie sollen wir ihn dann aufhalten?«
    »Keine Ahnung«, sagte er, »aber so viel ist klar: Wenn wir noch lange hier herumstehen, halten wir ihn ganz sicher nicht auf.«
    Dann rannte Nick Richtung Kohlehalde, und Sarah folgte dicht hinter ihm.
    Riley stolperte etwa zweihundert Meter am Fuß der Halde entlang, bis sie eine Stelle entdeckte, die sie kannte. Schon als sechsjähriges Mädchen hatte sie dort eine kleine Platane niedergetreten, die ihr seither als Wegmarke gedient hatte. Hier konnte man die Halde gefahrlos betreten. Der Baum war inzwischen schon recht groß, hatte aber seine alte Schräglage beibehalten. Sie blickte über die Schulter zurück und begann dann, den Hang hinaufzusteigen.
    Der Hang erschien ihr unendlich viel steiler, als sie ihn in Erinnerung hatte. Unter ihren Füßen lösten sich Kohle- und Schieferbrocken. Sie kam kaum vorwärts, weil sie immer wieder abrutschte. Plötzlich stand ihr ein Albtraum aus Kindertagen vor Augen. In dem Traum hatte sie versucht,
sich vor einem aufziehenden Sturm in Sicherheit zu bringen, kam aber nicht von der Stelle, weil der Wind ihr so heftig entgegenblies. Der Wind rüttelte an ihr, drohte sie umzustoßen.
    Ihr Kopf war ein einziges Hämmern, ihr Rücken ein ungestüm pochender Schmerz. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, hatte unerträgliche Nierenschmerzen, die wie Stromstöße von ihrer Schädeldecke abprallten und ihre bleischweren Glieder wie grelle Blitze durchzuckten. Sie lag einige Sekunden einfach am Boden, versuchte in sich den Willen und die Energie für die nächste Etappe ihrer Flucht zu aktivieren.
    » Ri-i-i-ley!«
    Sie drehte sich entsetzt um.
    » Ri-i-i-ley!«
    Die Stimme war noch weit weg. Santangelo war unten am Fuß der Halde und hielt Ausschau nach der Stelle, wo Riley den Aufstieg begonnen hatte. Oder ob sie sich etwa täuschte? Ob die Stimme vielleicht nur deshalb so weit weg klang, weil er ihren Namen ganz leise gerufen hatte? Oder ob ihr der Wind einen Streich spielte? Ob Santangelo schon in der Nähe war - nur wenige Schritte entfernt? Sie hielt die Luft an, konnte das Pochen ihres eigenen Herzens hören, war so gut wie sicher, dass das Pochen in weitem Umkreis zu hören war.
    »Ich bin Ihnen auf den Fersen, Riley. Bald habe ich Sie. Gegen mich haben Sie ohnehin keine Chance, nicht in Ihrem Zustand. Zwingen Sie mich bitte nicht, Sie bis ganz oben zu verfolgen. Das macht alles nur noch schlimmer.«
    Sie sah an sich hinunter. Zum Glück trug sie dunkle Kleider, die perfekte Tarnung auf dem dunklen Hang. Aber ihre Haut … Sie grub die Finger in den rußigen Boden, rieb sich zuerst das Gesicht, dann den Hals und die Arme
ein, bis im Mondlicht nur noch der Schimmer ihres blonden Haares zu erkennen war. Doch sie hatte nichts, womit sie es hätte bedecken können. Sie sah zum Himmel hinauf. Der Mond verschwand immer wieder hinter dunklen Wolken. In diesen kostbaren Augenblicken war sie so gut wie unsichtbar. Doch sobald der Mond wieder zum Vorschein kam, leuchtete ihr Haar hell wie eine Karbidlampe. Dann fiel ihr plötzlich ein Wassertropfen ins Gesicht, und sie betupfte die feuchte Stelle eilig wieder mit Kohlestaub.
    Sie blickte den Hang empor, hielt Ausschau nach der nächsten Wegmarke: einem weizengelben Gestrüpp, das auf dem kargen Boden irgendwie überlebt hatte. Überall am Hang wuchsen solche Überlebenskünstler - unverwüstliche Brombeersträucher, verkrüppelte

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