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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wenig, fürchte ich.«
    »Liebe ist … wenn man von … Liebe erfüllt ist.« Die ganze Gruppe fing an zu lachen.
    » Liebe - was für ein abgegriffenes Wort«, sagte Paulos. »Ausgeschlachtet wie ein altes Auto - völlig inhaltsleer. Wenn Sie das Verhalten eines anderen als ›liebevoll‹ bezeichnen, sagen Sie damit lediglich, dass Ihnen dieses Verhalten liebevoll erscheint . Oder sehen Sie das anders?«
    »Nein … das sehe ich genauso.«
    »Was Sie da eben behauptet haben, ist reiner ethischer Emotivismus «, erklärte Paulos. »Vielleicht sollten Sie sich zuerst ein wenig mit David Hume beschäftigen und mit A.J. Ayers Sprache, Wahrheit und Logik - dann können wir uns gerne weiter unterhalten. Ich hoffe, Sie haben inzwischen begriffen, wo das Problem liegt. Die Frau, die ihre Kinder jämmerlich hat ertrinken lassen, hatte das Gefühl, sie zu lieben. Und Sie wiederum haben das Gefühl, dass die Frau sich nicht wie eine liebende Mutter verhalten hat. Glauben Sie wirklich, dass zur Beurteilung einer so schwerwiegenden moralischen Frage allein Gefühle ausreichen, Ms.
Stuart? Wie wollen Sie der Frau unter diesen Umständen denn erklären, dass sie sich falsch verhalten hat?«
    Paulos hatte jetzt die Tür zu seinem Büro erreicht. Er nahm die Aktentasche in die ohnehin schon schwer beladene linke Hand, legte die Rechte auf den Türknopf und sah noch einmal die Studenten an.
    »Ich gebe Ihnen jetzt mal eine kleine Denksportaufgabe. Vor fünfhundert Jahren hat Johannes Calvin geschrieben: ›Die Liebe bedarf der Anleitung durch das Gesetz.‹ Mit anderen Worten: Das höchste Prinzip ist nicht die Liebe, sondern Gott - weil die Liebe ohne Gott nichts bedeutet. Denken Sie mal darüber nach.«
    Paulos drehte den Türknopf nach oben und prallte krachend gegen die Tür. Er trat einen Schritt zurück und kramte seinen Schlüssel umständlich aus der Tasche.
    »Was für ein glanzvoller Abgang - und nun das«, murmelte er.
    Wieder betätigte er den Türknopf, stieß die Tür mit der Hüfte auf und schob sich dann rückwärts in den Raum.
    »Soll das heißen, dass das Seminar schon vorbei ist?«, witzelte ein Student.
    » Dieses Seminar ist nie vorbei. Wer solche Fragen ernst nimmt, der lernt nicht etwa für das Leben, für den ist vielmehr das ganze Leben ein fortgesetzter Lernprozess. Und jetzt gehen Sie Ihrer Wege, meine jungen Freunde, und denken Sie über das nach, was ich Ihnen gerade gesagt habe. Und nicht vergessen: immer Gutes tun.«
    Paulos drückte die Tür von innen zu, drehte sich um und blieb erstaunt stehen. An seinem Bücherregal stand ein großer Mann mit einer riesigen Brille auf der Nase und blätterte in einem Buch. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen«, sagte Nick und wies mit dem Kopf auf das geöffnete Buch.
    » Mi libro, su libro«, sagte Paulos und verfrachtete seinen
eigenen Stapel auf den Schreibtisch. »Ich finde ohnehin, dass Bücher allen gehören.«
    »Da würden Ihnen meine Studenten bestimmt begeistert zustimmen«, erwiderte Nick. »Deshalb verschwinden ja auch ständig sämtliche Bücher aus dem Lesesaal.«
    Auf Paulos’ Gesicht erschien ein Lächeln. »Dann gehören Sie also auch dem Hohen Orden der Hungerleider an? Willkommen, Bruder.«
    »Nick Polchak«, stellte der Besucher sich vor und streckte Paulos die Hand entgegen. »Ich lehre an der NC State in Raleigh Entomologie.«
    Paulos reichte Nick die Hand. »Ach ja - Tucker Truetts Assistentin hat Sie telefonisch angekündigt. Woher kennen Sie Truett?«
    »Wir haben uns kürzlich abends auf seiner Yacht kennen gelernt.«
    »Sie Glücklicher. Ich hatte auch mal das Vergnügen - und am Ende durfte ich sogar eine hübsche PharmaGen-Windjacke mit nach Hause nehmen. Haben Sie zufällig seine Freundin kennen gelernt?«
    »Eine Frau habe ich dort zwar gesehen. Aber ob das dieselbe war?«
    »Eher unwahrscheinlich. Bitte setzen Sie sich doch. Die Bücher können Sie dort drüben auf den Boden legen. Entschuldigen Sie die Unordnung. Ich könnte jetzt natürlich behaupten, dass es bei mir im Augenblick gerade drunter und drüber geht. Aber als Professor für Ethik muss ich nun mal die Wahrheit sagen: So sieht es hier eigentlich immer aus.«
    »Da sollten Sie erst mal mein Labor sehen«, erwiderte Nick.
    »Ach, wie sympathisch. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Eine Cola oder einen Tee vielleicht?«
    »Nein, danke.«

    »Ich bin Mitglied der Episkopalkirche - etwas Stärkeres habe ich leider nicht im Angebot.«
    Nick schüttelte den Kopf.
    Paulos nahm

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