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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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die Polizei mit hineingezogen.«
    »Das tun Mütter selten, wenn sie von ihren Kindern misshandelt werden.«
    »Ja, und das geschieht viel öfter, als Sie ahnen.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Wollen Sie mir erzählen, wann Sie Mårten zum letzten Mal gesehen haben?«
    »Das ist genau eine Woche her. Er kam am frühen Morgen nach Hause. Ich hatte die Wohnungstür abgeschlossen, machte aber auf, als er zu schreien anfing. Ich wollte nicht, dass die Nachbarn alles mitbekamen. Er bekam die letzten Hunderter, die ich hatte. Die Miete hatte ich im Vorhinein eingezahlt. Das hat er mir nicht geglaubt, und dann bin ich hier im Krankenhaus gelandet. Wissen Sie, was Mårten passiert ist? War es ein Unfall? Stand er unter Drogen?«
    »Das können wir erst in ein paar Tagen beantworten. Stimmt es, dass er in einem Schuppen am Strand wohnte?«
    »Bis vor einem Jahr wohnte er in Videvägen, aber er hat sich unmöglich gemacht. Wir haben uns geeinigt, dass er in den Strandschuppen zieht, den ich von meinem Vater geerbt habe. Der liegt unten beim Fischereihafen von Kronviken. Im Schuppen daneben wohnt während des Sommers ein älterer Mann, Jacob. Ich glaube, der achtet … achtete ein bisschen auf Mårten, sah zu, dass er hin und wieder etwas aß.«

15
    Ein neues Computersystem sollte eingeführt werden. Ragnarsson konnte beinahe an nichts anderes mehr denken, oder von nichts anderem mehr sprechen. Kommissar Ragnarsson, der den Spitznamen Sturm trug, weil er alles mit einer stürmischen Unbeherrschtheit in Angriff nahm, regte sich gerne auf, wenn sich ihm die Möglichkeit bot. Und nun ging es also um das Computersystem. Nicht mal Hartman konnte seine Mundwinkel beherrschen, als sich herausstellte, dass das neue System ausgerechnet so hieß: STURM .
    Ek schaute am Nachmittag vorbei, um die Zettel mit den Anmeldungen für sein Geburtstagsfest einzusammeln. Er warf einen Blick auf die Liste und lächelte vergnügt. Alle, die nicht im Dienst waren, würden kommen. Hartman hatte mit Ragnarsson getauscht, der gezwungen war, seine Frau am bevorstehenden Samstag, als er eigentlich Dienst gehabt hätte, zum Flugplatz zu fahren.
    »Alle können kommen«, wiederholte Ek für sich. »Wollt ihr tanzen, oder wollen wir das Mörderspiel spielen?«
    »Können wir uns nicht einfach wie erwachsene Menschen unterhalten?«, fragte Arvidsson trocken und blätterte die Zeitung um, er musste sich tarnen, damit niemand sehen konnte, wie sehr er sich darüber freute, dass Ek wieder mal vorbeikam.
    »Was ist denn das für ein Spiel, das Mörderspiel?«, fragte Erika, der sehr daran gelegen war, mögliche Überraschungen zu vermeiden, für die sie nicht gekleidet war. Aus Erfahrung, nachdem sie damals im Kronwald eine Hindernisbahn in engem Rock und hochhackigen Schuhen zu überwinden gehabt hatte.
    »Ist das so was wie ›Wahrheit oder Liebe‹?«
    »Schlimmer. Einer ist der Mörder und tötet, indem er den anderen, die in einem Kreis sitzen, zublinzelt. Einer nach dem anderen fallen die Toten auf den Boden. Eine andere Person ist der Detektiv und versucht festzustellen, wer der Mörder ist, also ihn auf frischer Tat festzunehmen, wenn er blinzelt.«
    »Kindergartenspiele, ich passe!« Arvidsson bekam eine Gänsehaut, wenn er nur daran dachte, im Kreis zu sitzen und Maria ganz aus der Nähe in die Augen blicken zu müssen, ihr vielleicht sogar zuzublinzeln oder umgekehrt. Er wusste, dass er dann rot werden würde, und alle würden es sehen. Kommentare würden ihn in den Boden versinken lassen. »Wenn das ein Kinderfest wird, komme ich nicht«, stellte er fest und hoffte, dass niemand die Enttäuschung in seiner Stimme merken würde.
    »Okay, lassen wir das. Ich habe ein anderes kleines Spiel, oder eine Wette. Wir haben lange nicht gewettet. Guckt euch die Magneten am Kühlschrank an, die sitzen in einer Reihe im Abstand von genau drei Zentimetern. Warum, glaubt ihr? Weil Ragnarsson hier war und sie zurechtgerückt hat. Ich lasse jetzt den dritten Magneten ein Stückchen sinken. Dann lautet die Frage: Wird Ragnarsson ihn wieder zurechtrücken, wenn er zum Kaffeetrinken kommt, oder wird er es nicht tun? Wir beschränken uns jetzt auf dieses eine Mal. Wenn er ihn später als vier Uhr zurechtrückt oder ihn überhaupt nicht berührt, gilt das als NEIN, und wenn er ohne irgendwelche Andeutungen« – Ek blickte Erika streng an und klemmte sich den Wetteinnehmer-Bleistift hinters Ohr –, »ohne jede Art von Hinweisen den Magneten zurückschiebt, gewinnen

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