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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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sagen. Er ist tot.« Rosmarie gab das Foto schnell zurück, als ob sie sich die Finger daran verbrannt hätte.
    »Ich habe viel über das Gespräch nachgedacht, das Clarence geführt hat. Es ist über eine Woche her, dass ich mit Himberg darüber gesprochen habe, Sie haben sicher davon gehört. Ich war im oberen Stock und habe versehentlich den Hörer abgenommen: ›Ich habe nicht viel zu verlieren, aber du, Clarence.‹, und Clarence antwortete: ›Du verdammtes Schwein. Dir werd ich es zeigen.‹ Ich weiß nicht, mit wem er gesprochen hat, aber es hörte sich eigenartig an. Glauben Sie, dass das der auf dem Foto war? Ob er das Gesicht am Fenster war, kann ich nicht sagen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es war ja nur ganz kurz zu sehen, über die Schulter von Clarence. Ein weißes Gesicht mit dunklen, beinahe schwarzen Augen. Clarence schimpfte und fuhr aus dem Bett hoch. Ich dachte nur an Flucht. Eine Möglichkeit, wegzukommen. Clarence jagte mir einen viel größeren Schrecken ein als das Gesicht, das ich an der Fensterscheibe gesehen hatte.«
    Maria hob die Tasche mit der Alarmanlage auf und erklärte ihr das Gerät.
    »Es funktioniert ungefähr so wie eine Sicherheitsanlage für ältere allein stehende Menschen. Wenn Sie Alarm auslösen, leuchtet eine rote Lampe auf dem Apparat auf. Dann wissen Sie, dass wir alarmiert worden sind. Wenn Sie versehentlich Alarm auslösen, können Sie ihn mit dem grünen Knopf abschalten. Ich möchte, dass Sie uns dann anrufen und uns mitteilen, dass es wirklich ein unbeabsichtigter Alarm war. An dem Gerät selbst befindet sich ein Mikrophon, damit wir hören können, was sich im Zimmer abspielt. Wir haben auch die Möglichkeit, eingehende Telefonate auf Band festzuhalten. Damit Sie sich außerhalb des Hauses aufhalten können, bekommen Sie ein Handy mit Direktwahl zur Polizei.«
    »Das alles kommt mir ein wenig wie eine elektronische Fußfessel vor, wenn auch umgekehrt.«
    »Ja, aber es ist zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
    »Lieber wäre mir ja, wenn Sie bei mir bleiben würden, aber das lässt sich wohl nicht einrichten?«
    »Aufrichtig gesagt tut es mit Leid, dass ich nein sagen muss. Es gibt einfach nicht genug Personal, um allen, die es nötig hätten, eine Bewachung rund um die Uhr zu stellen. Eine solche Alarmanlage ist das Beste, was wir im Augenblick anbieten können. Ich möchte mich noch etwas im Haus umsehen, wenn es nichts ausmacht. Hat Clarence ein eigenes Zimmer, in dem er sitzt und arbeitet?« Rosmarie nickte nachdenklich. Gemeinsam gingen sie an allen geflügelten Gestalten vorbei und kamen schließlich in einen Bereich, in dem es keinerlei Engel oder getrocknete Pflanzen gab. Clarence’ Büro unterschied sich wesentlich von der hellen und freundlichen Einrichtung, die das Haus im Übrigen kennzeichnete. Die Möbel waren deutlich maskulin aus Holz und Stahlrohr in schwarzen Farben. Dichte dunkelgrüne Vorhänge verdeckten die Fenster und ließen nur ein grau schimmerndes Licht in das Zimmer, das lange nicht gelüftet worden zu sein schien. An drei Wänden hingen abstrakte Bilder in kräftigen Farben, während die vierte Wand mit Trophäen aus der Zypernzeit dekoriert war: Fotografien, einem Wandbehang, einem schwarzen Brett mit den Namen verschiedener Länder auf Stoffstücken, die Rosmarie zufolge auf den Feldblusen der Soldaten aufgenäht gewesen waren. Eine begehrenswerte Tauschware. Wenn man mit den Unteroffizieren in den Vorratslagern gut konnte, war nichts unmöglich gewesen, hatte Clarence ihr erzählt. Auf dem Bücherregal unter dem schwarzen Brett lag ein Fotoalbum und auf einem etwas kleineren Tisch ein Gebetsteppich und ein Kamelsattel.
    »Darf ich das Album für ein paar Tage mitnehmen?«, fragte Maria.
    »Natürlich, obwohl, wenn Clarence davon erfahren sollte, gibt es sicher Ärger.« Rosmarie rang die Hände. »Habe ich erzählt, dass meine Katze verschwunden ist? Sie ist weggelaufen. Das ist noch nie passiert.« Maria schüttelte den Kopf und blickte von dem Fotoalbum mit all den fröhlichen jungen Männern auf.
    »Sie ist einfach weg. Ich hab bei den nächsten Nachbarn gefragt, sogar in den Gräben an der Straße gesucht, falls sie überfahren worden ist. Clarence mochte die Katze sehr gern.« Maria nahm den Terminkalender von Clarence und einige Unterlagen mit Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Firma an sich.
    »Er bringt mich um, wenn er dahinter kommt, dass wir an seinen Schubladen waren«, gab Rosmarie zu bedenken, und ihr

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