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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Gesicht zeigte deutliche Angst. »Haben Sie Zeit für eine Tasse Kaffee?«, fragte sie, als Maria schon in der Tür stand.
    »Nein danke, ein andermal. Ich komme und kaufe Kartoffeln und Mohrrüben bei Ihnen ein, wenn ich frei habe. Im Augenblick habe ich keine Minute Zeit mehr, so gern ich auch bleiben würde.«
    Auf dem Weg zum Auto nahm Maria die Gelegenheit wahr und sah sich das Schlafzimmerfenster von außen an. Das Fenster befand sich ein gutes Stück über dem Erdboden. Auch für einen großen Mann war es unmöglich, das Gesicht gegen die Scheibe zu drücken, wenn er nicht irgendetwas hatte, auf dem er stehen konnte. Eine Sitzgruppe aus weißem Kunststoff stand ein Stückchen weiter auf dem Rasen. Wenn man sich auf einen solchen Stuhl stellte, konnte man sich beinahe am Fensterbrett festhalten, um die Balance nicht zu verlieren. Maria nahm Kohlepulver und einen Plastikfilm aus dem Rucksack und sicherte eventuelle Fingerabdrücke. Eigentlich konnte man sich nach dem Regen keine großen Illusionen darüber machen.
    »Haben Sie in der letzten Woche die Plastikmöbel umgestellt?«, rief sie Rosmarie zu, die auf der Treppe stand.
    »Nein, ich glaube nicht. Aber fragen Sie meinen Vater, er ist ein sehr ordentlicher Mensch.«
    Bei der großen Eiche saß Konrad auf seiner Bank in der Abendsonne. Er zog höflich den Hut, als Maria vorbeikam. Kaffeegeschirr stand fertig gedeckt auf der Terrasse, und der Erdhaufen daneben war weggeschafft worden, stellte Maria fest.
    »Können Sie sich erinnern, ob Sie die Plastikmöbel in der letzten Zeit umgestellt haben?«
    Konrad überlegte eine Weile, zog wieder den Hut und kratzte sich am Ohr.
    »Ja, Rosmarie mit ihrer Unordnung, die stellt Stühle unter die Fenster, wenn sie sie putzen will. Ich habe einen Stuhl weggenommen, der unter dem Schlafzimmerfenster stand. Aber ich weiß nicht mehr, an welchem Tag das war. Das muss irgendwann in der letzten Woche gewesen sein.« Maria bedankte sich, nachdem sie die Fingerabdrücke auf dem Stuhl gesichert hatte. Sie kam sich beinahe etwas zu ehrgeizig vor. Aber häufig ist es gerade die sorgfältige Alltagsarbeit, die zu Ergebnissen führt. Zu Beweisen, die im Gerichtsverfahren von Bedeutung sind. Am Tor kam ihr plötzlich ein Gedanke, und sie kehrte zu Konrad zurück.
    »Haben Sie einen Werkzeugschuppen?« Konrad stand mühsam von seiner Bank auf. »Was möchten Sie sich denn ansehen?«
    »Ich will wissen, ob Sie eine Axt oder ein ähnliches Werkzeug vermissen, ein großes Schlachtermesser vielleicht?«
    »Ein Schlachtermesser kommt mir nicht auf mein Grundstück«, rief Konrad, »eine Axt habe ich vielleicht.«
    Hinter den Treibhäusern befand sich ein kleiner grüner Schuppen, umgeben von Lupinen in allen Farben, wie ein duftender Regenbogen. Die Tür war nicht verschlossen.
    »Tja, also, wir haben eine große Axt und eine kleinere, eine ›Damenaxt‹. Hier sind sie alle beide.«
    »Darf ich sie für kurze Zeit ausleihen?«
    »Sicher, wenn ich sie wiederbekomme. Ständig verschwinden irgendwelche Sachen. Im Sommer haben wir ein paar Jugendliche angestellt. Die passen nicht so genau auf die Sachen auf wie unsereins in seiner Jugend, als es nichts gab. Die jungen Leute heutzutage haben alles, was sie sich wünschen, und trotzdem sollen Produktion und Wachstum ständig zunehmen. Wenn das denen zugute kommen würde, die nichts besitzen, wäre es ja sinnvoll, aber so ist es ja nicht. Entschuldigen Sie einen alten Mann, der nichts von der Choreographie in der Hochfinanz und der Weltpolitik versteht, aber braucht man in der Industriegesellschaft noch mehr Sachen? So wie die meisten sich in ihren Tretmühlen abrackern, fragt man sich doch, ob wir nicht vor allem mehr Zeit brauchen, Zeit für Muße und Ruhe. Zeit zum Nachdenken!«

18
    Auf dem Weg in den Besprechungsraum stieß Maria auf Egil und Gustav Hägg. Gustav nahm sie fest in seinen Arm. Hinter ihnen stand Hartman mit vergnügter Miene und einer Glockenblume in der Hand.
    »Hast du Zeit, diese beiden Herren zu vernehmen?«, fragte er und wies mit einer höflichen Geste auf den Vernehmungsraum.
    Nachdem Gustav auf seiner Mundharmonika »Maria-Therese« hatte spielen dürfen, das er mit großem Fleiß geübt hatte, konnte Maria die notwendigen Angaben aufnehmen. Gustav gähnte laut, zog die Beine hoch und setzte sich im Schneidersitz auf den Stuhl. Egil blickte ungeduldig auf die Uhr und auf seinen Sohn. Der Junge musste nach Hause und sich ausruhen. Er war bleich und

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