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Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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der Baustellen der Ringbahn auftaucht, dann müssen wir davon ausgehen, dass es zwischen den Taten und dem Ringbahnbau einen Zusammenhang gibt.»
    «Was fatal wäre», warf Regierungsbaumeister Stein ein. «Die Stimmung unter den Bauarbeitern ist katastrophal. Niemandem ist daran gelegen, kopflose Frauenleichen zu finden. Es ist ein Akt der Sabotage, wenn Sie mich fragen.»
    Andresen schüttelte den Kopf. «Die Vollendung der Ringbahn scheint mir durch die zwei Leichen nicht gefährdet.»
    «Aber Sie suchen unter den Arbeitern nach dem Täter», erklärte Dr. Schwieger. «So viel ist uns schon zu Ohren gekommen. Die Befragungen durch Ihre Leute sind allgegenwärtig. Was die Stimmung auf den Baustellen betrifft, kann ich Sie wirklich nur beglückwünschen. Jeder unserer Arbeiter sieht sich derzeit unter Mordverdacht. Nicht gerade die ideale Voraussetzung für die fristgerechte Fertigstellung der vertraglich vereinbarten Leistungen. Es gab sogar bereits erste Arbeitsniederlegungen. So etwas können wir uns nicht leisten.»
    «Was schlagen Sie also vor?», fragte der Polizeichef an Dr. Schwieger gerichtet. So direkt angesprochen, schien sich dieser plötzlich in seiner Haut unwohl zu fühlen. Er blickte hilfesuchend zu Stein, aber auch der hatte kein Rezept parat. Für einen Moment herrschte Schweigen im Saal.
    Schließlich meldete sich Senator Sander zu Wort. «Ich beantrage hiermit die Bildung zweier Kommissionen, denen die Polizei Bericht zu erstatten hat. Sowohl zu dem weiteren Vorgehen und den Ergebnissen bezüglich der Frauenleichen als auch zu dem Raubmord im Bankhaus Goldmann.» Sander genoss förmlich die Blicke, die auf ihn gerichtet waren.
    «Wenn ich Sie richtig verstehe», warf Stürken ein, «dann sind Sie der Meinung, die Arbeit der Polizei bedarf einer Kontrollinstanz.»
    «Das ist richtig», erwiderte Senator Sander. «In diesem Fall, der direkt städtische Interessen betrifft, sollte das weitere Vorgehen genau mit den beteiligten Institutionen abgestimmt werden.»
    «Soweit ich es richtig einzuschätzen vermag», sagte Sören, «betrifft dies nur die Leichenfunde auf den Baustellen der zukünftigen Ringbahn. Die städtischen Interessen im Fall Goldmann, so schändlich das Verbrechen auch sein mag, erschließen sich mir nicht.»
    Goldmann wollte Einspruch erheben, aber Dr. Tommsen legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. «Gibt es denn vonseiten der Polizei bisher irgendwelche konkreten Verdachtsmomente, was den Mord am Senior unseres Bankhauses betrifft?»
    Die Blicke wanderten zu Roscher, der sich jedes Wort verkniff, dann zu Stürken, der den Kopf schüttelte, ohne Hauptmann Andresen diesmal zu Wort kommen zu lassen. «Nein, so leid es mir tut. Ich muss zugeben, dass wir bislang keine Ergebnisse vorweisen können. Weder was den Raub noch was den Mord an Elias Goldmann betrifft. Falls diese beiden Verbrechen wirklich durch unterschiedliche Hand begangen wurden, was ich persönlich bezweifele.» Er vermied Blickkontakt zu Andresen, der den Kopf schüttelte. Die Polizeispitze schien sich offensichtlich nicht einig zu sein.
    «Und da alle Verbrechen in direktem Bezug zu den Arbeiten der Ringbahn stehen, würde ich es begrüßen, wenn die Betreibergesellschaft in beiden Gremien vertreten wäre, und sei es nur aus Gründen des Informationsflusses. Von daher kann ich dem Antrag von Senator Sander nur zustimmen.» Endlich schien Dr. Schwieger wieder Worte gefunden zu haben. Stein nickte zustimmend.
    «Gibt es gewichtige Gründe gegen den Antrag des Kollegen Sander?», fragte Bürgermeister Schröder. Er wartete einige Sekunden, aber niemand, außer vielleicht der Polizeiführung, die sich jedoch bedeckt gab, hatte etwas vorzubringen. Protokollarisch spulte Schröder die notwendigen Vorgaben zur Bildung einer Kommission ab, die er anscheinend auswendig kannte. Je fünf Mitglieder einer übergeordneten Instanz bildeten den Grundstock einer Kommission, die, wie in diesem Fall, durch Bürgerschaftsabgeordnete zu ergänzen war. Als Präses der Kommission für die Untersuchung der Frauenleichen setzte Schröder seinen Amtskollegen Burchard ein, unterstützt vonseiten des Senats durch Syndikus Buehl und für die Bauverwaltung durch Dr. Robert Haas sowie den städtischen Vertreter Vermehren.
    Am Vorsitz der Kommission zur Klärung des Raubmords Goldmann schien mehr Interesse zu bestehen. Neben den Senatoren Sander und Mumssen stellte sich auch Gottfried Holthusen zur Verfügung, und Schröder bestimmte,

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