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Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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sicher auch aus persönlicher Konkurrenz zu Sander, Emil Mumssen zum Präses. Sie unterstützen sollte Senatssekretär Friedrich Ludwig und Dr. Schwieger für die zukünftige Betreibergesellschaft, weil Stein selbst für eine derartige Aufgabe keinen Spielraum mehr sah.
    Für allgemeine Überraschung sorgte daraufhin der Antrag von Senator Mumssen, man möge ihm Dr. Bischop als neutralen, aber in der Sache doch kenntnisreichen Mitarbeiter zur Seite stellen. Sören wollte etwas sagen, dann sah er das Funkeln in Andresens Augen. So hatte sich der Polizeihauptmann eine Zusammenarbeit sicher nicht vorgestellt. Sören zögerte mit einer Zusage, vor allem deshalb, weil er auch den anderen Kommissionsmitgliedern nichts von seinem wirklichen Wissen erzählen konnte. Andererseits gab ihm eine solche Position die Möglichkeit, die weitere Marschrichtung maßgeblich zu beeinflussen, und Andresen hatte ja bereits signalisiert, dass auch er inzwischen den Mord an Goldmann und den Raub nicht mehr zwingend demselben Täter zuordnete.
    Burchard hielt das für eine ausgezeichnete Idee, und auch Senatssekretär Ludwig und Dr. Schwieger nickten zustimmend, sodass Sören das Angebot schließlich annahm. Warum gerade ihm die nötige Kompetenz zugesprochen wurde, war ihm genauso rätselhaft wie der Umstand, dass er in seinem ehemaligen Kontrahenten Heibu anscheinend einen Fürsprecher gefunden hatte.
     
    «Ich hätte dich doch auch am Rathaus abholen können, wenn du etwas gesagt hättest.» Martin wartete bereits in der Auffahrt seiner Villa in der Alten Rabenstraße, als Sören am frühen Nachmittag aus einer Droschke ausstieg. Er war startbereit für die Fahrt nach Groß Borstel. Nachdem Sören ihm die Neuigkeiten mitgeteilt hatte, lächelte Martin abfällig. «Du weißt, was ich von solchen Kommissionen halte. Was versprichst du dir davon?»
    «Diese Gremien haben andere beschlossen», antwortete Sören. «Vermutlich auf Drängen der Betreibergesellschaft für den Ringbahnbau. Zumindest kam es mir so vor, als hätte das von vornherein festgestanden. Und Andresen muss es auch geahnt haben. Er hatte so etwas angekündigt. Keiner der Anwesenden hat sich verwundert gezeigt, also muss es Vorgespräche gegeben haben. Stein und der Vorstand üben jedenfalls mächtig Druck auf den Senat aus. Ziemlich unverhüllt haben sie angedroht, dass sich die Bauarbeiten aufgrund der polizeilichen Ermittlungsarbeit verzögern könnten. Ich weiß nicht, ob man in den Verträgen mit der Stadt bereits eine Konventionalstrafe bei Überschreitung der vereinbarten Termine festgelegt hat, jedenfalls sah man dringenden Handlungsbedarf. Dass Senator Mumssen mich als Kommissionsmitglied vorschlug, hat mich natürlich überrascht, aber so habe ich immerhin Einfluss auf die Ermittlungsarbeit der Polizei und kann sie auf die richtige Spur bringen.»
    «Von welcher Spur sprichst du? Immer noch die Schuldverschreibungen?»
    Sören nickte, nahm auf der Beifahrerseite von Martins Opel Platz und streckte die Beine aus. «Ziemlich geräumig, der Wagen.»
    «Es ist eben ein Double Phaeton», antwortete Martin. Mit einem mühsamen Kurbeln startete er in gebückter Haltung den Motor, bevor er sich hinter das gewaltige Lenkrad zwängte. «Für meine Ausmaße genau das richtige Gefährt», schmunzelte er. «Ein Sechseinhalb-Liter-Motor mit über 25 Pferdestärken. Das Spitzenmodell», erklärte er lapidar. Dann löste er die Bremse. «Ich habe den Wagen bei Dello an der Dammtorstraße gekauft. Frag nicht, was ich dafür bezahlt habe …»
    Als Martin losfuhr, drückte es Sören gegen die Rückenlehne. Er dachte an den kleinen Brennabor, den er in der Spitalerstraße gesehen hatte. Kein Vergleich zu diesem opulenten Gefährt, das vier Türen, durchgehende Trittbretter, eine mächtige Motorhaube und endlos viel Zierrat aus poliertem Messing hatte. Allein die zuckenden Instrumente sahen Ehrfurcht erregend aus.
    «Hast du diesen Künkel denn nun ausfindig machen können?»
    Sören nahm befriedigt zur Kenntnis, dass seine Blessuren anscheinend nicht mehr auffielen. «Sagen wir mal so: Wenn ja, dann hatte ich keine Gelegenheit, ihn nach seinem Namen zu fragen.» Er erzählte Martin von den Geschehnissen auf dem Kiez, was dieser mit der überflüssigen Frage kommentierte, ob Sören nicht langsam zu alt dafür sei, sich in nächtliche Schlägereien zu stürzen.
    Er ignorierte die Bemerkung. «Die Schuldverschreibungen dienten dem Erwerb von Immobilien. Nach Aussage der Polizei

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