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Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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Tat.»
    «Es ist noch viel schlimmer», schaltete sich Mumssen ein, der bislang geschwiegen hatte. «Die Sache steht vermutlich im Zusammenhang mit dem Raubmord bei Goldmann.»
    «Unglaublich – eigentlich unvorstellbar.»
    «Und doch naheliegend», sagte Sören. «Das Bankhaus Goldmann war anscheinend an der Finanzierung für bestimmte Immobilienkäufe beteiligt. Die Absicherung wurde über Inhaberschuldverschreibungen geregelt, und diese Schuldverschreibungen waren ein Teil der Beute bei dem Raub. Goldmann muss gewusst haben, mit welchen Entschädigungszahlungen zu rechnen war und welcher Profit durch einen rechtzeitigen Erwerb der Immobilien kurzfristig erzielt werden konnte. Wir müssen davon ausgehen, dass es einen Auftraggeber für den Raub bei Goldmann gab. Wenn tatsächlich die im Tresor der Bank lagernden Schuldverschreibungen Anlass für den Raub waren, dann kann das nur jemand gewesen sein, dessen Geschäfte nicht so verliefen, wie von Goldmann prophezeit. Denn er war es, der seinen Kunden durch den Erwerb genau dieser Immobilien einen außerordentlichen Gewinn versprach. Natürlich ohne Risiko. Wenn er also vor den Verhandlungen wusste, welche Grundstücke der Staat im Auge hatte, dann war das tatsächlich ein sehr geringes Risiko.»
    «Ist Regierungsrat Stürken informiert?», fragte Mumssen.
    «Polizeihauptmann Andresen prüft jetzt erst einmal, ob die Sachen im Bankhaus dokumentiert sind. Es ist durchaus denkbar, dass die Finanzierungsgeschäfte schwarz abgewickelt wurden. Bleibt also die Frage, wer Goldmann die Informationen zugespielt hat. Es kann nur jemand aus der Kommission gewesen sein.»
    «Unvorstellbar.» Holthusen schüttelte den Kopf.
    «Vielleicht einer der beauftragten Makler?»
    «Ich werde Senator Burchardt informieren und Ihnen eine Liste zusammenstellen. Es steht ja alles in den Akten. Können Sie mir einen Katalog der betreffenden Gebäude geben? Das würde die Sache vereinfachen.»
    Sören hatte eine Aufstellung vorbereitet und reichte sie Holthusen. Er zeigte auf die unterstrichenen Adressen. «Diese Flurstücke interessieren mich besonders. Sie fallen aus dem Rahmen, da die Gebäude darauf nicht abgerissen wurden.»
    Holthusen warf Sören einen fragenden Blick zu, dann nahm er die Liste in Augenschein.
    «Die Grundstücke liegen alle in Eimsbüttel, aber sie tangieren die Streckenführung der Bahn nicht», erläuterte Sören. «Ist es möglich, dass die Streckenführung geändert wurde?»
    «So ist es», antwortete Holthusen. «Ursprünglich sollte die Stichstrecke nach Eimsbüttel weiter südlich abzweigen. Ich weiß nicht mehr genau warum, aber man hatte sich dann kurzfristig entschlossen, den Streckenverlauf unter der Schäferkampsallee bis zur Christuskirche zu realisieren, ich glaube aufgrund geologischer Untersuchungen.»
    «So etwas habe ich mir fast gedacht», sagte Sören. Jetzt wusste er auch, welchen Schuldner sie sich zuerst vorknüpfen mussten.
     
    David war gerade erst nach Hause gekommen. Er begrüßte Sören mit einer Flasche Bier in der Hand und entschuldigte sich sogleich für das Durcheinander, das in seiner Wohnung herrschte. «Wir haben gestern noch den Heimsieg unserer ersten Mannschaft gefeiert, und ich bin noch nicht zum Aufräumen gekommen. Ich hoffe, ich hinterlasse keinen falschen Eindruck. Sonst sieht es hier etwas gesitteter aus, auch wenn es eine Junggesellenbude ist.»
    «Was ja nicht immer so bleiben muss.» Sören nahm die Flasche entgegen und prostete David zu. «Auf deine beruflichen und privaten Erfolge. Neulich kam ich nicht dazu, es dir zu sagen, aber ich bin außerordentlich stolz. Natürlich würde ich deinen Bahnhof gerne sehen, bevor er gebaut wird.»
    «Und ich dachte, du meinst Liane. Wie war euer gemeinsamer Sonntag? Ich habe sie seither noch nicht gesprochen.»
    «Es war spaßig – wirklich. Tilda hat Liane ins Herz geschlossen, glaube ich. Sie haben unentwegt geschnattert. Ich denke, du hast einen Glücksgriff getan.»
    «Keine voreiligen Schlüsse», bremste David. «So lange kennen wir uns noch nicht.»
    «Du hängst an deinem Junggesellenleben, stimmt’s?»
    «Sagen wir mal so: Liane und ich lassen uns unsere Freiheiten. Sie interessiert sich nicht für Fußball, und mir ist ihr Interesse an diesen nudistischen Spinnereien fremd. Ich würde nie auf die Idee kommen … Sie kann natürlich tun und lassen, was sie will. Genauso sieht sie’s wohl bei mir.»
    «Und dennoch klappt’s. Das sind doch die besten

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