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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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mir. Ich nahm langsam ein paar kleine Schlucke. Das Wasser war lauwarm. Jetzt musste ich antworten. Der Tatortkoffer war das Einzige, was mir in diesem Augenblick in den Sinn kam.
    »Wie gesagt, ich hatte Angst und fühlte mich irgendwie bedroht. Dr. Schöning war mir schon im Institut nicht wirklich geheuer gewesen, und als ich von der Rechtsmedizin wegfuhr, folgte mir ein Auto. Außerdem wurden die Schmerzen in meinem Fuß immer schlimmer. Ich bin deshalb in die nächste Seitenstraße gefahren, habe eine Paracetamol genommen und mir das Obduktionsmesser aus dem Tatortkoffer geholt.« Ich wusste nicht, was Tatortkoffer auf Deutsch hieß und sprach deshalb einfach von meiner Arzttasche. »Das Messer habe ich dann einfach in meine Gesäßtasche gesteckt.« Die Polizisten schwiegen. »Nur, um irgendetwas zu haben.« Sie sagten noch immer nichts. »Für den Fall.« Hoffentlich wussten sie nicht, dass in einem Tatortkoffer Messer nichts zu suchen hatten.
    Irgendwann zog Borrmann meine Handtasche aus der Plastiktüte, die er in der Hand hielt. In diesem Augenblick wurde mir wirklich schwindelig, denn an die hatte ich keine Sekunde gedacht. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, wann ich sie zuletzt gehabt hatte.
    »Ist das Ihre?«
    Ich nickte.
    »Wir haben sie in einer Wohnung hier in der Stadt gefunden, nicht weit vom St. Christophskrankenhaus entfernt.« Borrmann machte eine Pause und studierte mich eingehend. Ich glaube, ich starrte ihn mit offenem Mund an. Ich war geliefert. Sie wussten es. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, aber glücklicherweise sprach Borrmann weiter. »Die Wohnung gehörte einem Dänen, Larry Tang Mortensen – habe ich den Namen richtig ausgesprochen?« Ich nickte, ohne meinen Blick von ihm zu nehmen. »… der gestern Abend getötet wurde. Wir haben Ihre Tasche in seiner Wohnunggefunden. Und in der Tasche war ein Bild von ihm und einem anderen Mann.« Ich nickte wieder. »Wir haben Kontakt mit der dänischen Polizei aufgenommen und wissen nun Folgendes: Die zwei Männer waren Komplizen, bevor vermutlich einer den anderen ermordet hat. Sie sind für drei, vielleicht vier bestialische Morde in Dänemark verantwortlich. Zwei der Leichen haben Sie obduziert. Tang Mortensen ist mit größter Wahrscheinlichkeit auch für den Mord an Renate Bluhme verantwortlich.« Borrmann hatte mich nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen, aber sein Blick war nach wie vor nicht unfreundlich, eher neutral, und das verwirrte mich, schließlich teilte er mir gerade zwischen den Zeilen mit, dass ich des Mordes an Larry Tang Mortensen verdächtigt wurde. Diese Information funkte mir jedenfalls mein hämmerndes Herz. Und die Tasche … es war aussichtslos.
    »Ich habe sie in der Rechtsmedizin gesehen, hatte aber keine Ahnung, dass sie Renate Bluhme heißt«, sagte ich, um Zeit zu gewinnen, während ich an die Tasche dachte.
    »Wir warten natürlich noch die genaueren Untersuchungen ab, aber haben Sie irgendeine plausible Erklärung dafür, wie Ihre Tasche in Larry Tang Mortensens Wohnung gelangt sein kann?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf: »Ich muss einen Moment nachdenken – wann habe ich die Tasche denn zuletzt gehabt?« Ich schloss die Augen und sah sie vor mir auf dem Boden in Larry Tang Mortensens Wohnung. An sie hatte ich nicht gedacht, als Maximilian Schöning mich nach draußen dirigiert hatte.
    »Also: Im Institut für Rechtsmedizin habe ich die Tasche dabeigehabt, denn ich habe Dr. Schöning die Bilder gezeigt, die darin waren. Und ich habe sie auch wieder mit nach draußen genommen, denn später nahm ich ja noch eine Schmerztablette, und die sind in der Tasche – jetzt weiß ich’s wieder: Dr. Schöning hat mich vor der Notaufnahme aus dem Auto gezerrt, und da ließ ich die Tasche im Auto zurück.«
    »Und Dr. Schöning hat Sie von der Notaufnahme aus in seinen Wagen verfrachtet, wo dann … ach, erzählen Sie uns das Ganze doch bitte noch einmal«, sagte Riedel.
    »An der Straße, in der das St. Christophskrankenhaus liegt, parkten sehr viele Autos, darunter auch das von Dr. Schöning.« Ich hoffte, dass ich mich richtig erinnerte. Die Umgebung hatte ich mir nicht genau eingeprägt. »Er hat mich gezwungen, ein paar Pillen zu nehmen, und mir dann noch im Auto Handschellen angelegt. Aber er ist nicht gleich losgefahren, wir saßen da ziemlich lange.«
    »Und? Was ist dann geschehen?«
    Ich nippte an dem lauwarmen Wasser und versuchte konstruktiv zu denken. Es nützte nichts, mich daran

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