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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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das schwer zu erkennen. Jetzt war es Abend. Sie hatten mehrere Stunden zusammen in der Dämmerung gehockt. Manchmal verging die Zeit schnell.
    »Wäre es das denn wert gewesen?«, fragte Ademar. »Ja.«
    »Warum?«
    »Hast du schon mal jemanden totgetreten?« »Nein.«
    »Das ist ein einzigartiges Gefühl.« »Kann ich mir denken.«
    »Aber du hast es dir schon vorgestellt, oder?«, fragte Lejon.
    »Noch nie.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Ich habe an Baseballschläger oder Schusswaffen gedacht, aber noch nie daran, jemanden zu treten«, sagte Ademar.
    Jetzt lächelte der andere wirklich. Sein Lächeln war wie ein Licht in der Dunkelheit. Er hatte sehr schöne Zähne. »Hast du Schmerzen?«, fragte er.
    »Nur wenn ich lächle.«
    Der andere grinste zum dritten Mal.
    »Ich mag dich. Ich bin froh, dass ich dich nicht umgebracht habe.«
    »Dann darf ich jetzt also gehen?«
    »Es ist dein Haus. Du bleibst. Ich gehe.« »Danke.«
    »Warum schreibst du das Buch?«
    Ademar versuchte sich aufzurichten. Die Hüfte wollte nicht.
    Dort hatten ihn mehrere kräftige Tritte getroffen. Er hatte nicht das Gefühl, dass etwas gebrochen war, aber etwas stimmte nicht. Er stützte sich mit der Rechten auf dem Fußboden ab. Auch das ging nicht besonders gut.
    »Warum schreibst du es?«, fragte Lejon.
    »Warum fragst du das?«, sagte Ademar. »Wer bist du eigentlich?«
    »Lejon. Christian Lejon.«
    Ademar kam auf die Füße. In seinem Kopf drehte sich alles.
    Plötzlich fühlte er sich sehr leicht. Vielleicht war er im Begriff zu fallen. Etwas fing ihn auf.
    Mit drei schnellen Schritten war Lejon bei ihm. Er hielt ihn vorsichtig, aber mit festem Griff um Schultern und Taille, wie ein Krankenpfleger. Er schien sein Handwerk zu beherrschen. In Ademars Kopf drehte sich immer noch alles. Der andere hatte etwas gesagt. Er hatte seinen Namen genannt.
    »Deinen Namen kenne ich.« »Ach?«
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte Ademar.
    Lejon hatte ihn noch nicht losgelassen. Sein Griff wurde fester. »Oder wer du warst. Du warst in dem Lager.« »Ja.«
    »Du fragst dich, woher ich das weiß?« »Vermutlich gibt es Listen, Verzeichnisse.«
    »Ja. Du stehst auch drauf. Lejon. Christian Lejon.« Lejon ließ ihn los.
    »Kannst du allein stehen?« »Ich glaube, ja.«
    Lejon trat einen Schritt zurück.
    »Ich war in dem Sommer dort. Meine Mutter war krank und die Kommune hat mich nach Brännö geschickt.« Vielleicht lächelte er wieder. Ein Lächeln, das nicht seine Augen erreichte. Wenn Lejon lächelte, war es eher wie ein Reflex, wie ein Tic. »Man hatte damals kein Mitspracherecht. Arme Jugendliche landeten in Sommerlagern.«
    »Ja.«
    »Wart ihr arm?«
    »Ja. Mein Vater hat uns verlassen. Meine Mutter war arbeitslos.«
    »Schaffst du es bis zu dem Stuhl da? Du siehst aus, als müsstest du dich setzen.«
    Lejon führte Ademar zum Schreibtischstuhl. Er hielt den Stuhl fest, damit er nicht wegrollte, als Ademar sich setzte. Ademar fühlte sich fast geblendet vom Licht des Bildschirms. Es war die einzige Lichtquelle im Raum, wie eine Faust voll Phosphor.
    »Also ... warum schreibst du dieses Buch? Wovon handelt es?« Ademar sah auf den Monitor. Das Buch. Dort war es. Aber es war noch nicht fertig. Vielleicht würde es nie fertig werden. Es war wie ein Puzzle. Viel zu groß, viel zu viele Teile.
    »Verstehst du das nicht?«
    »Du schreibst über ihr Verschwinden.«
    »Ja.«
    »Was weißt du darüber?«
    Ademar antwortete nicht und starrte weiter auf den Bildschirm.
    Aber dort gab es nicht genügend Antworten. War es nicht der Sinn von Computern, dass man sie mit Informationen fütterte, mit deren Hilfe die Apparate dann Antwort geben konnten? Seine Informationen reichten jedoch nicht. Es klafften große Lücken, Teile, die im Puzzle fehlten.
    »Was weißt du?«, wiederholte Lejon. »Und du?« Ademar hob den Blick. Lejon schwieg.
    »Möchtest du mir etwas erzählen?«
    »Wenn ich das tue, muss ich dich vielleicht doch umbringen.« »Ich sage nichts.«
    »Nein. Aber du schreibst.«
    »Was ist passiert? Was ist in dem Sommer passiert?« »Darf ich lesen, was du bis jetzt geschrieben hast?« »Warum?«
    »Darf ich es lesen?«
    »Ich weiß es zu schätzen, dass du fragst. Du könntest mich ja einfach umbringen und das Material mitnehmen.« »Ich bin kein Dieb.«
    »Ach nein?«
    »Ich nehme mir nur, was mir gehört«, sagte Lejon. »Und damit meine ich nicht dieses Buch.«
    »Es ist noch kein Buch. Vielleicht wird es nie eins.«
    Lejon nahm ein Blatt vom

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