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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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schaute auf. Er schien über eine Antwort nachzudenken, die nicht einfach »Ja« oder »Nein« lauten konnte. Aber die seltsame Glut in seinen Augen blieb.
    »Ich hatte ... nie eine Verbindung zu den Schären«, sagte er schließlich.
    »Sie scheinen zu zögern.«
    »Manchmal vergisst man etwas. Man kann sich eben nicht auf Anhieb an alles erinnern.«
    »Was haben Sie vergessen?«
    »Was ist das für eine Frage? Wie soll man sich an das erinnern, was man vergessen hat?«
    »So was soll vorkommen«, sagte Winter. »Aber plötzlich kommt der Moment, da fällt einem alles wieder ein.«
    Edwards antwortete nicht. Er weiß, wovon ich rede, dachte Winter. Ja, zum Teufel, er ist da draußen gewesen. Es ist ein Teil seiner Vergangenheit. Er hat mit diesem Fall zu tun.
    Edwards sah aus, als wollte er in den Holzdielen versinken.
    Sein ganzer Körper war zusammengesunken, als hätte er keine Kraft mehr, sich aufrecht zu halten, und würde sich allmählich in Luft auflösen. Als wäre nicht mehr viel Leben in ihm, dachte Winter. Fast schien es, als hätte er aufgehört zu atmen.
    »Brännö«, sagte Winter.
    Er konnte Edwards' Blick nicht erkennen, auch er war im Fußboden versunken, und Winter zweifelte, ob er zurückfinden würde. »Haben Sie Verbindungen zu Brännö?«
    Zunächst schien Edwards nicht zu reagieren. Dann schüttelte er den Kopf. Plötzlich dachte Winter an seine Stimme. Er wollte seine Stimme hören. Irgendetwas war mit seiner Stimme. Sie hatte sich im Lauf des Gesprächs verändert. Im Lauf des Verhörs. Sie war auch eingesunken, fast verschwunden. Sie war die Stimme eines anderen geworden.
    Winter hatte sie schon einmal gehört. Ihn überrieselte ein Kälteschauer.
    Die Kälte drang durch den Fußboden. Als würde er auf Eis stehen.
    »Erzählen Sie von Brännö«, sagte er. »Lassen Sie mich in Frieden!!!«, schrie Edwards. Er hatte den Blick noch immer nicht gehoben und sah aus, als wäre er reif für die Zwangsjacke, aber er rührte sich nicht. Und die Stimme war kräftiger geworden und nicht versunken. Ich bin zu weit gegangen, dachte Winter. Ich muss zurückrudern.
    Er setzte sich aufs Sofa. Es sah teuer aus, genau wie der Tisch.
    Edwards besaß Geld, oder er hatte Geld besessen.
    Edwards schaute auf. Er wirkte wieder ruhiger. Zurück im dreiviertel toten Zustand.
    »Entschuldigung«, sagte er.
    »Es gibt nichts, wofür Sie sich entschuldigen müssen. Es ist nicht leicht, meinen Fragen zu folgen. Meinen Gedanken, muss ich wohl sagen.«
    »Ich bin nur ein bisschen müde.«
    »Sie waren ja auch nicht auf meinen Besuch vorbereitet«, sagte Winter. »Wo ist übrigens Ihr Auto?« »Wie bitte?«
    »Ihr Auto. Wo ist es?« »Ich habe es verkauft.« »Aha.«
    »Ich komme auch ohne Auto zurecht.«
    »Autos sind sinnlos, wenn sie geklaut werden, nicht wahr?« »Genau.«
    »Was haben Sie übrigens an jenem Morgen gemacht?«, fragte Winter.
    »An welchem Morgen?«
    »Als Ihr Auto verschwunden war und mein Kollege es auf der Älvsborgsbrücke entdeckte.«
    »Das hab ich doch schon erzählt.«
    »Ich habe es vergessen.« Winter lächelte.
    »Ich bin ein bisschen umhergelaufen. Das mache ich manchmal. Ich leide unter Schlafstörungen.«
    Winter lauschte seiner Stimme, der Melodie, wenn man so wollte. Das, was er zuvor gemeint hatte, darin zu hören, war verschwunden. Es war nur ein kurzer Moment, womöglich eine Täuschung gewesen.
    Auf dem Weg zurück in die Stadt klingelte sein Handy. Er meldete sich und hörte eine bekannte Stimme.
    »Können wir uns irgendwo treffen?«, fragte Benny Vennerhag. »An einem Ort, wo ich mich deinetwegen nicht zu schämen brauche.«
    »Hast du einen Grund, dich zu schämen?«
    »Zusammen mit dir an einem öffentlichen Ort gesehen zu werden könnte peinlich werden. Manche Leute könnten es leicht in den falschen Hals kriegen.«
    »Welche Leute?«
    »Die Schweden natürlich. Ich weiß, wo wir uns treffen.«
    Sie trafen sich auf der Landzunge von Smithska. Winter parkte auf einem verlassenen Parkplatz und ging zu dem Schuppen, der während der Saison als Cafe diente. An der morschen Wand lehnte ein durchgestyltes neues Rennrad. Am Lenker hing ein metallic roter Fahrradhelm.
    Vennerhag saß auf der Rückseite und hielt sein Gesicht in die Sonne. Er hatte abgenommen und konnte sich den hautengen Fahrradanzug leisten, den er trug. Neben ihm stand ein Rucksack aus weichem Leder. Er lächelte, als Winter um die Ecke bog.
    »Zeit für eine Kaffeepause«, sagte er und griff nach dem

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