Toter Mann
Farbe aus der Visage des Kerls wich. Der große Körper krümmte sich wie ein Schilfrohr im Wind. Halders rammte ihm seine Faust ins Zwerchfell. Der Grinser schnappte nach Luft. Der Schmerz würde noch einige Sekunden andauern.
»Fredrik !«
Lars war aus dem Lift gestürzt. Er packte Halders an den Schultern. Aber Halders holte nicht noch einmal aus. Er hatte genug.
Matte und der andere knieten neben dem Grinser, der hingeschlagen in Embryohaltung auf dem Boden lag.
»Das ist mein Schwuler!«, sagte Halders. »Er ist mein Freund!« Matte schaute auf. »Fahr zur Hölle, Fredrik!«
»Das muss öffentlich gemacht werden«, sagte Halders. »Alle müssen davon erfahren!« Er sah auf den Grinser hinunter. »Du musst verschwinden, du Scheißfaschist. Wenn du nicht heute kündigst, zeige ich dich an.«
»Er kann Sie anzeigen«, sagte der Kollege. »Das sollte er tun.« »Willst du auch Prügel haben?«
Halders machte einen Schritt vorwärts.
Bergenhem zerrte ihn in den Lift. Die Türen schlossen sich. Sie waren auf dem Weg nach oben.
Halders lachte auf.
»Schwulenfreund!«, sagte er. »Jetzt ist man ein Schwulenfreund.« »Verdammt noch mal, Fredrik, du hast sie ja nicht mehr alle.« »Nein.«
»Ich kann schon für mich selber sorgen.«
»Ich weiß, Lars. Es war eine reine Reflexhandlung.« Er betrachtete seine Rechte und schloss sie. »Prima, dass die Reflexe immer noch funktionieren.«
»Nach dem, was passiert ist, bin ich es, der kündigen muss«, sagte Bergenhem.
»Ich versteh diesen Edwards einfach nicht«, sagte Winter. »Der gibt so viele seltsame Signale.«
»Sind es Signale?«, fragte Ringmar. »Ja. Irgendwas signalisiert er.«
»Was denn?«
»Das weiß ich eben nicht. Ich verstehe es nicht.« »Fühlt er sich schuldig?«
»Ja, vielleicht.«
»Warum?«
»Er war dort«, sagte Winter. »Auf der Brücke. Er war in seinem Auto. Er ist abgehauen, und Lars ist ihm zuvorgekommen. Edwards war auf dem Weg nach Hause.«
»Hast du das alles Edwards erzählt?«
»Kein Wort.« »Warum nicht?«
»Es ist mir erst jetzt klar geworden!« »Hat er geschossen?«
»Das werde ich ihn fragen.«
»Hat er auf jemanden geschossen?« Winter antwortete nicht.
»Oder hat er nur einen Schuss in seinem eigenen Auto abgegeben?«, fragte Ringmar.
»Interessant, nicht?«
Ringmar strich sich über den Hals, der zerschunden aussah, als hätte er sich mit einem Rasenmäher rasiert. Die Haut war rot und voller Schnitte. »Was sagst du eigentlich zu diesem Zwischenfall mit Fredrik und Lars?«
Sie hatten erst vor einer halben Stunde davon erfahren. Halders und Bergenhem hatten das Haus verlassen. Bergenhem has left the building. Die Frage war, ob er zurückkehren würde.
»Ahlander hat sich jedenfalls wieder erholt«, sagte Ringmar. »Das Opfer.«
»Wird er Anzeige erstatten?«
»Ich weiß es nicht, Erik. Die Sache ist ernst. Typisch Halders, aber die Sache ist furchtbar ernst.« Es sah so aus, als würde Bertil lächeln. »So geht das doch nicht.«
Winter schwieg.
»Nach Aussage von Mattelin sind sie provoziert worden«, fuhr Ringmar fort. »Fredrik und Lars, oder nur Lars. Mattelin ist eine ehrliche Haut. Ahlander muss irgendetwas gesagt haben.« »Was denn?«
»Matte hat es nicht gehört.« »Aber dafür Fredrik?« »Offenbar.«
»Wir wissen ja, worum es geht«, sagte Winter. »Ja.«
»Ich mache mir Sorgen wegen Lars.« Ringmar nickte.
»Der Junge steht kurz vor einer Explosion.« Ringmar nickte wieder.
»Manchmal hab ich das Gefühl, wir alle hier sind kurz vorm Explodieren«, sagte Winter. »Ja.«
»Fühlst du das auch?«
»Ja. Explodieren. Implodieren. Irgendetwas liegt in der Luft. Es ist der Job. Alles. Das Wetter. Die verdammte Sonne. Der verdammte blaue Himmel.«
»Aber Lars wird als Erster explodieren«, sagte Winter. »Willst du etwas unternehmen?«
»Ich werde noch einmal mit ihm reden.« »Was willst du sagen?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Hast du mit seiner Familie gesprochen?«
»Nein. Das werde ich noch tun. Martina ist in Ordnung.« Winter griff nach der Corps-Schachtel. Er wollte an die Luft, rauchen und nachdenken. »Das gehört in meinen Verantwortungsbereich. Ich trage für alles die Verantwortung.«
Wer war Jan Richardsson ? Wer ist Jan Richardsson? Tot oder lebendig, er war ein gefragter Mann. Steckte die neunte Kugel in seinem Kopf? Das war zu einfach.
Winter war auf dem Weg, Richardssons Jugend zu erkunden.
Er fuhr mit der Vesta. Ein schöner Name für eine Fähre. Um 11.27
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