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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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auch nie mehr mit mir reden.«
    »Dich wird sie ja wohl nicht verstoßen? Ihren eigenen Bruder?« »Ich werde sie fragen.«
    Vennerhag nickte und stand auf.
    »Willst du nichts von dem leckeren Gebäck?«
    »Ich habe keinen Appetit, Benny. Das Zeug ist mir zu süß.« Winter stand ebenfalls auf.
    Vennerhag klappte seinen Stuhl zusammen und stellte ihn in den Schuppen, Winter tat es ihm nach. Drinnen roch es nach vergangenem Sommer, richtigem Sommer, nicht nach Altweibersommer. Eingeschlossenem Sommer. Es roch nach Kindheit.
    Sie traten hinaus. Vennerhag drehte sich zu ihm um. »Lejon«, sagte er. »Christian Lejon.«

31
    Die Taucher stiegen in der ruhigen See ab. Hinter ihnen ging die Sonne unter. Winter stand auf dem Boot der Wasserschutzpolizei und sah das Kreuz rot blitzen, wie ein Stoppzeichen. Er hatte Taucher der Küstenwache bestellt.
    »Wie tief ist es hier?«, fragte Ringmar .
    »Nicht sehr tief«, sagte Winter. »Wir befinden uns ja fast noch in den inneren Schären.«
    Die Wasseroberfläche hatte sich nach dem Abtauchen der Männer wieder geglättet. Es war kaum vorstellbar, dass sie dort unten Menschen finden würden, weder lebendige noch tote.
    Winter zündete sich einen Corps an. Der Rauch trieb über die Schären davon.
    »Ich dachte, du hättest aufgehört«, sagte Ringmar. »Warum hast du das geglaubt?«
    »Ich hab dich schon lange nicht mehr rauchen sehen.«
    »Ich rauche. Es gibt noch immer Leute, die nicht alles richtig machen.«
    Ringmar lachte. Das Lachen wurde vom Wasser aufgefangen und löste sich auf. Es hätte das Lachen der Möwen sein können, die in Scharen über dem Boot kreisten und warteten wie alle.
    Ringmar zeigte auf das Kreuz, das jetzt seine rote Farbe verloren hatte, nachdem die Sonne noch ein bisschen tiefer gesunken war. Das Kreuz war schwarz und sah aus, als hätte es eine dornige Kontur. »Wir werden sehen, ob die Entscheidung richtig war«, sagte er. »Richtig oder falsch, das ist egal. Der Versuch muss gemacht werden, Bertil.«
    »Vielleicht haben wir uns durch diese Geschichte mit dem Kreuz zu weit aus dem Fenster gelehnt.« »Wie meinst du das?«
    »Sie setzt voraus, dass alles geplant ist.« »Alles ist geplant?«
    »Ja, von Anfang an. Der, der das Kreuz in das Auto gelegt hat, hat die Entwicklung im Vorhinein bestimmt. Er wusste, dass wir wissen oder herausbekommen würden, um was für ein Kreuz es sich handelt. Und dass wir schließlich hier draußen suchen und bestimmte Schlüsse ziehen würden.«
    »Hast du irgendwelche Schlüsse gezogen? Ich nicht.«
    »Nimm diese neun Kanonenschüsse«, sagte Ringmar. »Ich erinnere mich daran, ich bilde mir ein, mich zu erinnern, dass ich von dem Gesuch gehört habe, sie abfeuern zu dürfen. Es kam eine gewisse Heiterkeit auf.«
    »Warum?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.« Ringmar lächelte. »Was ist mit den Schüssen?«
    »Kommt es dir nicht ein bisschen abgehoben vor, dass wir in diesem Fall auf neun Schüsse gekommen sind?«
    »Es ist doch nicht schwer, bis acht oder neun zu zählen.«
    »Ich meine, dass wir diesen Zusammenhang überhaupt herstellen.«
    »Hast du nicht selber gesagt, dass alles vorausbestimmt, geplant war?«
    »Dann ist es womöglich zu einfach, da von auszugehen, dass es sich um genau den letzten Schuss handelt.«
    »Oder es ist genau so einfach«, sagte Winter.
    »Vielleicht war es ihre Absicht, dass wir uns darauf konzentrieren. Aber in Wirklichkeit geht es ihnen um etwas ganz anderes.« Winter antwortete nicht.
    »Etwas ganz anderes«, wiederholte Ringmar . »Sie wussten, dass wir es erfahren und was für Schlüsse wir daraus ziehen würden.« »Wir tasten uns heran, Bertil. Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig.«
    »Wir legen ein Puzzle, meinst du?«
    »Ja. Der Fall wird mehr und mehr zu einem Puzzle.«
    »Liegt eins der Teile da unten?« Ringmar wies auf die Wasseroberfläche. Sie war immer noch bedrohlich glatt. Das Wasser sah aus wie ein Gemälde aus Eisen und Blei.
    Es wurde durch ein Kräuseln zerrissen. Der Kopf eines Tauchers erschien. Winter hob eine Hand. Der Taucher schüttelte den Kopf.
    Wenn sie dem Plan folgen wollten, war es an der Zeit, auf dem Grund des Flusses zu suchen. Am nächsten Tag stand Winter auf Pier Nummer 4 in der Innenstadt und sah in die Schwärze des Wassers hinab. Auf dem Meeresboden hatten sie nichts gefunden. Er hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie etwas finden würden. Aber es war den Versuch wert gewesen. Dort lag sie nicht, sie lag irgendwo anders.

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