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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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dich in spätestens zehn Minuten hier sehen«, sagte Winter. »Was ist los? Ich ha ...«
    »Verdammt noch mal, komm sofort her!«
    Winter knallte den Hörer auf, ungefähr so wie Lars es vorher getan hatte, und es klang auch genauso. Dass er geflucht hatte, tat ihm leid. Aber er hatte spontan reagiert. Bergenhem war erwachsen. Manchmal fielen eben härtere Worte.
    Winter ging in seinem Zimmer auf und ab. In der blauen Dunkelheit sah er eine Straßenbahn in einem Funkenregen vorbeifahren. Die Bahn schien es eilig zu haben. Es war Freitagabend. Der Abend, an dem alles möglich war. Er konnte lang werden. Winter hob seine Einkaufstüten vom Boden auf und ging in den Aufenthaltsraum, um sie in den Kühlschrank zu legen. Er hatte auch einige Austern und Meereskrebse gekauft. Sein Handy klingelte. Jetzt hatte er es eingeschaltet.
    »Wolltest du nicht etwas zum Abendessen einkaufen?«, fragte Angela.
    »Ich halte es gerade in der Hand.«
    »Und ich dachte, du wolltest um diese Zeit zu Hause sein.« »Es hat sich etwas Neues ergeben. Es dauert noch eine Weile.« »Wo bist du?«
    »In meinem Büro. Ich muss mit Bergenhem reden.« »Wie geht es ihm? Ist was passiert?«
    »Ja.«
    »Was sagt Martina? Was macht sie?«
    »Darum geht es nicht. Jedenfalls nicht direkt.« »Worum geht es denn?«
    »Darüber reden wir später. Er ist jetzt auf dem Weg hierher.« »Soll ich inzwischen Grütze kochen? Wie viele Stunden dauert es noch?«
    »Weiß ich nicht, verd ...« Er brach ab. Reiß dich zusammen.
    Idiot.
    »Bitte, Angela, ich komme, sobald ich kann. Entschuldige. Ich habe Austern und Meereskrebse gekauft. Es gibt Lammkotelett. Wir pfeifen auf die Ravioli. Ich mache ein Aioli zu den Krebsen.« Ich komme nach Hause und bin lieb, dachte er. Und Austern bring ich auch mit. Sie hatte den Hörer schon aufgeknallt. Das Geräusch kannte er. Ungeduldig verstaute er die Einkaufstüten im Kühlschrank.
    Dabei fiel eine der Tüten zu Boden. Er hob sie auf und presste sie zwischen alte Milchpackungen und ein zum Tode verurteiltes Marmeladenglas. Etwas in der Tüte war kaputtgegangen. Aus dem Kühlschrank rann Krebssud auf den Boden. Er schloss die Tür, ging zur Spüle, riss ein Stück von der Haushaltspapierrolle ab und wischte die Flüssigkeit auf. Als er sich bückte, dröhnte es in seinem Kopf. Seine Hände wurden klebrig, und er ging wieder zur Spüle, um sie abzuwaschen. Es roch nach Salz und Meer. Da es kein Handtuch gab, riss er noch ein Stück Papier von der Rolle. In seinem Kopf hämmerte es, von einer Seite zur anderen, von Horizont zu Horizont. Die Erinnerung an den Traum in der Nacht tauchte wieder auf. Sie war die ganze Zeit da gewesen.
    Auf dem Flur kam er an einem Gebäudeplan des Hauses vorbei. Es hatte die Form einer geometrischen Figur, die hoch in die Luft zu springen schien, mit erhobenen Armen und gespreizten Beinen. Eine Figur ohne Kopf.
    Winter sah, wie die Lifttür aufglitt. Bergenhem trat heraus. Winter öffnete die Tür zum Dezernat.
    »Wir gehen zu mir«, sagte er.
    »Was ist los?«, fragte Bergenhem.
    Winter antwortete nicht. Sie gingen in sein Zimmer und er schloss die Tür.
    »Ich habe eben mit Aneta gesprochen«, sagte er.
    Bergenhem schwieg. Er war an der Tür stehen geblieben. Winter hatte ihn nicht aufgefordert, sich zu setzen.
    »Hast du Jan Richardsson gekannt, bevor wir wussten, wer er ist?«, fragte Winter.
    Er spürte den Puls hinter seiner linken Schläfe hämmern. Es waren keine Kopfschmerzen, keine Migräne, keine Hirnhautentzündung. Es handelte sich um eine Spannung anderer Art. Anspannung. Er wusste nicht, was es war. Er spürte das Blut in seinem Körper.
    »Wie ... gekannt ...« Bergenhems Blick folgte einer Straßenbahn. Der Abend war noch blauer geworden.
    »Hast du meine Frage nicht gehört?«, sagte Winter. »Bleib ganz ruhig«, sagte Bergenhem.
    »Ruhig bleiben? Bleibst du ruhig? Bist du ruhig geblieben? Weißt du, was du getan hast, Lars?« Bergenhem antwortete nicht.
    »Du hast Beweise zurückgehalten«, sagte Winter. »Das hast du getan.« »Nein.«
    »Du hast eine Ermittlung erschwert. Meine Ermittlung.« Winter machte einen Schritt auf Bergenhem zu.
    »Wo hast du Richardsson kennengelernt, Lars?«

35
    »Ich habe ab und zu einen Club aufgesucht. Samuel kannte ihn.« »Samuel?«
    »Mein Freund Samue1.«
    Bergenhem saß auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch. Winter stand am Fenster. Er konnte nicht still sitzen. »Bei dem du im Augenblick wohnst?«
    »Ja, genau.«
    »Und Richardsson war dort,

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