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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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in dem Lokal?« »Offenbar.«
    »Und du hast nichts gesagt.«
    »Ich ... wusste doch noch nicht, dass er es war.« »Aber dann! Später wusstest du es, Lars!«
    Bergenhem schien zu nicken. Vielleicht senkte er auch nur leicht den Kopf.
    »Du wusstest, dass er dort verkehrte, Lars! In diesem verdammten Club, in dem du auch warst! Du wusstest es! Aber du hast nichts gesagt.«
    »Ich woll...«
    »Du wolltest nicht selbst entlarvt werden«, unterbrach Winter ihn. »Das kann ich verstehen. Nein, ich kann es übrigens nicht verstehen.« Er schüttelte den Kopf und spürte einen Zug im Nacken. Er hatte das Fenster geöffnet. Der Freitagabend war kalt. Er hatte eine kalte Dunkelheit mitgebracht.
    »Bist du in der Nacht dort gewesen, als du das Auto auf der Älvsborgsbrücke gefunden hast?« Bergenhem schüttelte den Kopf. »Ich höre nichts, Lars.«
    »Nein, ich bin nicht dort gewesen«, antwortete Bergenhem leise.
    »Wie soll ich dir das glauben?« Winter entfernte sich einige Schritte vom Fenster. »Wie soll ich dir überhaupt noch irgendetwas glauben? Nach dem, was passiert ist?«
    Vorher hatte er Bergenhems Gesicht nicht genau sehen können.
    Jetzt bemerkte er, dass es sehr blass in der schlechten Beleuchtung des Zimmers aussah. Es war weiß, es war kein Gesicht mehr. »Mein Gott, Lars, wir durchleuchten Richardssans Leben und stoßen unter anderem auf dich.«
    Das Gesicht, das einmal Lars Bergenhems gewesen war, wandte sich Kriminalkommissar Erik Winter zu. Die Rollen waren jetzt anders verteilt, sie waren nicht nur unterschiedlich, sondern hatten sich für immer verändert. Nichts wird mehr wie früher werden. Winter spürte es, wie er eben den kalten Luftzug gespürt hatte.
    »Du brauchst nicht weiterzureden«, sagte Bergenhem. »Ich habe verstanden.«
    »Was hast du verstanden?« Bergenhem antwortete nicht.
    »Was weißt du sonst noch, Lars?«, fragte Winter. »Hast du uns noch mehr vorenthalten?« »Nein, nichts weiter.« »Und das soll ich glauben?« Bergenhem stand auf.
    »Was hast du vor?«, fragte Winter. »Ich werde jetzt gehen.«
    »Du gehst nirgendwohin.«
    Bergenhem stieß ein seltsames Lachen aus, das genauso kalt war wie der Wind. Nein, nicht kalt. Es war etwas anderes. Winter konnte es nicht richtig einordnen. Er versuchte es. Das Lachen gehörte zu Bergenhems neuem Gesicht. Es war kein Lachen.
    »Willst du mich festnehmen, Erik?«
    Bergenhem ging auf die Tür zu. »Wohin willst du, Lars?«
    Bergenhem antwortete nicht. Er hatte die Tür erreicht und drehte sich um.
    »Wir sehn uns, Erik«, sagte er, ging hinaus und war weg. Winter hörte seine Schritte in dem verdammten Korridor. Sie klangen wie Schritte in einer Steinwüste. Winter konnte sich nicht bewegen, als wäre er in Stein eingemauert. Er konnte Bergenhem nicht nachlaufen. Er hatte es in Bergenhems Augen gesehen. Wenn er ihn berührt hätte, wäre jemand verletzt worden.
    Angela sah es in seinen Augen, als er im Flur stand.
    Er nahm Elsa fest und zärtlich in die Arme.
    »Die kleine Prinzessin ist heute Abend also zu Hause«, sagte er. »Machst du heute Ravoli, Papa?«
    »Nicht heute Abend, Mäuschen. Aber ich werde Lamm braten. Und du kriegst ein paar große Krebse.« »Ja!«
    Elsa liebte Meereskrebse und sein Aioli. Angela streichelte seinen Nacken.
    »Wie geht es dir, Erik?«
    Er setzte Elsa ab.
    »Schläft deine kleine Schwester schon?«
    »Die schläft dauernd«, sagte Elsa. »Wann gibt's was zu essen?«
    »Ich wusste nicht, was ich tun sollte, Angela.« Er griff nach dem Weinglas. »Ob ich richtig oder falsch gehandelt habe, als ich stehen geblieben bin. Oder ob ich überhaupt etwas hätte sagen sollen.«
    »Das musstest du doch wohl.«
    »Ja, aber vielleicht nicht in dem Moment, nicht heute Abend.« Elsa war plötzlich eingeschlafen, und Winter hatte sie in ihr Bett getragen. Er weckte sie nicht noch einmal, damit sie sich die Zähne putzte. Sie hatte vorhin erzählt, dass sie es schon getan hatte, lange vor dem Abendessen.
    »Vielleicht war ich der falsche Mann am falschen Ort«, sagte er. »Oder der falsche Mann am richtigen Ort. Du weißt ja, wie ich wenige Minuten davor drauf war, als du angerufen hast.«
    »Das habe ich vergessen.« Sie lächelte.
    »Ich nicht. Ich war ein verdammter Idiot.« Er hob das Glas und versuchte, durch das Rot hindurchzuschauen. Ripassa, er hatte den Wein in dieser Woche gekauft. Noch immer konnte er nichts richtig machen. »Ich bin ein verdammter Idiot.«
    »Manchmal.«
    »Damit soll jetzt Schluss sein.«

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