Toter Mann
Mordfall verwickelt, in dem du ermittelst?«, fragte Angela.
»Ich weiß es nicht. Vermutlich nicht direkt. Aber er oder einer seiner Handlanger könnte die Waffe beschafft haben. Er hat viele Handlanger.«
»Dass so einer frei rumlaufen darf. Du musst vorsichtig sein, Erik.«
»Ich bin immer vorsichtig.« »Du bist nie vorsichtig.« »Diesmal werde ich es sein.« »Ist Lars vorsichtig?«
»Wie meinst du das?«
»Geht er sorgsam mit seinem Leben um?«
»Ich weiß es nicht, Angela. Deswegen mache ich mir ja Sorgen.« »Ist er selbstmordgefährdet?«
»Auch das weiß ich nicht. Vielleicht habe ich es nicht erkannt.« »Du hast es versucht.«
»Möglich. Jedenfalls habe ich versucht, ihn zu finden. Aber ich habe ihn nicht aufgehalten, als er mein Zimmer verließ.« »Er wollte nicht bleiben.«
»Ich hätte ihn zurückhalten können.« »Wie? Mit Gewalt?«
»Nein. Mit Worten. Mir fehlten die Worte.« »Wann hat er wieder Dienst?«
Bergenhem erschien nicht zum Dienstbeginn um zwölf. Möllerström war da und rief Ringmar an, der Bereitschaftsdienst hatte. Ringmar rief Winter an. Es war kurz nach zwölf. Winter hatte auf den Anruf gewartet. Er hatte selbst versucht, Bergenhem zu erreichen. Angela hatte bei Martina angerufen. In Torslanda hatte niemand abgenommen.
»Schick einen Wagen nach Eriksberg«, sagte Winter. »Ich fahre in die Stadt«, sagte Ringmar.
»Ich komme auch.«
»Was sagt die Familie?«
»Darüber reden wir später.«
Es ist Wochenende, dachte Winter, als er auflegte. An diesem Wochenende passiert es, und dann ist es vorbei. Jetzt entscheidet es sich. »Er kann überall sein«, sagte Ringmar. »Oder nirgends.«
»Ist er weg? Tot?«
»Ja.«
»Selbstmord?«
»Ja.«
»Glaubst du das?« »Nein.«
»Wo sollen wir anfangen zu suchen?«
Das Telefon auf Winters Schreibtisch klingelte. »Ja?« Er lauschte und legte auf.
»Bergenhem ist heute Nacht nicht in der Wohnung in Eriksberg gewesen. Sie haben mit dem Mann gesprochen, der dort wohnt.«
Das Telefon klingelte wieder.
Es war Angela. »Ich habe Martina erreicht. Sie hat seit gestern Abend nichts von Lars gehört.« »Danke, Angela.«
»Was werdet ihr jetzt machen?«
»Nach ihm suchen. Wir werden ihn finden.« »Ich habe Angst, Erik.«
»Ich auch.«
»Vielleicht fahre ich mit den Kindern ans Meer.« »Ich versuche nachzukommen. Ich ruf dich an.« Er legte auf.
»Wo fangen wir an?«, fragte Ringmar.
»Die Brücke«, sagte Winter. »Auf der Älvsborgsbrücke, wo alles begonnen hat.«
»Wie meinst du das?«
»Lars hat das Auto auf der Brücke entdeckt. Er kam von Gott weiß woher. Irgendeinem Ort des Lasters, ich weiß es nicht. Er sieht das Auto. Was macht er dann?«
»Er schlägt Alarm.«
»Und danach?«
»Er fährt nach Hause zu dem Besitzer, Roger Edwards in Långedrag.«
»Ja.« »Und?«
»Vielleicht ist er noch einmal hingefahren, um den Fall auf eigene Faust zu lösen. Deswegen wollte er gestern nicht mehr zuhören. Er wollte so schnell wie möglich abhauen und an dem Fall weiterarbeiten. Er wollte noch einmal von vorn beginnen.«
»Seine Ehre wiederherstellen«, sagte Ringmar. »Oder er ist in den Wald gefahren und hat sich erhängt.«
»In welchen Wald?«
Ringmar sah aus dem Fenster. Draußen gab es keinen Wald, nur eine Esche, drei Ahornbäume und zwei Birken. Die Bäume waren fast nackt. Die Stadt war jetzt fast nackt. Bald war der Striptease vor Winterbeginn beendet.
»Die ganze Stadt ist von Wald umgeben«, sagte Ringmar.
»Wald und Bergen.«
»Und vom Meer«, sagte Winter.
»Er kann auch an die Küste gefahren sein.«
»Vielleicht war er dorthin unterwegs«, sagte Winter. »Wie meinst du das?«
»Långedrag liegt nah am Meer.«
»Wollen wir dort anfangen?«, fragte Ringmar.
Ringmar ging in sein Büro, um seine Jacke zu holen. Winter betrachtete zögernd sein Telefon. Dann hob er ab und wählte die Nummer, die er seit seiner Kindheit kannte.
Bim meldete sich. Ihre Stimme war Lottas sehr ähnlich. »Hallo, Bim.«
»Hallo, Onkel Erik.«
»Wie geht es euch?«
»Gut, denke ich. Willst du Mama sprechen?« »Wenn sie mit mir sprechen will.«
»Aber sicher doch. Ich hol sie. Tschüs.«
Er wartete, musterte den Panasonic auf dem Fußboden. Der CD-Spieler war stumm. In der letzten Zeit hatte er nicht viel Musik gehört. Er wusste nicht, warum. Plötzlich hatte er Sehnsucht nach Musik. »Erik.«
»Hallo, Lotta.«
»Entschuldige, dass ich ... ich war gestern etwas aufgeregt.« »Das ist schon okay.«
»Ich
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