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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Polizei rufen, Bertil.« »Das meine ich nicht.« Ringmar zeigte auf die Wände, den
    Fußboden, die Decke, die dürftige Möblierung. »Mir gefällt die Atmosphäre insgesamt nicht.«
    Winter schwieg und kehrte ins Wohnzimmer zurück. In der Türöffnung blieb er stehen und schaute auf das Gras. »Ziemlich zertrampelt hier«, sagte er und drehte sich zu Ringmar um, der ihm gefolgt war.
    »Hier ist er wohl raus- und reingegangen.«
    »Hm. Dafür ist das Gras ein bisschen zu sehr platt gewalzt.« Winter ging hinaus und hockte sich hin. Er betrachtete eingehend die Grashalme. Sie hatten schon ihre Farbe verloren, bevor der Winter richtig begann. Deswegen konnte er die dunkleren kleinen Flecken erkennen.
    »Etwas ist auf diese Grashalme geflossen.« Er richtete sich auf. »Was willst du tun?«
    »Die Spurensicherung anrufen.« »Jetzt?«
    Er hörte ein Geräusch und schaute auf. Die Frau, die am Fenster gestanden hatte, kam durch die Hintertür ihres Hauses auf sie zu.
    Ringmar ging ihr ein paar Schritte entgegen. Sie blieb stehen. Er zog seine Brieftasche hervor und durchsuchte sie nach seinem Dienstausweis.
    »Wir sind Polizisten«, sagte er und hielt ihr die Karte hin. »Kriminalkommissare Ringmar und Winter.« »Es ging die ganze Nacht«, sagte die Frau. »Wie bitte?«
    Hier draußen sah die Frau älter aus als oben an ihrem Fenster.
    Ihre Haare waren grau. Vielleicht gehörte sie zu den Menschen, die ihr Leben hinter einem Fenster verbrachten.
    »Sie sind ausgezogen oder was weiß ich«, sagte sie. »Mitten in der Nacht ist ein Laster gekommen.«
    »Mitten in der Nacht? Um wie viel Uhr?«
    »Vielleicht gegen drei, halb drei. Ich bin von dem Lärm aufgewacht.« Sie strich sich über das Gesicht. »Ich war eingeschlafen, aber ich habe einen leichten Schlaf, seit mein Mann gestorben ist.« »Was ist passiert?«, fragte Ringmar . »Was ist heute Nacht passiert?«
    »Sie haben Sachen rausgetragen. Möbel oder so was.« Ringmar nickte.
    »Mitten in der Nacht umzuziehen«, sagte sie. »Wie viele Leute waren es?«, fragte Winter.
    »Das weiß ich nicht. Es war dunkel. Die Straßenlaterne ist weit entfernt.« Die Frau zeigte auf die Straße. »Wenn sie funktioniert. Sie sind häufig kaputt. Keiner repariert sie. Ich hab schon so oft ...« »Waren es zwei Personen?«, unterbrach Winter sie. »Drei? Vier?«
    »Ich weiß es nicht. Zwei mindestens. Ich habe nur zwei gesehen. Vielleicht waren es die ganze Zeit dieselben.« »Kannten Sie einen von denen?«, fragte Winter. »Nein. Es war zu dunkel.«
    »Sie haben Roger Edwards nicht erkannt?« »Wen?«
    »Roger Edwards. Es ist doch sein Haus. Er wohnt hier.« »Nein. Ach, so heißt der. Nein, ich habe ihn letzte Nacht nicht erkannt. Weder ihn noch seine Frau.« »Seine Frau?«
    »Ja. Seine Frau.«
    »Ist er verheiratet?« Winter sah erst Ringmar und dann wieder die Frau an. »Woher wissen Sie, dass er eine Frau hat?«
    Sie wirkte plötzlich verwirrt. Vorher hatte sie nicht verwirrt ausgesehen, nur wütend.
    »Das weiß ich nicht ... Ich habe sie einige Male gesehen und habe gedacht, es ist seine Frau, oder?«

39
    Das obere Stockwerk war nicht vollkommen ausgeräumt. In einem der Zimmer stand ein ungemachtes Bett. Es hatte den Anschein, als wäre das Zimmer irgend wie bewohnt.
    »Was haben die eigentlich hinausgetragen?«, sagte Ringmar. »Bergenhem«, sagte Winter.
    »Wo ist Edwards?«
    »Eine sehr gute Frage.«
    »Wer war außer ihm noch hier?«
    Winter antwortete nicht. Er schaute auf das Bett und trat näher heran.
    »Auf dem Kissen ist Blut«, sagte er.
    Die Männer von der Spurensicherung trafen noch vor der Dämmerung ein. Trotz des klaren Wetters würde es ein kurzer Tag werden. Mit jedem verdammten Tag wurden die Tage kürzer. Ihnen blieben nicht viele Tage. Vielleicht gar keiner. Winter wusste, dass auf sie alle lange Arbeitstage und -nächte warteten, aber nein, so lange würde es nicht dauern, es würde sich jetzt entscheiden, an diesem Wochenende, Samstag und Sonntag.
    Sie hatten Bergenhem mitgenommen. Davon war er überzeugt.
    Warum? Warum hatten sie ihn nicht hiergelassen?
    Hatten sie Edwards auch mitgenommen? Wer waren »sie«?
    Waren »sie« nur Edwards? Wer war Edwards' »Frau« ?
    Den Technikern brauchte er nicht zu sagen, wonach sie suchen sollten. Sie sollten nach allem suchen.
    Dann würde er erfahren, wem das Blut gehörte. Gehört hatte.
    Es gehörte keinem Menschen mehr. Es war tot, eingetrocknet. Eine Spur, eventuell würde es ihnen eine Richtung weisen.

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