Toter Mann
Warum tut er das nicht?«
»Ich weiß es nicht. Ich werde es noch einmal überprüfen. Wie läuft's bei euch da draußen?«
»Mal sehen, was Öbergs Leute finden. Aber hierher kommt Lars nicht zurück.«
»Es ist entsetzlich«, sagte Möllerström. »Die Leute sind ziemlich bestürzt. Mehrere haben angerufen und sich zum Dienst gemeldet.«
»Gut.«
»Was wirst du jetzt tun, Erik?« »Kontakt zur Unterwelt aufnehmen.«
Vom Auto aus rief er wieder an. Benny nahm nicht ab. Er war da, in seiner Protzvilla, aber er wollte nicht abnehmen. Er war feige. Das war eine charakteristische Eigenschaft aller Gangster.
Winter fuhr jetzt auf dem Radweg. Auf dem perfekten Rasen spielten einige Kapitalistenschweine Golf. Er dachte an seinen Vater, der eine Dauerkarte für den Golfplatz in Hovås besessen hatte. Winter hatte in seinem Leben weder ein Green noch ein Fairway betreten. Er hatte etwas geahnt. Wahrscheinlich hatten ihn die gehirnamputierten Dialoge, die er vor dem Clubhaus aufgeschnappt hatte, wenn er seinen Vater abholte, davon abgehalten.
Vennerhag stand mit einem Golfschläger in den Händen auf seinem Rasen und ließ sich nicht bei seinem Abschlag stören, als Winter die hübsche Steintreppe heraufkam. Der Golfball zischte haarscharf an Winters Kopf vorbei, und der Ball endete im Meer auf der anderen Seite des Fahrradweges.
Vennerhag schaute auf. »Oh, das war aber knapp. Entschuldige.«
Winter ging auf ihn zu, riss ihm den Golfschläger aus den Händen und warf ihn auf den Rasen.
»Was fällt dir ein?«
Winter packte Vennerhag am Arm. Benny hatte viel Kraft in den Armen, aber Winter war auch kein Spargeltarzan. Er wäre imstande, dem Gangster die Seele aus dem Leib zu prügeln, und das wusste Vennerhag. Es war schon einmal passiert. In seinen Augen war Angst, Angst vor der nächsten Abreibung.
»Ich konnte es einfach nicht lassen, Erik. Du hast nichts von dir hören lassen. Ich hab gewartet. Du hast einen Namen von mir bek ...«
»Jetzt geht es nicht um Lotta«, sagte Winter. »Jedenfalls nicht in erster Linie.« Er ließ los. »Ich will ganz offen sein. Wir haben einen unserer Männer verloren. Er ist vermutlich gekidnappt, vielleicht sogar ermordet worden. Er ist verschwunden.« Vennerhag massierte seinen Arm, auf dem sich rote Flecken von Winters Fingern abzeichneten.
»Mensch, jetzt reg dich ab. Ich versteh ja, dass du erregt bist. Aber beruhige dich.«
»Wir haben keine Zeit zu verlieren«, sagte Winter. »Für Ruhe ist keine Zeit.«
»Willst du mich verprügeln, wenn einer deiner Kommissare verschwindet?«
»Es ist schon mal passiert«, sagte Winter. »Und damals hattest du die Antwort. Hast du jetzt eine Information für mich? Kannst du mir eine Antwort geben?«
»Antwort? Dann musst du mich verdammt noch mal erst was fragen!«
Winter hörte Schritte hinter sich. »Benny? Was ist los? Wer ist das?«
Winter drehte sich um. Auf dem Patio hinter dem Rasenrechteck stand eine Frau. Sie sah verschlafen aus. Sie trug eine Art Morgenmantel und hochhackige Morgenpantoffeln, aber es war schon fast Abend. Der Himmel über dem Meer war rot und eisblau. Ihr Gesicht konnte Winter nicht deutlich erkennen und auch ihr Alter nicht abschätzen. Die Haare waren dunkel und zu einem schlampigen Knoten aufgesteckt.
»Nichts.« Vennerhag wedelte mit der Hand. »Geh wieder rein.« »Aber ...«
»Geh rein!«, schrie Vennerhag. »Geh rein und halt die Klappe!« Die Frau drehte auf dem Absatz um und ging über die breiten Fliesen ins Haus. Die Tür wurde mit einem Knall zugeschlagen.
Vennerhag sah Winter an. Er hatte einen Schritt rückwärts gemacht.
»Ich weiß nicht, wovon du redest, Erik. Ich weiß zum Teufel nichts von einem verschwundenen Polizisten! Woher sollte ich das wissen?«
»Du wusstest von Lejon«, sagte Winter.
»Wusste? Das war bloß ein Name, den ich irgendwo gehört habe. Diese verdammte Pistole. Ich hab nur seinen Namen gehört. Lejon. Es ist doch dein Job, herauszufinden, ob es eine Verbindung gibt.«
»Roger Edwards?« »Was?«
»Hast du den Namen schon mal gehört?« »Nein.
»Jan Richardsson?«
»Nein.« Vennerhag schüttelte den Kopf. »Jacob Ademar?«
»Was ist das denn für ein Name? Ist das spanisch?« »Hast du ihn schon einmal gehört?«
»Nein.«
»Bengt Sellberg.«
»Nein oder doch, das ist doch der, der erschossen wurde.« »Berit Richardsson?«
»Schon wieder Richardsson?« »Berit. Berit Richardsson.« »Nie gehört.«
»Beatrice?«
»Was?«
»Beatrice, Beatrice
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