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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Blickfeld. Es war nun ganz ausgeleuchtet. Als er den Kopf vom Fenster zurückzog, spürte er den Tag um sich herum. Der Platz war ein anderer geworden.
    Er löste sich vom Fenster, so fühlte es sich an, und ging die fünf Schritte zur Tür. Der Riegel knirschte. Winter presste sich gegen die Wand, die Pistole im Anschlag. Die Tür wurde geöffnet. Er stand dahinter. Auf der anderen Seite hörte er Richardsson.
    »Bleiben Sie stehen!«
    Die Bewegung auf der anderen Seite erstarrte. »Kommen Sie heraus«, sagte Winter.
    Er hörte, wie Richardsson sich bewegte, und sah ihn hinter der Tür auftauchen.
    »Bleiben Sie stehen«, sagte Winter.
    Er stellte sich vor Richardsson. Der Mann war nicht bewaffnet.
    Er war nur mit einem schmuddligen Hemd, ein Paar Chinos und Wollsocken bekleidet. Seine unregelmäßigen Bartstoppeln waren mehrere Tage alt und die Haare ungekämmt. Wie ein Politiker sah er nicht mehr aus.
    »Was machen Sie hier?«, fragte Winter.
    »Ich könnte Sie dasselbe fragen«, sagte Richardsson.
    Winter versetzte ihm mit der Linken einen Schlag in den Magen. Der Schmerz strahlte in den Ellenbogen hinein wie sämtliche Strahlen der Sonne. Er hatte sein Handgelenk vergessen. Richardsson stolperte rückwärts in die Türöffnung hinein und landete mit einem unangenehmen Geräusch auf dem Fußboden.
    »Scheißkerl.« Winter war ihm gefolgt und stand über ihn gebeugt. Er versuchte, den Schmerz im Arm zu lindern, indem er die Rechte um das Handgelenk presste. Die Linke hielt die Pistole. Richardsson hob einen Arm, um sich zu schützen.
    »Ich werde Sie nicht noch einmal schlagen«, sagte Winter.
    »Was machen Sie hier?« »Ich ... ich ... bin hier.«
    »Was machen Sie hier?«, wiederholte Winter. »Ich mache nichts. Nichts.«
    »Wie sind Sie hierhergekommen?«
    »Mit einem Boot.« Richardsson sah sehr ängstlich aus. Winter glaubte nicht, dass ihm im Moment nach Ironie zumute war: Man konnte die Insel ja nur mit einem Schiff erreichen.
    »Wann?«
    »Das ... was haben wir heute ...« »Es ist Sonntag. Sonntagmorgen.«
    »Gestern. Gestern früh, oder war es spät am Freitagabend ...« »Stehen Sie auf«, sagte Winter. Er trat zwei Schritte zurück. Richardsson richtete sich langsam auf.
    »Wer hat Sie hierhergebracht?«
    »Ich bin allein gekommen.«
    »Verdammt, das glaub ich Ihnen nicht.«
    Winter machte einen Schritt vorwärts. Noch immer hielt er die Pistole in der Hand. Der Mann sah aus, als würde er einen weiteren Schlag oder Schlimmeres erwarten. Es ist mein Gesicht. Vielleicht würde ich mich selbst nicht wiedererkennen. Aber er erkennt mich wieder. Ich brauche mich nicht vorzustellen.
    »Wer hat Sie hier versteckt? Lejon?«
    Richardsson antwortete nicht. Aber Winter sah die Reaktion in seinen Augen.
    »Wenn es Lejon war, ist es am besten für Sie, wenn Sie es sagen. Er ist der Letzte, auf den Sie sich verlassen können. Er hat schon Roger Edwards umgebracht.«
    Richardsson zuckte zusammen, versuchte es nicht zu verbergen. Der Mensch kann nur bis zu einer gewissen Grenze lügen. Richardsson hatte sie längst überschritten. Oder möglicherweise auch erst jetzt, seit er auf der Insel und wieder zu Hause war. Zu Hause fällt das Lügen schwerer.
    »Es ist wahr«, sagte Winter. »Er hat Edwards erschossen.« »Woher ... wissen Sie das?«
    »Wir wissen es.«
    »Haben Sie ... haben Sie ihn gefasst, Lejon?«
    »Nein. Fünfzig Polizisten suchen ihn. Und Sie können uns helfen.«
    Richardsson warf einen Blick auf den Schemel, der neben dem Bett stand und auf dem ein Handy lag.
    »Er ist ... er hat gesagt, er will herkommen«, sagte Richardsson. »Wer? Lejon?«
    Richardsson nickte.
    »Wann?«
    »Was?«
    »Wann will er kommen?«
    »Bald ...« Richardsson schaute auf seine Armbanduhr. »Jetzt, heute Morgen.«
    »Wann hat er angerufen?« »Heute Nacht.«
    »Warum will er herkommen?«
    »Er will mir helfen, hier zu verschwinden.«
    »Das stimmt«, sagte Winter. »Er will Ihnen helfen, für immer zu verschwinden. Er will Sie umbringen.« Winter machte einen Schritt vorwärts. »Er ist auf dem Weg hierher, um Sie zu töten!« »Woher ... woher wissen Sie das ? Nein, das ka ...«
    »Er hat Roger Edwards beauftragt, Sie umzubringen.« »Was?«
    Richardsson schaute ihn an, als sähe er plötzlich einen Geist. Er starrte Winter an, aber er sah jemand anderen.
    »Edwards konnte es nicht«, sagte Winter. »Ebenso wenig, wie er Sellberg umbringen konnte.« »Aber wer ... wer hat es getan?«
    »Wissen Sie es nicht, Herr

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