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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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auf dem Boden und versuchte Richardssons Blick einzufangen. »Sie hat es für Roger getan. Und sie hat es für Sie getan.«
    Richardsson antwortete nicht.
    »Für Sie, Herr Richardsson! Sie hat Ihretwegen einen Menschen getötet.«
    Richardsson schaute von seinen geballten Händen auf. Er kniete noch immer.
    »Ihretwegen«, sagte Winter. »Was für eine Schuld haben Sie auf sich geladen? Wie sieht sie aus? Ihre Schuld. Rogers Schuld. Sellbergs Schuld.«
    »Nein, nein.« Es klang wie ein Wimmern. Richardsson rang die Hände, als wollte er sie für ewig miteinander verflechten, in einem nie enden wollenden Gebet zu Gott. »Nein, nein, nein!« »Erzählen Sie es mir, Herr Richardsson. Jetzt erzählen Sie es mir. Erzählen Sie hier und jetzt! Was habt ihr getan? Was habt ihr mit Beatrice Kolland gemacht?«
    »Nein!!!«
    Es war ein Aufschrei, der an Winter vorbei und zur Tür hinausstürzte. Winter spürte den Luftzug. Plötzlich packte Richardsson ihn bei den Schultern. Er hatte seine Finger aus der Gebetshaltung gelöst. Winter versuchte sich zu befreien. Richardssons Finger gruben sich schmerzhaft in seine Schultern.
    »Nein!!!«
    Das Handy auf dem Schemel gab ein durchdringendes Klingeln von sich. Es klang wie ein Pistolenschuss.

44
    Richardssans Schrei hatte geklungen, als würde er aus einem Abgrund kommen, aber das Handyklingeln war ein noch größerer Schock. Richardsson starrte das Telefon an, als wollte er es mit seinem Blick zum Schweigen bringen. Dann sah er Winter an.
    »Das ist er«, sagte Winter. »Das ist Lejon.« Richardsson antwortete nicht.
    »Er hat Ihnen das Handy gegeben, oder?« Richardsson nickte.
    Das Handy klingelte wieder. Es klang wie ein Flugzeug im Landeanflug. Oder ein PS-starkes Motorboot, das an einem Steg anlegen wollte, an dem Anleger von Brännö. Winter hatte den Motor schon einmal gehört. Jetzt war er verstummt. Der Mörder war auf dem Weg hierher. Kam den Berg herauf. Winter spürte die Pistole an seinen Rippen. Der Stahl war kalt. Er dachte an Silber, an das Meer dort unten. Sein Körper war warm, glühend heiß.
    »Melden Sie sich«, sagte Winter. »Sie müssen sich melden. Nehmen Sie das Telefon.« »Warum?«
    »Damit er denkt, dass alles in Ordnung ist«, sagte Winter. »Es ist nicht alles in Ordnung.«
    »Los, machen Sie schon!«
    Richardsson zuckte zusammen. Er rutschte auf Knien über den Fußboden zu dem Schemel. Es sah aus wie ein religiöses Ritual. Ein Reinigungsritus. Er reinigte den Boden mit seinen Knien und versuchte sich auf die Art selbst zu reinigen. Seine Knie hinterließen Spuren im Staub, der sich über Jahrzehnte gesammelt hatte. Staub, der Winter in der Nase kitzelte. Einige Male schon war er kurz davor gewesen zu niesen. Dann verschwand der Niesreiz. Der Staub wirbelte zur Tür hinaus. Winter schaute nach draußen. Inzwischen war der Morgen mit strahlendem Sonnenschein endgültig angebrochen. Sonntagmorgen. Und das Sonnenlicht würde auf den Mörder fallen, wenn er den Berg heraufkam.
    »Hallo? Hallo?«
    Hinter sich hörte er Richardssons Stimme. »Hallo?«
    Winter drehte sich um.
    »Er hat aufgelegt«, sagte Richardsson. Das Handy klingelte wieder.
    »Hallo?«
    Winter hörte die Stimme am anderen Ende. Sie klang wie ein Motor, ein Brausen, das sich hob und senkte.
    »Ich bin hier«, sagte Richardsson. Dann verstummte er und hörte zu. »Ich hab geschlafen. Ich bin ... erschöpft.« Richardsson lauschte erneut. »Okay, ich mache auf.«
    Richardsson legte das Handy auf den Schemel zurück, als hätte er sich die Handfläche verbrannt. Er sah Winter an. »Er kommt. Er ist schon auf dem Anleger.« »Allein?«
    »Davon hat er nichts gesagt.«
    Winter sah auf seine Armbanduhr. In einer halben Stunde würde die Küstenwache dort unten anlegen. Er nahm seine Brieftasche heraus, überprüfte die Nummer und wählte sie.
    Er bekam keine Verbindung.
    Er drückte Bertils Schnelldurchwahl. Nichts geschah. Dann wählte er Halders' Nummer. Nichts. Er rief zu Hause an. Wieder nichts.
    Richardsson beobachtete jede seiner Bewegungen.
    »Hier ist es schwer, eine Verbindung zu kriegen«, sagte er. »Es liegt wahrscheinlich an dem Felsen hinter uns. Auch draußen hat man kaum Empfang.«
    »Aha, und wen haben Sie angerufen?« »Lejon.«
    »Wann?«
    »Als ... als ich hier angekommen bin. Als ... er wieder weggefahren war.« »Warum?«
    »Er ... hatte mir nicht gesagt, wie lange ich bleiben soll.«
    »Sie lügen.« Winter machte einen Schritt auf Richardsson zu. »Es ist

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