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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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überlebenswichtig, dass Sie mir die Wahrheit sagen. Ein Mörder ist auf dem Weg hierher. Er will Sie umbringen. Und er wird versuchen, mich umzubringen. Ich habe keine Möglichkeit, Hilfe anzufordern.« Winter sah Richardsson in die Augen. »Wen haben Sie angerufen?«
    »Einen ... Freund.« »Einen Freund? Wen?« Richardsson schwieg. »Wo wohnt er?«
    »Hier ...«
    »Hier? Auf der Insel? Haben Sie jemanden auf der Insel angerufen?«
    Richardsson nickte.
    »Haben Sie erzählt, wo Sie sind? Dass Sie auf Brännö sind?« Richardsson antwortete nicht. Er schien auf Schritte von draußen zu lauschen. Aber sie würden keine Schritte hören. Bestenfalls würden sie jemanden kommen sehen. Aber Lejon kannte vielleicht einen anderen Weg zu dem Haus. Vielleicht ließ er sich von der Bergwand hinter ihnen heruntergleiten oder kam aus einer unbekannten Himmelsrichtung.
    »Wer weiß, dass Sie hier sind, Herr Richardsson?« »Boris.«
    »Wer ist Boris?«
    »Er ist ... Kirchendiener.«
    »Boris? Sie meinen Boris Hjelm. Ja, den habe ich getroffen. Was haben Sie ihm erzählt?«
    »Nichts ...«
    »Nichts? Sie rufen nach dreißig Jahren an und sagen nichts?!« »Ich habe ihm nur mitgeteilt, dass ich hier bin.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte Angst. Ja, ich hatte Angst!« »Was hat er gesagt? Was hat Boris Hjelm gesagt?« »Nicht viel, es gab nicht viel zu sagen.«
    »Ist er hier gewesen?«
    »Nein.«
    »Will er herkommen?«
    »Nein ... darüber haben wir nicht gesprochen.« »Haben Sie das Lejon erzählt?«
    »Nein. Ich wollte nur, dass ... jemand weiß, dass ich hier bin.« »Hat er die Telefonnummer bekommen?« Winter zeigte auf das Handy.
    »Nein. Ich habe nicht gewagt, sie ihm zu geben.«
    Winter schaute wieder zur Tür hinaus. Er könnte hinaus in die Sonne gehen, auf den Felsen hinaufsteigen und versuchen, Verbindung zu bekommen. Er würde auf dem Gipfel des Berges stehen und mit den Armen fuchteln wie ein Signalmast. Aber das würde er nicht überleben. Innerhalb weniger Minuten wäre Lejon hier. Würde aus dem Dschungel treten oder in ihm verschwinden. Was wollte Lejon hier? Er gehört nicht hierher. Niemand gehört hierher, dachte Winter. Diese Insel ist kein guter Ort. Der Abgrund. Er dachte an den Tümpel. Er war ein Grab. Wieder kam ihm der Gedanke.
    Ein Grab.
    Er sah Richardsson an. Es musste der reinste Horror für ihn bedeuten, sich ausgerechnet hier, dicht neben einem Grab, zu befinden. War es so? Befand er sich neben einem Grab?
    »Warum hier?«, fragte Winter.
    Richardsson antwortete nicht. Er starrte zur Tür hinaus. Sie hatte die ganze Zeit offen gestanden. Winter ging hin und schloss sie. Dann stellte er sich an das danebenliegende Fenster. Er drehte sich zu Richardsson um.
    »Warum dieses Haus? Warum dieser Ort?«
    Richardsson schüttelte den Kopf, was die schlimmste Art war zu antworten. In Südindien bedeutete es ja, an anderen Orten bedeutete es nein. Es konnte alles dazwischen sein.
    »Wem gehört dies Haus?«, fragte Winter.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Lejon? Gehört es ihm?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Als Sie jung waren, Herr Richardsson, als Sie auf der Insel wohnten, wem hat das Haus da gehört?« Richardsson antwortete nicht. »Ihnen? Hat es Ihrer Familie gehört?«
    Richardsson nickte andeutungsweise. Vielleicht bedeutete es nein auf Griechisch. Winter war es egal. Jetzt wusste er Bescheid.
    »Weiß Lejon das?«
    »Keine Ahnung. Er hat es nicht erwähnt.«
    Richardsson sah sich plötzlich im Zimmer um, als sähe er es zum ersten Mal. Aber es war nicht das erste Mal. Es war eins von vielen Malen. Es war das letzte Mal. Richardsson wusste es. Was auch immer passierte, es war das letzte Mal.
    Was war beim vorletzten Mal passiert? Hier war etwas vorgefallen. Es ging nicht nur um Sandvik, Husvik, das Meer und das Sommerlager. Hier war es gewesen. In diesem Höllenschuppen. Der Berg. Der Tümpel. Der Dschungel. Schon damals war es ein Dschungel gewesen. Er war uralt, Urwald.
    Lejon wusste es. Er wusste, was hier passiert war. Oder er hatte es erraten. Er hatte Richardsson hierhergebracht. Vielleicht hatte er geplant, auch Edwards hierherzubringen, Edwards mit Richardsson zusammenzubringen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sie sich trafen. Aber Lejon hatte die Geduld verloren. Etwas war geschehen. Lars Bergenhem war dazwischengekommen. Plötzlich, als er an Lars dachte, spürte Winter einen Keil über dem linken Auge. Als wären die Schmerzen von seinem linken Arm in den Kopf

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