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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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viele Pfandleihen, Spirituosengeschäfte und Wechselstuben, aber kaum Banken oder Fabriken. Eigentlich freute es mich, zu sehen, wie die Schnapsläden abbrannten. Sie waren eine Plage. In der Hoffnung,
dass vielleicht noch ein paar Waffen dort wären, spähte ich vorsichtig in die Pfandleihe. Doch die Plünderer hatten alles ausgeräumt. Es war nichts mehr übrig außer ein paar Musikinstrumenten, einer alten Videospielkonsole und einem abgetrennten Kopf, der auf dem Boden lag. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und ging weiter, vorbei an einem Zeitungsstand, einem weiteren Schnapsladen und einer Häuserzeile. Der heiße Wind trieb einen blutbefleckten Flyer an mir vorbei, auf dem das Vierte Alljährliche Wochenende für Schwarze Singles aus East Baltimore angekündigt wurde. Aus einem Friseurladen ragte das Heck eines Autos. Eine Pizzeria war den Elementen ausgesetzt, völlig ausgeräumt, sogar Tische und Inventar fehlten. Mein Magen knurrte. Trotz allem, trotz der Gefahr und dem Gestank und den Leichenteilen in den Straßen, hatte ich Hunger.
    Ich hörte schlurfende Schritte und ein leises Stöhnen. Dann kam der Gestank. Ich zog mich in einen Hauseingang zurück und wartete. Drei Zombies kamen aus einer Gasse. Selbst hier auf der anderen Straßenseite konnte ich ihren Verwesungsgestank riechen. Ich hielt den Atem an, wartete darauf, dass sie vorbeitorkelten, und betete, dass sie mich nicht sahen. Mein Gebet wurde nicht erhört. Das Graffiti auf der Kirchentür hatte Recht. Gott war jetzt tot. Genau wie alle anderen. Gott war ein Zombie, und dies waren seine Kinder.
    Er muss auf sie herabgelächelt haben.
    Sie sahen mich und schlurften auf den Hauseingang
zu. Ich fragte mich, wieso Tote immer noch sabbern konnten.
    Der erste Leichnam war in einem schlechten Zustand: beide Arme fehlten, ein Ohr hing nur noch am Knorpel, und in einer leeren Augenhöhle wanden sich die Maden. Sein Gesicht war ausdruckslos. Er zeigte keinerlei Emotion, nur nackten Hunger. Seine beiden Kumpel waren dicht hinter ihm: ein weiblicher Teenager, der noch nicht mal richtig tot aussah, und ein Mann in mittleren Jahren, dessen Handgelenke senkrechte Schnitte aufwiesen – keine waagerechten. Er hatte sichergehen wollen. Zu blöd, dass ihn das nicht davon abgehalten hatte, zurückzukehren. Die Bisswunde an seinem Unterarm, genau in der Mitte des Schnitts, war Beweis genug. Ich fragte mich, ob sein Selbstmordversuch einem Biss gefolgt oder dem Zombieangriff vorangegangen war. Egal. So oder so war er wieder da. Der Tod war nicht das Ende.
    »Verdammt, ihr stinkt wie die Pest.«
    Falls sie mich verstanden, zeigten sie es nicht. Ich versuchte zu lachen, aber mein Mund war ausgetrocknet. Es klang mehr wie ein verängstigtes Wimmern.
    Sie waren langsam und dumm genug, um ihnen leicht zu entkommen. Ich musste nur aus dem Hauseingang treten und in weitem Bogen um sie herumrennen. Doch bevor ich das tun konnte, tauchten mehr Kreaturen auf der Straße auf. Keine von ihnen hatte eine Waffe oder zeigte die geringste Spur von Schläue oder taktischem Denkvermögen. Andernfalls wäre ich tot gewesen. Einer hielt ein Handy umklammert.
Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass sein Arm verbrannt worden und das Telefon mit seiner Haut verschmolzen war. Verbranntes Fleisch klebte am Kunststoff wie in der Sonne zerlaufenes Karamell.
    Ich holte tief Luft, hob die Pistole und schoss dem ersten Zombie – dem mit den Würmern in der Augenhöhle – in den Hals. Blut, Fleisch und Maden flogen durch die Luft. Ich hatte auf seinen Kopf gezielt. Jetzt hatte ich nur noch eine Kugel, und der Scheißer kam weiter auf mich zu. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts, bis er so nah war, dass er mich fast berühren konnte. Sein Kopf hing dank des von mir verursachten erheblichen Halsschadens schlaff zur Seite. Spielte keine Rolle. Fluchend sprang ich aus dem Hauseingang und stürzte mich ins Gefecht. Die Kreatur griff nach mir, als ich an ihr vorbeirannte, und krallte sich mit ihren dicken Fingern mein Hemd. Der Stoff riss. Ich schüttelte sie ab und wich tänzelnd ihren Freunden aus, während sie sich den abgerissenen Hemdfetzen in den Mund stopfte. Das Mädchen drehte sich zu mir um und stolperte dabei über ihre Füße. Der Tote mit den aufgeschnittenen Handgelenken stöhnte wortlos, dann fiel er auf sie. Die beiden Toten lagen ausgestreckt auf der Straße.
    Während ich auf die andere Straßenseite rannte, konnte ich ein Lachen nicht unterdrücken. Sie waren so

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