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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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sofort!«
    Sie entfernte die Sicherheitskette, und ich schob die Tür auf und rannte an ihr vorbei hinein. Sie schlug hinter mir die Tür zu und legte die Kette wieder vor. Dann verriegelte sie. Zuletzt sicherte sie die Tür zusätzlich mit einem dicken Brett, dessen Enden in zwei Halterungen passten, die an die Wand genagelt waren. Irgendjemand hatte dieses Gebäude befestigt, und ich bezweifelte, dass sie es gewesen war.
    »Danke«, flüsterte ich und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    An der Wand lehnte ein Metallrohr. Sie nahm es und hielt es schlagbereit vor sich, während sie mich eingehend musterte.
    »Wie heißt du?«, fragte ich.
    »Tasha. Tasha Roberts.«
    »Danke, dass du mich reingelassen hast, Tasha. Ich bin Lamar.«
    Sie schaute auf die leere Pistole. »Gibt es dafür noch Kugeln?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wir haben oben ein Gewehr«, sagte sie. »Haben es in der Wohnung von Mr. Washington gefunden. Aber wir haben kaum noch Kugeln, und jetzt funktioniert es auch nicht mehr.«
    Fäuste schlugen gegen die Tür, langsam und angestrengt. Wir zuckten zusammen.

    »Werden Riegel und Brett halten?«, fragte ich.
    Tasha zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht. Das ist das erste Mal, dass sie versuchen, reinzukommen. Wir haben uns ruhig verhalten. Haben dafür gesorgt, dass sie nicht wissen, dass wir hier wohnen. Bis jetzt haben sie uns in Ruhe gelassen.«
    Ich suchte den Eingangsbereich nach etwas ab, womit man die Tür weiter verstärken konnte – einer Topfpflanze, einer Bank, selbst einem Garderobenständer -, aber der Flur war leer. Es war düster. Hässliche grüne Tapete löste sich von gesprungenem Putz, und die verstaubten Bodendielen quietschten bei jedem Schritt. Das Gebäude roch nach Schimmel und Pisse. Das Klopfen von draußen wurde lauter. Ich drehte mich zu Tasha um.
    »Du sagst, ihr hättet oben eine Waffe?«
    Sie nickte.
    »Zeig sie mir.«
    Wir nahmen je zwei Stufen auf einmal. Ich musste rennen, um mit dem Mädchen Schritt zu halten. Tasha lief mit einer Sicherheit durch die dunklen Flure, über die nur jemand verfügen konnte, der dort lebte. Sie war dünn, und ihre Haare waren zu vielen kleinen Zöpfen geflochten, in denen bunte Perlen hingen. Goldene Ringe hingen an ihren Ohrläppchen. Sie trug schmutzige rote Shorts und ein pink-weiß gestreiftes Shirt. Ihre Schuhe waren alt und verschlissen, an einer Ferse hatte sich die Sohle gelöst und klaffte auf, während sie lief.
    Im zweiten Stock blieb sie vor einer Tür stehen und
hob die Hand, um anzuklopfen. Doch bevor sie das tun konnte, hielt ich sie zurück.
    »Was ist mit euren Eltern? Ist es für sie okay, dass ich hier bin? Vielleicht solltest du sie warnen, dass du einen Fremden dabeihast. Ich möchte nicht erschossen werden.«
    Ihre Stimme war leise, sie starrte auf ihre Füße. »Wir haben keine Eltern mehr. Es gibt nur noch mich und Malik. Er ist mein kleiner Bruder. Momma ist...«
    Zögernd legte ich ihr eine Hand auf die knochige Schulter. Sie zuckte kurz, aber das war alles.
    »Das tut mir leid«, sagte ich. »Ich wollte keine schlimmen Erinnerungen wecken.«
    »Es geht schon.« Schniefend klopfte sie an die Tür. »Malik, mach auf.«
    »Bist du okay?«, fragte der Junge hinter der Tür. Er klang trotzig, aber auch ängstlich. »Ist dieser Kerl bei dir?«
    »Ja, er ist bei mir. Sein Name ist Lamar, und er ist in Ordnung. Er wird uns nichts tun. Er brauchte nur Hilfe. Jetzt tu, was ich sage, und mach die Tür auf.«
    »Spiel hier nicht den Boss.«
    »Malik...«
    Die Tür wurde geöffnet und gab den Blick frei auf einen kleinen Jungen, vielleicht sieben oder acht, in einem Spiderman-Shirt und verschlissenen schwarzen Jeans. Stirnrunzelnd sah er mich an und weigerte sich, den Weg freizugeben.
    »Alles cool?«, fragte er.
    Ich lächelte. »Klar, Mann, alles cool.«

    »Wäre auch besser. Ich bin kein Penner. Ich bin Hardcore, Mann. Versuch irgendwelchen Mist mit meiner Schwester, und ich mische dich auf. Und wenn du denkst, ich mein’s nicht ernst, kannst du’s ja ausprobieren.«
    Ich verkniff mir das Lachen, darum bemüht, ihn nicht zu verletzen. Die Sicherheit und Wildheit in seiner Stimme klangen ziemlich überzeugend.
    »Malik«, sagte ich und hob beschwichtigend die Hände. »Du bist der Boss. Ich muss mich nur für einen Moment verstecken. Okay?«
    »Okay.« Sein Blick wanderte zu der Pistole. »Cool. Darf ich sie ausprobieren?«
    »Geht nicht. Keine Munition mehr.«
    »Verdammt. Was nützt du uns

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