Totes Meer
tollpatschig. So... dämlich . Ich musste nur in Bewegung bleiben, schon wäre alles geritzt. Sie zu überlisten war kein Problem. Vor ihnen wegzulaufen auch nicht.
Es hat allerdings so seine Nachteile, in der Unterzahl zu sein. Wie ich einen Moment später herausfand.
Angelockt von dem Schuss kamen immer mehr der Kreaturen angestolpert. Bevor ich die andere Straßenseite erreichte, hatten sie mich umzingelt. Der Gestank war brutal. Mein Lachen wurde zu einem Schrei. Panisch sah ich mich um, aber es gab keinen Ausweg. So schnell hatte sich das Blatt gewendet. Sie kamen immer näher, griffen nach mir, streckten ihre Klauen aus und klapperten mit ihren verdreckten Zähnen.
Und dann wendete sich das Blatt erneut.
»Hey, Mister.« Eine Kinderstimme, klang wie ein Junge. »Sie sollten sich ducken, wenn Sie nicht erschossen werden wollen!«
Ich konnte den Sprecher nicht sehen. In der Hoffnung, dass meine letzte Kugel treffen würde, hob ich die Pistole und zielte auf den Zombie, der mir am nächsten war. Bevor ich den Abzug drücken konnte, erschütterte ein donnernder Knall die Straße. Ich zuckte zusammen. In einem Fenster im zweiten Stock eines Apartmenthauses blitzte etwas auf. Der Kopf der Kreatur explodierte und bespritzte das Wesen dahinter. Der zweite Zombie leckte sich den blutigen Matsch von den Lippen. Zum Glück war nichts davon auf mir gelandet.
Die Stimme eines Mädchens rief »Malik, du hättest ihn fast erschossen!«
»Ich habe ihm gesagt, er soll sich ducken. Nicht meine Schuld, wenn er getroffen wird.«
Mit einem Schrei senkte ich den Kopf und rannte zwischen den Zombies hindurch. Es war, als würde ich Fleischbrocken schubsen. Einige fielen. Andere griffen nach meiner Kleidung und zerrissen sie noch mehr. Ich kämpfte mich frei und rannte auf das Haus zu, aus dem der Schuss gekommen war. Wieder ein Knall. Ich hörte, wie hinter mir etwas zerplatzte. Es klang feucht. Die Schritte der Toten folgten mir. Ich wartete auf einen dritten Schuss, aber es kam keiner.
»Es klemmt!«
»Du musst runterdrücken«, schrie das Mädchen.
»Geht nicht.«
»Gib her.«
»Hör auf zu ziehen!«
Während ich mich noch fragte, worüber sie stritten, sprang ich die Betonstufen hoch und versuchte, die Haustür zu öffnen. Sie war verschlossen. Ich drehte mich um. Die Zombies kamen immer näher. Über ihrem Gestank lag leichter Brandgeruch. Das Feuer näherte sich ebenfalls.
»her«, rief ich, auch wenn ich die Kinder immer noch nicht sehen konnte. »Schließt die Tür auf!«
»Geht nicht«, schrie der Junge zurück.
»Warum nicht?« Meine Stimme brach.
»Sie sind ein Fremder. Wir dürfen Fremden nicht die Tür aufmachen. Sie könnten einer von diesen Kinderschändern sein.«
Die Toten schleppten sich auf den Bürgersteig. Ein paar von ihnen hatten Schwierigkeiten mit dem Bordstein. Einer stürzte und lag einen Moment lang
ausgestreckt auf der Straße. Als er aufstand, sah ich, dass sein Fuß völlig verdreht war, so dass die Zehen nach hinten zeigten. Einige der Wesen stöhnten, doch die meisten waren völlig still. Ihre Gesichter zeigten keine Spur von Intelligenz – nur reinen, nackten Hunger. Gier . Ich schoss ein letztes Mal, und der erste in der Reihe fiel um. Der Schuss dröhnte in meinen Ohren.
»Bitte«, schrie ich. »Lasst mich rein.«
Die Kinder antworteten nicht, und ich dachte, das war’s. Ich war tot – und dann würde ich untot sein. Ich zog mein Messer und überlegte, ob ich genug Mut aufbringen würde, mir die Kehle durchzuschneiden, bevor die Kreaturen mich erreichten. Fragte mich, ob ich einem von ihnen das Messer hart genug in den Kopf rammen könnte, um den Schädel zu durchstoϐen, und, falls ja, ob ich das Messer schnell genug wieder herausziehen könnte, um noch einen zu erledigen. Doch dann hörte ich ein Rascheln auf der anderen Seite der Tür. Der Erste aus der Horde, ein fetter Zombie, dem eine Rippe aus der Seite ragte, war an der untersten Stufe. Ich stach mit dem Messer nach ihm. Das verwirrte das Ding. Es zog die fleckigen Arme zurück, ging aber weiter.
Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet. Ein junges Mädchen, vielleicht elf oder zwölf Jahre alt, starrte zu mir hinaus. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Zombies sah.
»Mach auf!«
»Versprechen Sie, uns nichts zu tun?«
»Ja!« Ich musste mich anstrengen, um sie zu verstehen, da meine Ohren noch immer dröhnten. »Ich verspreche alles, was du willst. Mach einfach die verdammte Tür auf, und zwar
Weitere Kostenlose Bücher