Totes Meer
beim Abstieg. Der Biker streckte die Hand aus, und ich schüttelte sie. Sein Griff war fest, seine Handfläche rau und verschwitzt. Ich sah mir die Tätowierungen näher an, die seine Arme bedeckten – eine sich windende Schlange, eine halbnackte Frau, das Logo von Harley Davidson und ein paar Tribals.
Er drückte mir fest die Hand. »Mitch Bollinger.«
»Lamar Reed. Und das sind Tasha und Malik Roberts.« Ich zögerte, da ich nicht wusste, was ich noch sagen sollte. Das Eremitenleben mit Alan als einziger Gesellschaft hatte offenbar meine Konversationskünste beeinträchtigt.
»Lasst uns von der Straße verschwinden«, schlug Mitch vor, als er meine Hand losließ, »und von diesen brennenden Gebäuden wegkommen. Wenn wir weiter hier rumstehen und uns freuen, wird uns der Rauch umbringen, bevor es die Toten tun.«
»Wir wollten uns zum Hafen durchschlagen«, erklärte ich. »Keine Zombies auf dem Wasser. Kennst du dich mit Booten aus?«
Mitch nickte aufgeregt. »Ein Kumpel bei mir auf der Arbeit hatte ein Boot. Wir sind oft zum Fischen in die Bucht rausgefahren. Ich weiß nicht alles, was es zu wissen gibt, aber ich kann ein Boot steuern, falls du das meinst.«
»Ich dachte mir, wenn wir es in die Bucht raus schaffen, sind wir vor dem Feuer und den Toten sicher.«
»Guter Plan«, meinte Mitch. »Kann ich mich da anschließen?«
Eigentlich überraschte es mich, dass er fragte. Er brauchte uns nicht, aber wir brauchten ihn. Ich glaube, das wusste er auch. Vielleicht wollte er nur höflich sein.
Ich grinste. »Das hatte ich gehofft.«
»Dann folgt mir. Ich kenne eine Abkürzung zum Hafen.«
Er verschwand in einer Seitenstraße, und wir folgten ihm widerspruchslos. Wir wussten immer noch nichts über ihn, aber was hatten wir schon für eine Wahl? Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er okay war. Hätte er uns ausrauben oder den Kindern etwas antun wollen, hätte er mich einfach niederschießen können. Jetzt hatte er wieder seine Pistole gezogen und hielt sie schussbereit, während er uns zu einer anderen Gasse führte. Malik war von Mitchs Waffen fasziniert und bat ihn erneut um eine Handgranate. Mitch versprach ihm, dass er ihm alles darüber beibringen würde, sobald wir in Sicherheit waren.
»Habt ihr keine Munition mehr?«, fragte er mit einem Nicken zu meinem Gewehr.
»Ich weiß es nicht«, gab ich offen zu. »Weißt du, ich hab überhaupt keine Ahnung von Waffen. Es funktioniert einfach nicht mehr. Blockiert oder irgendwas.«
»Wenn du willst, kann ich es mir später mal anschauen. Ich glaube sogar, ich habe in meinem Rucksack
ein paar Patronen, die passen könnten. In der Zwischenzeit...« Er griff hinter sich und packte das Gewehr, das auf seinem Rücken hing. Dann reichte er es mir. Ich gab ihm mein Gewehr und nahm seines. Es war grau und schwer und hatte ein aufmontiertes Zielfernrohr.
»Das ist ein Remington 710«, erklärte Mitch. »Sieht fast so aus wie das Siebenhunderter, ist aber zuverlässiger. Finde ich zumindest. Darüber habe ich mit den Typen vom Waffen-Messageboard oft diskutiert. Ich habe es vor ein paar Tagen aus einer Pfandleihe gerettet, zusammen mit dem Rest von dem Zeug. Es hat einen trockenstehenden Direktabzug, eine bessere Verschlusszeit und ein Sechzig-Grad-Handspannsicherungssystem, so dass man eine schnellere Schussfolge erzielt. Was du mit dem Zielfernrohr aber nicht müssen wirst. Es ist auf den Lauf eingemessen, aber vielleicht wirst du es noch auf dich einstellen müssen. Jedenfalls eine gute Waffe. Die drei Ringe machen wirklich einen Unterschied. Das Magazin enthält vier Schuss. Danach musst du nachladen. Alles klar?«
Ich blieb stehen und starrte ihn sprachlos an. »Mitch, ich verstehe kein verdammtes Wort von dem, was du redest. Kannst du es nochmal versuchen – diesmal auf Englisch?«
Er zögerte, dann lachte er. »Tut mir leid, Mann. Manchmal vergesse ich einfach, dass manche Leute nicht so viel über Waffen wissen wie ich. Meine Frau hat das auch immer gesagt, wenn ich davon angefangen habe. Ich werd dir einen Crashkurs geben. Das
Gewehr ist nicht gesichert. Leg es an deine Schulter, schau durch das Zielfernrohr, bring das Kreuz genau auf dein Ziel und drück ab. Versuch gleich mal, auf etwas zu zielen.«
Während ich mir eine Glasflasche als Ziel suchte, die im Rinnstein lag, gab er seine zweite Pistole an Tasha weiter. Sie brauchte weniger Anweisungen als ich, weshalb mir vor Scham die Ohren und Wangen brannten.
»Und was krieg ich?«, fragte
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