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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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Körper wurde in die Höhe gerissen, und die Rückseite seines Schädels explodierte. Dann wurde er schlaff. Die Überreste seines Schädels fielen in sich zusammen wie eine verfaulte Melone, die zu lange in der Sonne gelegen hat. Seine Beine und Füße zuckten, als würden sie unter Strom stehen. Seine Hose wurde im Schritt dunkel, als seine Blase den Dienst versagte. Dann lag Chuck still.
    Ich stieß Tony mit dem Fuß an. Er reagierte nicht. Ich konnte nicht sagen, ob er tot oder bewusstlos war. Egal. Er war so oder so bereits tot. Das Gift floss durch seine Adern. Bald würde er wieder aufstehen. Ich drückte meine Waffe gegen seine Stirn und sorgte dafür, dass das nicht passieren würde.
    Dann breitete sich wieder Stille in dem mit Qualm gefüllten Gang aus – oder ich war erneut taub geworden. Halb im Schock starrte ich auf die vier Leichen. Es war alles so schnell gegangen. Es war keine Zeit geblieben, nachzudenken – man konnte nur
handeln, intuitiv und instinktiv reagieren. Ich klopfte meine Taschen ab, um festzustellen, wie viel Munition ich noch hatte. Kurz überlegte ich, ob ich Tonys und Chucks Waffen mitnehmen sollte, aber an beiden klebte Blut, und ich wollte keine Infektion riskieren. Als ich Basil erschossen hatte, war es verdammt knapp gewesen.
    Nachdem ich überprüft hatte, dass der Gang immer noch leer war, ging ich wieder in Basils Kabine und durchsuchte seinen Spind. Ganz unten fand ich ein sauberes T-Shirt mit der Aufschrift Malcasa Point – Ort der Liebenden. In einem kleinen Kulturbeutel fand ich außerdem ein Stück Seife, eine Flasche Rasierwasser und eine Tube mit antibakterieller Salbe. Mit einem Paar von Basils Socken wischte ich mein Gewehr sauber und desinfizierte es mit dem Aftershave. Dann schüttete ich mir das Rasierwasser über die Hände und schrubbte sie mit der Seife. Anschließend trocknete ich sie mit einer von Basils Unterhosen ab. Nachdem ich zufrieden festgestellt hatte, dass meine Hände sauber waren, rieb ich mir mit dem Aftershave das Gesicht ab. Der Alkohol brannte, aber es war guter Schmerz. Ich überprüfte mein Spiegelbild und suchte nach Pickeln oder Schnitten – allem, wodurch Hamelns Rache in meinen Körper gelangen könnte. Als ich sah, dass ich sicher war, seufzte ich erleichtert. Dann zog ich mein blutiges T-Shirt aus, indem ich es zerriss und wie ein Hemd abstreifte, statt es mir über den Kopf zu ziehen und noch einmal eine Infektion durch Basils Blut zu riskieren. Sobald
ich es los war, schlüpfte ich in das saubere Shirt. Es saß an Schultern und Bauch etwas knapp, aber es würde genügen. Schließlich rieb ich mir mit der antibakteriellen Salbe Hände und Gesicht ein, zum zusätzlichen Schutz. Ich hatte die Auswirkungen von Hamelns Rache selbst gesehen. Als Tum und Mitch infiziert worden waren, hatte sich die Krankheit rasend schnell in ihrem System ausgebreitet. Beide waren innerhalb weniger Minuten krank geworden. Ich fühlte mich nicht krank, also ging ich davon aus, dass ich okay war.
    Und dann schloss ich die Augen und betete zu einem Gott, an den ich nicht glaubte, dass es so bleiben würde. Mein ganzes Leben lang hatte man mir immer wieder gesagt, dass er sich um Menschen wie mich nicht scherte, dass er einen Engel gesandt hatte, um die Stadt Sodom zu vernichten, und zwar wegen Männern wie mir. Doch ich hoffte, dass Gott, falls er existierte, diesmal eine Ausnahme machen würde – wenn nicht für mich, dann für die Kinder. Tasha und Malik hatten ihm nichts getan. Sie verdienten eine bessere Welt als diese hier.
    »Amen«, sagte ich laut. Ich konnte mich selbst kaum hören. Ich fühlte mich nicht anders. Kein Gefühl des Friedens oder der Ruhe, von dem religiöse Menschen immer sagten, es überkomme einen im Gebet. Mir fiel das Graffiti wieder ein, das ich an der Kirchentür in Baltimore gesehen hatte: GOTT IST TOT. Vielleicht war das die Wahrheit. Und wenn es so war, vielleicht war er dann auch nur ein Zombie.
Sein Sohn war von den Toten zurückgekehrt, oder? Vielleicht war er hungrig gewesen.
    Ich öffnete die Augen, nahm mein Gewehr und ging wieder hinaus in das Schlachthaus. Als ich durch die Luke stieg, passierten zwei Dinge gleichzeitig – eine Explosion erschütterte das Schiff, und jemand schoss auf mich.

ELF
    E rst dachte ich, die zwei Knallgeräusche wären eine einzige große Explosion. Das erste war gedämpft und kam offenbar aus einem anderen Teil des Schiffes, war aber stark genug, um mich von den Füßen zu reißen. Die

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