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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ball
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ich lieber ins Freie gehen. Es ist sehr schön hier, ich vertrete mir gern die Füße ein bißchen.«
    Sobald er verschwunden war, stand Ellen auf und ging zum Telefon. Sie mußte anrufen, sie wollte es hinter sich bringen. Wenige Minuten später legte sie auf, erleichtert, daß der schreckliche Augenblick vorüber war. Sie trocknete sich die Augen und legte die Fotos wieder an ihren Platz. Dann sah sie auf die Uhr. Es war zehn Minuten vor zwölf. Um sich mit irgend etwas zu beschäftigen, ging sie in die kleine Küche und begann automatisch den Tisch zu decken. Für zwei Personen.
    Während sie die Tomaten zum Salat schnitt, dachte sie an ihren Onkel Albert. Jetzt, da er tot war, konnte sie kaum etwas für ihn tun. Sie konnte beten und, wenn sie dazu in der Lage war, der Polizei bei der Suche nach dem Täter helfen. Sie begriff nicht, wieso man einen farbigen Beamten geschickt hatte, doch die alten Grenzen verwischten sich eben. Vielleicht hinkte sie ihrer Zeit hinterher.
    Das Wetter war herrlich. Irgendwo in der Nähe hämmerte jemand. Das Leben ging weiter ... Sie mischte den Salat und stellte ihn auf den Tisch.
    Zehn Minuten später hatte sie das Essen angerichtet. Sie kehrte ins Foyer zurück, doch der Polizeibeamte war nicht zu sehen. Sie stieß die Haustür auf und fand ihn. Er stand am Zaun und richtete den Pfosten mit dem Schild wieder auf. Energisch schlug er den letzten Nagel in das Holz und legte den Hammer dann wieder in den Kofferraum seines Wagens.
    Ellen ging ihm entgegen. »Das war sehr nett von Ihnen. Sie haben mir eine Arbeit abgenommen, bei der ich mich schrecklich ungeschickt angestellt hätte.«
    »Keine Ursache«, versetzte Tibbs. »Könnte ich mir irgendwo die Hände waschen?«
    »Aber bitte. Dann wollen wir essen. Viel ist es nicht, aber es spricht sich besser dabei.«
    Tibbs folgte ihr ins Haus, verschwand in der Toilette, die sie im zeigte, und setzte sich dann zu ihr an den Tisch in dem kleinen Speiseraum. Er aß schweigend und wartete, bis er spürte, daß sie bereit war, aus sich herauszugehen,
    »Darf ich Ihnen jetzt ein paar Fragen über Ihren Onkel stellen?« begann er. »Wie war sein Name?«
    »Albert Roussel, Dr. Albert Roussel.«
    »Er war Arzt?«
    »Nein, Chemiker. Onkel Albert hat Chemie studiert. Er war so begabt, daß er ein Stipendium bekam. Nach seiner Prüfung arbeitete er bei einem Unternehmen in der Forschung, und vier Jahre später machte er seinen Doktor.« Sie dachte einen Moment nach. »Er blieb mehrere Jahre bei dieser Firma. Gleichzeitig arbeitete er zu Hause an Dingen, die ihn persönlich interessierten. Die Fotografie hatte es ihm am meisten angetan. Er beschäftigte sich mit den chemischen Reaktionen von Filmmaterial und dergleichen. Nach einer Weile machte er eine Entdeckung ...« Sie brach ab und schüttelte den Kopf. »Ich hab' etwas ausgelassen.« Sie schenkte Tibbs eine Tasse Kaffee ein. »Als mein Onkel noch studierte«, berichtete sie dann weiter, »lernte er ein Mädchen namens Joyce Bachelor kennen. Nach dem, was ich über sie gehört habe, muß sie nicht gerade ein bewundernswerter Mensch gewesen sein. Meiner Ansicht nach war sie eine krasse Egoistin, die nur sich selbst kannte.«
    Sie hielt inne. Auch Tibbs schwieg.
    »Onkel Albert war trotzdem sehr verliebt in sie. Während seiner Studienzeit und auch später waren sie immer zusammen. Aber ich nehme an, daß sie der Auffassung war, ihr späterer Ehemann müßte entweder einen Haufen Geld erben oder Großverdiener sein. Ich glaube schon, daß sie Onkel Albert gern hatte, aber sie konnte sich eben nicht vorstellen, daß er es zum Millionär bringen würde. Damit war er für sie erledigt.«
    Es schien sie zu erleichtern, über diese Dinge sprechen zu können. Ihre Stimme war ruhig, beinahe unpersönlich.
    »Joyce setzte ihren Kopf durch. Sie angelte sich einen Mann — einen älteren Mann —, der das ihrer Ansicht nach unentbehrliche Geld besaß. Eines Tages, nach mehreren Ehejahren, bekam er plötzlich auf dem Tennisplatz einen Herzschlag und hinterließ Joyce praktisch sein ganzes Vermögen. Inzwischen hatte Onkel Albert, wie gesagt, eine Entdeckung gemacht. Es handelte sich um einen Entwicklungsprozeß in der Farbfotografie. Er verkaufte das Patent, machte sich auf seinem Gebiet einen gewissen Namen und scheffelte aus den Tantiemen ziemlich viel Geld.«
    »Und da erschien Joyce wieder auf dem Plan«, meinte Tibbs.
    »Ja, aber nicht so, wie Sie meinen. Ich gebe mich gern der Vorstellung hin, daß Onkel

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