Totes Zebra zugelaufen
Ihnen im voraus reservieren?«
»Ja«, antwortete sie. »Die meisten Gäste melden sich an — zumindest in der Saison. Manche bestellen ihre Zimmer schon ein Jahr im voraus.«
Mooney legte seine Mütze auf den Tisch und warf einen Blick auf den Block in seiner Hand. »Ist in den letzten zwei Wochen ein Gast, der ein Zimmer bestellt hatte, dann nicht erschienen? Ich spreche von einem Mann von etwa fünfzig Jahren, der möglicherweise aus dem Ausland kam.«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein. Alle Gäste, die sich angemeldet hatten, sind eingetroffen. Außer den Hacketts. Aber die haben angerufen und ihre Reservierung streichen lassen. Sie sind auch noch ziemlich jung — Ende Zwanzig, Anfang Dreißig.«
Dick notierte sich den Namen des Hotels. »Danke«, sagte er.
Das Mädchen brachte ihn zur Tür. »Wir sind ein ruhiges Hotel«, versicherte sie. »Die meisten Gäste kommen jedes Jahr wieder. Es sind keine Leute, die mit dem Gesetz in Konflikt kommen.«
Er hörte den ängstlichen Unterton ihrer Stimme und sagte: »Darum geht es gar nicht. Wir suchen jemanden, der verschwunden ist, sonst nichts.« Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, doch auf diese Weise ließ es sich einfacher erklären.
Die Schultern des Mädchens entspannten sich. Sie war beruhigt. »Bei uns sind jedenfalls alle da. Ihre Beschreibung paßt sowieso auf keinen unserer Gäste, höchstens auf Onkel Albert. Und bei dem weiß man nie, wann er auftaucht.«
»Vielen Dank«, sagte Mooney und stieg wieder in seinen Wagen.
Es war das letzte Hotel auf seiner Liste; er kehrte zum Revier zurück und erstattete kurz Bericht. »Alles negativ.«
Es war die Antwort, die man erwartet hatte. Der diensthabende Beamte nickte. Mooney riß das Blatt mit seinen Notizen vom Block und gab es ab. Damit war seine Arbeit für den Tag getan.
»In der ganzen Gegend war's umsonst«, erzählte ihm der diensthabende Beamte.
Auch das hatte man erwartet. Doch im allgemeinen interessierte die Beamten, die mit einer Fahndung beschäftigt waren, der Ausgang der Sache. Und dabei wäre es auch geblieben, hätte der Beamte nicht, um irgend etwas zu sagen, hinzugefügt: »Auch nicht die kleinste Spur.«
Mooney fiel plötzlich etwas ein. »Ein Mädchen im Hotel PineShadows erklärte, sie hätte einen Onkel, auf den unsere Beschreibung paßt, aber bei dem wüßte man nie, wann er sich wieder sehen läßt.« Jetzt, da er diese letzte belanglose Neuigkeit auch noch losgeworden war, hatte er ein ganz reines Gewissen.
Später gab der diensthabende Beamte seinen Bericht nach Pasadena durch. »Eine gründliche Überprüfung unseres Dienstbereiches verlief negativ«, teilte er mit. Er überlegte, ob er noch etwas hinzufügen sollte. Wahrscheinlich war es überflüssig. Doch um seine Zuverlässigkeit unter Beweis zu stellen und weil er gern schwatzte, setzte er hinzu: »Ein Hotel haben wir allerdings, wo möglicherweise ein Mann erwartet wird, auf den Ihre Beschreibung paßt. Aber man weiß nicht, wann er eintreffen wollte.«
»Okay. Danke.«
Der Bericht wurde ebenso wie diese wenig aufschlußreiche Bemerkung an Bob Nakamura weitergeleitet, der die einlaufenden Auskünfte für Virgil Tibbs sortierte. Als Tibbs schließlich gegen sechs Uhr todmüde erschien, reichte ihm Bob den Bericht.
»Es ist praktisch alles da«, bemerkte er. »Und alles negativ. In einem kleinen Hotel in den Bergen erwartet man einen Mann, auf den unsere Beschreibung paßt, aber er hat sich nicht für eine bestimmte Zeit angesagt.«
»Aus dem Ausland?« fragte Tibbs.
»Einzelheiten wurden uns nicht mitgeteilt.«
»Wie heißt das Hotel?«
In der Frische des nächsten Morgens saß das Mädchen entspannt an seinem kleinen Schreibtisch neben dem halbgeöffneten Fenster und stellte die Unkostenrechnung für die vergangene Woche zusammen. Ein leichter Wind fuhr durch die Zweige der Tannen und bewegte sie leise. Sorgfältig sortierte sie die Rechnungen, die vor ihr lagen. Als es draußen läutete, schrieb sie rasch ihre Eintragung fertig und stand auf, um den Besucher zu empfangen.
Sie trat durch die Tür in das kleine Foyer und sah, daß der Besucher ein gutgekleideter schlanker Neger war. Im ersten Augenblick glaubte sie, er suche Arbeit. Sie stellte sich hinter den Empfangstisch und sagte mit genau dem richtigen Maß an Zurückhaltung: »Guten Morgen.«
»Guten Morgen«, erwiderte der Neger, und diese beiden Worte verrieten, daß er eine gute Schulbildung genossen hatte. »Ich habe Ihr Schild
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