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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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Fälschung?“
    „Jetzt nur keine Beleidigungen, Caspar“, antwortete er lachend. „Manchmal bleibt das Original unerreicht.“
    ***
    Er bekam seinen Speck und die Eier. Es schmeckte hervorragend und er aß eifrig vor sich hin. Köstliche Spiegeleier mit dicken Stücken Frühstücks-Bacon, Würstchen, gebackenen Bohnen, Black Pudding, gebratenen Tomaten und Pilzen. Statt den Toast einfach in den Toaster zu schieben, hatte Marie ihn kurz in der Pfanne knusprig gebraten, sodass das Brot das Fett des Specks aufgesaugt hatte. Es war die wohl beste Mahlzeit, die er seit langer, langer Zeit zu sich genommen hatte. Marie lobte ihn lächelnd wegen seines Appetits. Die anderen aßen kaum, trotzdem waren ihre Teller randvoll beladen. Nur den Kaffee kippten sie eifrig hinunter.
    Nach dem zweiten Teller ahnte er bereits, dass egal wie viel er essen würde, er nicht satt werden würde. Der Magen war schon zum Bersten gefüllt, aber es stellte sich einfach kein Sättigungsgefühl ein. Er wollte immer mehr, am liebsten hätte er geschrien und etwas kaputt gemacht. Als es physikalisch unmöglich wurde, mehr in sich hineinzustopfen, winkte er resigniert mit der Gabel ab. Was war nur los? Marie machte Anstalten seinen Teller erneut zu füllen. Mit der Pfanne in der Hand fragte sie ihn, ob er denn wirklich satt sei, es wäre noch jede Menge da. Er rülpste laut und versicherte ihr, dass er sich beim kleinsten Bissen mehr übergeben würde. Da wanderte der Inhalt der Pfanne in die Mülltonne — sie hatte viel zu viel gekocht und nichts wurde aufgehoben. Früher hätte er alles aufgehoben, aber früher war es auch scheiße gewesen.
    Beim Abwasch ekelte er sich vor den Essensresten, dem Fett und dem Geruch. Er hielt die ölige Pfanne vor sein Gesicht. „So ein Fraß“, murmelte er.
    Es roch nicht gut, es sah nicht gut aus, sein Magen fühlte sich schwer an und das Essen drückte wieder nach oben. Marie wedelte mit dem Handtuch.
    „Ich habe heute noch was vor, zack, zack“, sagte sie.
    Langsam löste sich sein Blick von der Pfanne und sie verschwand im Waschbecken.
    „Tut mir Leid“, stammelte er.
    „Wenn dich was stört oder beschäftigt, sag es. Wenn du etwas wissen willst, frag einfach. Ich habe doch gesagt, dass du am Anfang Probleme haben wirst. Und wer nicht fragt, bleibt dumm.“
    „OK. Also ich habe gegessen wie schon lange nicht mehr. Richtig gefressen, habe ich.“
    „Ist mir aufgefallen. Also, was stimmt nicht?“, fragte sie.
    Die Pfanne wanderte von Caspars Hand in die ihre.
    „Na, ich bin nicht satt.“
    „OK. Ich habe dir aber noch eine Portion angeboten, du wolltest nichts mehr.“
    „Schon klar. Ich bin auch bis oben hin voll. Da passt nichts mehr rein.“
    Ratlos wusch er einen Topf aus.
    „So ist es nun mal. Wir essen und werden nicht satt davon. Deswegen haben Dennis und ich auch nicht viel gegessen, es bringt ja nichts. Das Hungergefühl ist eine Kopfsache. Essen macht uns ganz einfach nicht glücklich. In unserem Kopf macht es nicht klick. Weißt du, was das für eine Arbeit sein kann, essen zu müssen? Alles nur um den Schein zu wahren! Alles damit die Leute keine Fragen stellen. So wie in der Wohnung, als wir zwei da gehockt haben. Heute könntest du ein ganzes Rind zerfleischen und würdest nicht satt werden … so wie früher, meine ich. Dir würde das Zerfleischen Spaß machen, aber nicht es hinterher zu essen.“
    „Und woher weiß ich, wann genug ist?“, fragte er.
    „Das musst du selbst entscheiden. Mach dir keine Sorgen um dein Gewicht, wir werden nicht dick.“
    „Das ist schon mal gut“, stellte er fest. „Müssen wir überhaupt essen?“
    „Ja, aber nicht viel. So weit ich weiß, ist noch keiner von uns verhungert. Wir sind Nahrungsbeschaffungsprofis, wenn es hart auf hart kommt. Wir schalten den Kopf ab und folgen unseren Instinkten. Während die Leute um uns herum umkippen, weil es nichts zu beißen gibt, finden wir, was wir suchen. Zur Not essen wir die Toten.“
    „Essen macht nicht glücklich?“, fragte er.
    „Nein. Aber was macht schon glücklich? Wir haben Hunger und sind gierig nach allem möglichen, aber nichts wird uns satt machen. Der Trick liegt darin, solche Gedanken auszublenden. Das passiert irgendwann automatisch. Bleib in Bewegung, stürz dich in die Arbeit, zerstreu dich irgendwie. Wenn es gar nicht mehr geht, guck dir einen Film an. Wir finden nur schwer Ruhe.“
    In Caspar stiegen Bilder der vergangenen Nacht auf. Was war mit Sirup?
    „Was ist mit

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